Unsere natürlichen Ressourcen erschöpfen sich, die Gewinnung von Rohstoffen braucht viel Energie und verursacht mitunter grosse Umweltbelastungen. Eine Lösung bietet die Kreislaufwirtschaft. Ihr Ziel ist es, Materialien, Produkte sowie deren Komponenten so lange wie möglich im Umlauf zu halten. So werden Ressourcen geschont, Abfallmengen gesenkt und Umweltbelastungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduziert.
Diese Vorteile möchte die Stadt konsequenter nutzen, indem sie die Strategie «Circular Zürich» mit 79 Massnahmen umsetzt. Anfang Februar wurde die Umsetzungsagenda präsentiert. Die Massnahmen sind in erster Linie auf die Dienstabteilungen der Stadtverwaltung zugschnitten. KMU können sich jedoch einzelne Massnahmen abschauen und für sich umsetzen. Damit können sie im besten Fall und mit langfristigem Fokus auch Geld sparen.
In drei Schritten zur Kreislaufwirtschaft in KMU
Recycling und Wertstofftrennung
Bei Kreislaufwirtschaft denken viele zuerst an Recycling, also an das konsequente Sammeln und Wiederverwerten von Wertstoffen wie Papier, Karton, PET-Flaschen, Glas und Alu-Dosen. «Wertstofftrennung im eigenen Betrieb ist eine einfach umsetzbare Massnahme für Unternehmen», sagt Sara Graf, Projektleiterin für Kreislaufwirtschaft bei Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ). Da diese Wertstoffe gratis gesammelt oder abgegeben werden können, sparen Unternehmen bei der Abfallentsorgung. Kreislaufwirtschaft geht jedoch weit über Recycling hinaus.
Materialverbrauch minimieren, Design und Produktionsprozesse optimieren
Es lohnt sich, eine Bedarfsanalyse im Betrieb durchzuführen, um den Materialverbrauch zu minimieren und die Produktionsprozesse zu optimieren. Solche betrieblichen Optimierungen sind oft naheliegend und weit verbreitet. «Einen Blick über den betrieblichen Tellerrand hinaus zu wagen, stellt sich jedoch oft als Herausforderung dar», erklärt Sonja Gehrig, welche die Strategie «Circular Zürich» und ihre Umsetzung gesamtstädtisch koordiniert. «Dabei sind die Optimierungen im Produktdesign wichtige Anknüpfungspunkte zum Sparen von Ressourcen und somit auch von Abfall.» Kreislauffähige Produktdesigns zeichnen sich beispielsweise dadurch aus, dass die Produkte robust und reparierbar sind, einfach in ihre Einzelteile zerlegt und am Ende ihrer Lebensdauer recycelt werden können. «Solche sogenannten Öko-Designs können Türen öffnen, hin zu neuen Geschäftsmodellen in Richtung vermieten statt verkaufen von Produkten, verbunden mit Service- und Unterhaltsangeboten», meint Gehrig.
Folgende Fragestellungen können weiterhelfen:
- Ist es wirklich notwendig, ein Produkt selbst zu besitzen, oder könnte dieses auch gemietet werden?
- Entstehen im Produktionsprozess Nebenströme, die vielleicht von anderen Firmen als Rohstoff genutzt werden können?
- Gibt es im Betrieb Dinge, die nur einmal verwendet werden, für die es aber eine Mehrwegalternative gäbe?
Um das Potenzial solcher Fragen zu erkennen, unterstützt die Stadt Zürich KMU mit einer kostenlosen Öko-Kompass-Beratung. Der Kanton Zürich hilft KMU mit dem Standortförderungsprogramm KMU und Innovation. Für Unternehmen, die eine Kantine führen oder selbst Lebensmittel produzieren und verkaufen, bietet die Stadt Zürich auch Unterstützung und Begleitung zum Vermeiden von Food Waste an. Für Take-away-Angebote gilt es, auf Einwegbehältnisse für Kaffee oder Essen zu verzichten und stattdessen die Lebensmittel in Mehrweggeschirr – zum Beispiel von ReCircle – abzufüllen.
Konsum- und Nutzungsphase verlängern
Beim dritten Schritt geht es darum, die Lebens- und Nutzungsdauer der Produkte zu verlängern, und zwar auf möglichst werterhaltende Art. Dabei stehen Strategien wie Teilen, Wiederverwenden, Reparieren und Wiederaufbereiten im Vordergrund. Dies funktioniert nur, wenn Produkte auch zur Langlebigkeit und Reparierbarkeit designt werden. Sollte dennoch keine Verwendung mehr für Produkte bestehen, können sie weitergegeben oder weiterverkauft werden. Dafür eignen sich beispielsweise Secondhand-Plattformen. Dieses Vorgehen ist nicht nur günstiger als Entsorgen, sondern auch im Sinne der Kreislaufwirtschaft. In den vergangenen Jahren sind zudem verschiedene Initiativen ins Leben gerufen worden, welche das Mieten, Teilen und Tauschen von Gütern ermöglichen. Firmen können sich dafür auch zusammenschliessen und ihren eigenen Kreislauf bilden, wie in der Initiative Made in Zürich.
Die Stadt als Testerin von neuen Ideen
Fachspezialistin Graf denkt das Teilen weiter: «Vielleicht lässt sich ein Tauschtisch im Unternehmen aufstellen, über den sich Mitarbeitende Gegenstände zuschieben können, die noch intakt sind, aber nicht mehr benötigt werden.» So könnte sich der gesamte Betrieb an der Ressourcenschonung und Abfallvermeidung beteiligen. Erst wenn alle diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, sollte das Recycling ins Spiel kommen.
Wer als Betrieb eigene Energie in die Entwicklung von innovativen und kreislauffähigen Ideen und Produkten steckt, kann sich bei der Stadt Zürich melden. Fachleute unterstützen nach Möglichkeit beim Prüfen von innovativen, kreislauffähigen Lösungen. Kontakt: kreislaufwirtschaft@zuerich.ch