Seit Herbst 2015 hat die Stadt Zürich ihr Engagement für Flüchtlinge verstärkt: bei der Direkthilfe, bei der Aufnahme von Flüchtlingen und bei der Integration. Die lancierten Projekte laufen zufriedenstellend. Die Situation fordert die Stadt Zürich weiterhin.
Erhöhtes Engagement der Bevölkerung und von Organisationen
Die Stadt Zürich bietet aktuell 2772 Personen aus dem Asylbereich Unterkunft. Dank innovativer Unterbringungsformen wie in der «Halle 9», der Eröffnung von temporären Wohnsiedlungen und diversen Zwischennutzungen erfüllt die Stadt Zürich das vom Kanton vorgegebene Aufnahmekontingent. Bis Ende 2016 konnten 61 Flüchtlinge bei Privaten untergebracht werden, insgesamt sind 130 private Unterbringungs-Angebote eingegangen. Die Bereitschaft der Bevölkerung und von zivilgesellschaftlichen Organisationen, Flüchtlingen zu helfen, hat sich im Herbst 2015 stark erhöht und seither nicht abgenommen. Rund 200 Freiwillige unterstützen bei «AOZ TransFair» Flüchtlinge im Alltag. Zahlreiche weitere engagieren sich in Kirchgemeinden, Hilfswerken oder Vereinen. Sie organisieren Deutschkurse, sportliche Aktivitäten, kulturelle Angebote oder Spielanimation für Kinder.
Integrationsförderung – von Anfang an und mit Fokus auf Arbeit
Die Quote von positiven Entscheiden bei Asylgesuchen bleibt hoch. Die grosse Mehrheit von Asylsuchenden, die der Stadt Zürich zugewiesen werden, haben, beziehungsweise erhalten später einen Schutzstatus in der Schweiz. Eine frühe Integrationsförderung für Personen mit einem offenen Asylgesuch ist sehr wirksam. Die Stadt Zürich bietet neben gemeinnützigen Einsatzplätzen und Deutschkursen neu eine umfassende schulische Förderung als Vorbereitung für eine berufliche Grundausbildung an. Der zusammen mit Gastro Zürich lancierte Gastronomie-Kurs läuft erfolgreich. Die ersten Zertifikate konnten ausgehändigt werden.
Ohne Schule keine Integration
Rund 480 Kinder und Jugendliche sind in Zürich als Flüchtlinge angekommen. Bei ihnen übernimmt die Schule den wesentlichsten Teil der Integration. Die Schule erklärt die neue Heimat, vermittelt die Sprache, regelt die Tagesstruktur und sorgt vor allem auch wieder für eine gewisse Normalität. Die Schülerinnen und Schüler sind in 26 Aufnahmeklassen in allen Schulkreisen auf allen Schulstufen integriert. Es gibt Kinder und Jugendliche, die das in der Heimat und auf der Flucht Erlebte nicht verarbeiten können. Sie werden durch den Schulpsychologischen Dienst betreut, der auch Lehrpersonen im Umgang mit traumatisierten Kindern unterstützen kann. Die Fachschule Viventa bietet für Flüchtlinge im Alter von 16 bis 20 Jahren Deutschkurse an, die den jungen Menschen ermöglichen, sich in ihrer neuen Heimat zu verständigen.
Dreimal Direkthilfe im Projekt «Erst-Flucht-Stadt»
Viele Gemeinwesen im Libanon sind mit den vielen Flüchtlingen aus Syrien überfordert. Infrastruktur und Service Public befinden sich in einer oftmals prekären Lage. Das belastet das Zusammenleben der Einheimischen und der Flüchtlinge. Mit dem Projekt «Erst-Flucht-Stadt» unterstützt die Stadt Zürich lokale Behörden vor Ort, um die Situation für die Flüchtlinge und explizit auch für die lokale Bevölkerung zu verbessern. In einer ersten Phase werden drei Projekte unterstützt, die von libanesischen Gemeinden entwickelt wurden. In Homin el Fawkaa wird eine Schule renoviert, damit mehr syrische Flüchtlingskinder aufgenommen werden können. In Kaakyet El Jeser wird ein Gesundheitszentrum instandgesetzt und neu ausgestattet. Und ein neuer Brunnen in Qsaibet verbessert die Versorgung der stark gewachsenen Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser. Die drei Direkthilfe-Projekte starteten im Dezember 2016 und werden im April 2017 abgeschlossen. Die Stadt Zürich setzt für die drei Projekte je rund 35 000 Franken ein und arbeitet mit dem Hilfswerk Solidar Suisse zusammen, das seit 2012 im Libanon tätig ist.
Projektpartnerschaft mit libanesischer Stadt in Vorbereitung
Aktuell prüft die Stadt Zürich, wie im Rahmen einer weitergehenden Projektpartnerschaft eine libanesische Stadt bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben unterstützt werden kann. Die Auswahl einer geeigneten Gemeinde für die Projektpartnerschaft erfolgt bis im Sommer, gestützt auf die Erfahrungen aus den Direkthilfe-Projekten. Die Unterstützung ist für ein bis drei Jahre vorgesehen. Für die Projektpartnerschaft hat der Stadtrat insgesamt 350 000 Franken bewilligt.