Verschwundene Orte der Reformation
Zürcher Klöster und Kapellen: von den Reformatoren abgeschafft. Ausstellung und E-Publikation.
Kirchen, Klöster und Kapellen sind durch ihre symbolische Bedeutung und architektonische Präsenz wichtige Orientierungspunkte. Um sie herum entstehen ganze Städte oder sie werden an markanten Orten errichtet und unterstreichen deren Bedeutung. Ihr Verschwinden ist umgekehrt eine Zäsur, welche die Wahrnehmung des Raumes verändert.
Die Reformation bedeutete für Zürich eine in vielerlei Hinsicht tiefgreifende Umwälzung. Eine davon stellt die Abschaffung vieler Kirchen, Klöstern und Kapellen dar. Einige dieser Bauwerke wurden unmittelbar nach der Reformation abgebrochen. Andere wurden zweckentfremdet und erst im Zuge des grossen Stadtwachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aus dem Weg geräumt. Die Ausstellung und Publikation lassen einige dieser einst für Zürich wichtigen Bauten wieder aufleben. Für was standen sie und was hatten die Reformatoren gegen sie?
Der Vorgang im Anschluss an die Reformation hat einen aktuellen Bezug. Auch heute stehen wieder überzählige Kirchen zur Diskussion. Die Gründe dafür sind allerdings andere.
Kippbilder
Wie sähe der Ort aus, wenn das Kloster, die Kapelle nicht verschwunden wäre? Ehemalige Kirchen, Klöster und Kapellen wurden digital rekonstruiert und am heutigen Standort eingesetzt.
Das ehemalige Kloster Oetenbach im heutigen Stadtgefüge zwischen Urania- und Lindenhofstrasse. Blick aus dem städtischen Amtshaus IV. (Foto Valentin Jeck, Visualisierung Joe Rohrer auf Grundlage Urs Jäggin/AfS)
Das ehemalige Kloster St. Martin thronte dort, wo heute das Restaurant «Altes Klösterli» steht. Im Vordergrund der Zürcher Zoo mit dem «Afrikanischen Gebirge» und einer Horde Dschelada-Pavianen. (Foto Valentin Jeck, Visualisierung Joe Rohrer auf Grundlage Urs Jäggin/AfS)
Die Kirche St. Stephan und die Kapelle St. Anna standen einst vor der Stadtmauer. Heute könnte der Standort kaum zentraler sein, denn an der Stelle befindet sich der Coop-City St. Annahof an der Bahnhofstrasse. (Foto Valentin Jeck, Visualisierung Joe Rohrer auf Grundlage Urs Jäggin/AfS)
Bildnachweis Lebensbilder: Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Archäologie / Joe Rohrer, bildebene.ch
Im Kontext der internationalen Reformationsfeierlichkeiten haben Kanton und Stadt Zürich, die Evangelisch-reformierte Landeskirche, der Reformierte Stadtverband Zürich und Zürich Tourismus den Verein «500 Jahre Zürcher Reformation» ins Leben gerufen. Barbara Weber und Martin Heller wurden mit der inhaltlich-kuratorischen Gesamtleitung beauftragt; sie entwickelten mit verschiedenen Personen und Institutionen sie ein facettenreiches Langzeit-Festival für Stadt und Kanton, in dessen Rahmen auch diese Ausstellung und Publikation stehen. Weitere Informationen unter www.zh-reformation.ch.