Konkrete Massnahmen zur Hitzeminderung
Die Dienstabteilungen der Stadt haben den Auftrag, ein breites Spektrum von Massnahmen umzusetzen, die zur Hitzeminderung in Zürich beitragen. Im Zentrum der Umsetzungsagenda stehen die Hitzeminderung im Aussenraum sowie der Erhalt der Kaltluftströme. Hier finden Sie aktuelle Beispiele für solche Massnahmen.
Stadtklima beim Bauen berücksichtigen
Die Stadt berücksichtigt den Klimawandel bei ihren Bauprojekten. Die entsprechend angepasste Bauweise ist zum Beispiel ein Kriterium in den Ausschreibungen für die Bauprojekte und Architekturwettbewerbe der Stadt. Das Tiefbauamt setzt im Rahmen der Umsetzungsagenda zur Fachplanung Hitzeminderung verschiedene Projekte um und teste neue Verfahren.
Beispiele
Klimagerechte Umgestaltung der Heinrichstrasse
In der Heinrichstrasse wurden zusätzliche Bäume sowie Heckenkörper gepflanzt. Zudem wurde das Prinzip der «Schwammstadt» umgesetzt: Dabei soll mehr Regenwasser zurückbehalten werden, das über das Stadtgrün verdunsten kann. Die Lebensbedingungen der Bäume wurden mit einem speziellen Baumsubstrat und grösserem Wurzelvolumen verbessert. Die Aufenthaltsbereiche gestaltete das Tiefbauamt zur Hitzeminderung mit neuen Bäumen, Hecken und Sitzbänken. Am nordseitigen Trottoir ist so ein fast durchgehend entsiegelter Streifen mit 8 m Breite entstanden.
Fertigstellung: Juli 2023
Wohnüberbauung Stadtstück Triemli-Goldacker
Vier- bis fünfstöckigen Einzelhäusern, durchfliessenden Grünräume, durchlässig , um in den heissen Sommermonaten kühlende Luftströme vom Uetliberg herab zu ermöglichen.
Baustart: 2021
Neubau Schulhaus Borrweg
Photovoltaikanlage, Stellung des Gebäudes zum Hang , damit die relevanten Kaltluftströme frei passieren können; Bepflanzung der Aussenräume trägt zur Hitzeminderung im Gebäude bei.
Baustart: 2022
Die neu geplante Schulanlage Saatlen Schwamendingen
Beim Bau der neuen Schulanlage wird viel Wert auf Elemente zur Hitzeminderung und auf Biodiversität gelegt. Die Dächer, Terrassen und Fassaden der Gebäude werden artenreich bepflanzt. Die grosse Freifläche bleibt vielerorts unversiegelt und wird von Bäumen umgeben sein. Damit leistet die Schulanlage einen Beitrag zur Biodiversität und zu einem angenehmen Lokalklima.
Baustart: 2025
Schulanlage im Isengrind, Unter-Affoltern
Neubau im Minergie-P-Eco-Standard mit Photovoltaikanlage, minimale Versiegelung, grosser Baumbestand
Baustart: 2025
Pilotprojekte und Sofortmassnahmen umsetzen
Mit Pilotprojekten und Sofortmassnahmen zur Hitzeminderung sammelt die Stadt Zürich Erkenntnisse, die für die weitere Umsetzung der Hitzeminderung von grosser Bedeutung sind. Diese Massnahmen dienen als Beispiele und Argumentarien im Austausch mit privaten Eigentümer*innen. Es ist aber auch das Ziel, Erkenntnisse zu gewinnen und sie für strategische und konzeptionelle Grundlagen der Stadt nutzbar zu machen.
Um Aspekte der Hitzeminderung rasch in Projekte implementieren zu können, wurde vom Tiefbauamt die Guideline Quickwins Hitzeminderung (Sofortmassnahmen) erarbeitet. Sie dient den Projektleitenden dazu, Projekte auf ihre Potenziale zur Hitzeminderung zu prüfen und bietet dabei die Möglichkeit, Ideen anzustossen, Massnahmen zu testen und Synergien in den Projekten zu generieren. Als besonders geeignet herausgestellt haben sich etwa Massnahmen wie Bäume oder Grünstreifen.
Solche Grünstreifen sind zum Beispiel geplant...:
- … an der Rothstrasse im Kreis 6, Abschnitt Seminar- bis Zeppelinstrasse (Umsetzung ab 2024).
- … oder an der Luggwegstrasse in Altstetten, Abschnitt Badener- bis Rautistrasse (Umsetzung ab 2024).
Beispiele
Pilotprojekt Alto Zürrus
Eine über dem Turbinenplatz künstlich erzeugte Nebelwolke soll an Hitzetagen zusätzlich zu den Bäumen für Abkühlung sorgen. Im Rahmen der hitzemindernden Massnahmen in Zürich-West wurde «Alto Zürrus» heute von Stadträtin Simone Brander als Pilotprojekt in Betrieb gesetzt. Bis September 2024 versprüht die Wolke an trockenen und heissen Tagen ihren kühlenden Nebel.
Pilotprojekt «Helle Strassenbeläge Roggenstrasse»
In der Roggenstrasse im Kreis 5 führt das Tiefbauamt der Stadt Zürich im Rahmen der Umsetzung ein Pilotprojekt mit unterschiedlichen Strassenbelägen durch. Für das Pilotprojekt wurden in der Roggenstrasse in Zürich-West neue Beläge eingebaut und die rund 110 Meter lange Strasse in drei Flächen unterteilt: In eine Referenzfläche, die aus herkömmlichem, eher dunklem Asphalt besteht sowie in zwei Flächen mit unterschiedlich hellen Belägen. Die beiden hellen Beläge wiederum unterscheiden sich in Farbe und Zusammensetzung. Die Ergebnisse zeigen, dass helle Beläge einen geringen Einfluss auf die Oberflächentemperatur haben.
Mehr Informationen zu Massnahmen zur Hitzeminderung im Tiefbau
Entsiegelung von kleinen Flächen am Escher-Wyss-Platz
Eine kleinräumige Entsiegelung kann an der entsprechenden Stelle zwischen 3 und 6 Grad Temperaturunterschied ausmachen. Aufgrund der gemachten Erfahrungen und Kontrollmessungen können die Fachleute Schlüsse ziehen, was die Umsetzung in einem grösseren Perimeter bewirken kann, z.B. wenn grossflächig Verkehrsteiler in einem wärmebelasteten Gebiet entsiegelt würden. Eine Analyse und Simulation über den Pilotprojektperimeter hinaus zeigt das gesamte Potenzial im betreffenden Gebiet.
Neue Prinzipien anwenden und Erkenntnisse gewinnen
Während hitzemindernde Massnahmen bei Neubauten inskünftig bereits bei Projektbeginn einbezogen werden können, sind Änderungen im Bestand oft schwierig und aufwändig oder gar ganz unmöglich, wenn zum Beispiel bestehende Bäume nicht gefährdet werden sollen. Trotzdem versucht das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement in ausgewählten Pilotprojekten Elemente der sogenannten «Schwammstadt» umzusetzen, um den hitzemindernden Bäumen bessere Lebensbedingungen zu verschaffen.
Ein Abschnitt der Giessereistrasse wurde mit Elementen der Schwammstadt umgebaut. Dafür brauchte es ein bewusstes System zur Regenwasserbewirtschaftung sowie einen Sicker- und Verdunstungsbereich. Durch diese Konstruktion fliesst das Regenwasser nur noch während der Wintermonate, in denen Streusalz zum Einsatz kommt, in die Kanalisation. In der übrigen Zeit wird das Regenwasser in den Vegetationsbereich umgeleitet, wo es langsamer abfliesst oder über die Bäume verdunsten kann. Mit der Pflanzung von neun zusätzlichen Bäumen wurde der Bau des Projekts im Dezember 2020 abgeschlossen.
Förderung von Vertikalbegrünung
Grün Stadt Zürich ist bestrebt, mit hitzemindernden Grün- und Freiräumen, zu hoher Lebensqualität in allen Quartieren der Stadt Zürich beizutragen. Zudem verfolgt die Dienstabteilung das Ziel, hitzemindernde Massnahmen auf privatem und öffentlichem Grund mittels Beratung und finanzieller Förderung zu unterstützen.
Dach- und Vertikalbegrünungen in der Stadt erhöhen die Lebens- und Aufenthaltsqualität, haben positiven Einfluss auf das Stadtklima und fördern die städtische Biodiversität. Im zunehmend verdichteten Innenstädte erhöhen sie den Anteil an Grünfläche ohne viel Bodenfläche zu beanspruchen.
Im Pilotprojekt «Städtische und private Vertikalbegrünungen» wurden 2020 die rechtlichen und bautechnischen Grundlagen weitgehend erarbeitet und die Website überarbeitet. Pilotprojekte sind in Abklärung. Als grünes Förderinstrument für die Hitzeminderung wurde das bestehende Förderprogramm «Mehr als Grün» weiterentwickelt.
Ein aktuelles Beispiel ist auch die Begrünung der Südfassade des Triemlispitals in Zürich. Das Modellprojekt soll ab 2022 die lokalen Hitzeeffekte mindern und als «Trittstein» zur Vernetzung der Lebensräume von Pflanzen und Tieren beitragen. Zudem soll von dem Projekt eine Signalwirkung für weitere Vertikalbegrünungen in der Stadt Zürich ausgehen.
Rechtliche Grundlagen schaffen
Die Anliegen im Bereich Hitzeminderung wurden bei Teilrevisionen des Planungs- und Baugesetzes (PBG) und des kantonalen Richtplans eingebracht. Die Revision der Nutzungsplanung wird auf die kantonalen Gesetzesprojekte abgestimmt, die Projektorganisation aufgegleist. Erste Studien sind angestossen. Stadtklimatische Anliegen wurden in den behördenverbindlichen kommunalen Richtplänen Siedlung, Landschaft, öffentliche Bauten und Anlagen (SLöBA) und Verkehr verankert.
Informations – und Hitzewarnsysteme
Um die Gesundheit der Bevölkerung während Hitzeperioden zu schützen, wurden die bestehenden Informations- und Hitzewarnsysteme gezielt auf heisse Sommertage weiterentwickelt. Neue Erkenntnisse fliessen in die Schulungsprogramme der Mitarbeitenden in Alters- und Pflegeeinrichtungen ein. Für Mitarbeitende, die bereits heute stark von der Hitze betroffen sind, werden geeignete Massnahmen, z.B. angepasste Bekleidung, Schutzmaterial, Anpassung von Arbeitsprozessen und -zeiten, ausreichend Getränke, umgesetzt. Massnahmen, um Leistungseinbussen aufgrund von Hitze zu verhindern, sind geplant.
Führungen, Veranstaltungen, Stadtspaziergänge zum Thema Hitze in Zürich
Umsetzungsagenda zur Fachplanung Hitzeminderung
Die Umsetzungsagenda dient als Wegleitung für die Stadtverwaltung. Mit den Massnahmen verankern die Dienstabteilungen die Anliegen der Hitzeminderung in ihrem Einflussbereich – in ihren Strategien, in Architekturwettbewerben, in zahlreichen Pilotprojekten im Hoch- und Tiefbau sowie in ihrer Beratung.
Statusbericht zur Fachplanung Hitzeminderung
Der Statusbericht zeigt den Stand der Umsetzung sowie die Erkenntnisse aus der Umsetzungsperiode 2020–2023 auf und gibt einen Überblick über die Kosten.