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Treibhausgasbilanz

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Treibhausgasemissionen in der Stadt Zürich haben seit 1990 deutlich abgenommen. Im Mittel der letzten fünf Jahre setzten die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt rund 4.3 Tonnen Treibhausgase pro Person und Jahr frei. Das sind etwa 1.9 Tonnen weniger als im Jahr 1990.
  • Vor allem im Gebäudebereich konnten durch energetische Sanierungen und dem Umstieg von fossilen auf erneuerbaren Energieträgern Treibhausgase eingespart werden.
  • Die jährlichen Werte sind mit Vorsicht zu interpretieren, da sie stark von der Witterung und auch anderen Einflüssen (wie z.B. COVID-19 im Jahr 2020) abhängen. Ausschlaggebend für die Trendbetrachtung ist jedoch die langfristige Entwicklung.
  • Das Zwischenziel für das Jahr 2020, nur noch 4 Tonnen Treibhausgase pro Person und Jahr freizusetzen, konnte im Mittel der letzten fünf Jahre nicht erreicht werden. Einzig im COVID-19-Jahr 2020 wurde das Zwischenziel erreicht. Die Auswirkungen von COVID-19 zeigen sich bei den Energieträgern Benzin, Diesel, Kerosin und Strom. Die gesetzten Ziele bleiben nach wie vor eine grosse Herausforderung. Die Roadmap 2000-Watt-Gesellschaft der Stadt Zürich zeigt jedoch, dass die Ziele grundsätzlich und auf lange Frist erreichbar sind. Alle sind jetzt gefragt – die Stadt und ihre Einwohnerinnen und Einwohner, der Bund, der Kanton und die Wirtschaft.

Treibhausgasbilanz 1990 bis 2020

Weiterführende Informationen

Definition Treibhausgasbilanz

Die aktuelle Treibhausgasbilanz der Stadt Zürich wird gemäss 2000-Watt-Methodik aus dem Endenergieverbrauch von Haushalten, Verkehr und Wirtschaft hochgerechnet. Dabei werden auch diejenigen Treibhausgasemissionen berücksichtigt, welche durch Herstellung, Transport und Verarbeitung der Energieträger verursacht werden (siehe auch Bilanzierungskonzept der 2000-Watt-Gesellschaft).

Gemäss Bilanzierungsvorgaben sind in diesem Indikator die Treibhausgasemissionen aus nicht-energetischen Nutzungen (z. B. Konsum, Nahrung) nicht einbezogen. Die Zahlen können für Zürich nicht ermittelt werden. Es gibt aber Abschätzungen dazu auf nationaler Ebene, welche auf Basis der Import-Exportstatistik der Schweiz berechnet wurden.

Der Flugverkehr wird in der Treibhausgasbilanz berücksichtigt, indem der bevölkerungsproportionale Anteil des in der Schweiz ausgeschenkten Kerosins in die Bilanz einbezogen wird.

Auswirkungen von COVID-19

Das Jahr 2020 wurde massgeblich von der COVID-19-Pandemie bestimmt. Neben den gesundheitlichen und gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen hatte die Pandemie auch weitreichende energiewirtschaftliche Folgen. Durch die Lockdown-Beschränkungen und die Home Office Empfehlung kam es zu einer Reduzierung der globalen CO₂-Emissionen, der lokalen Luftschadstoffe sowie der Energienachfrage (Friedlingstein et al., 2020, Le Quéré et al., 2020, Liu et al,. 2020, Ou et al., 2020). 

Die Auswirkungen von COVID-19 zeigen sich auch eindrücklich in der Treibhausgasbilanz der Stadt Zürich. So verzeichnen die Treibhausgasemissionen von Benzin und Diesel einen Rückgang von rund 5 Prozent (im Vergleich zu 2019). Der Kerosinverbrauch ist im Jahr 2020 um über 60 Prozent gesunken. 

Deutliche Senkung im Gebäudebereich

Der Hauptanteil der Senkung der Treibhausgasemissionen liegt im Gebäudebereich. Einerseits führten die wärmetechnische Sanierung von Bauten und die Errichtung von Ersatzneubauten zu einer Reduktion des Wärmebedarfs. Andererseits trugen der vermehrte Einsatz von Fernwärme und der Ersatz von Ölheizungen durch Gas- und Wärmepumpenheizungen zu einer weiteren Senkung der Treibhausgasemissionen aus fossilen Brennstoffen bei.

Treibhausgasemissionen Verkehr

Die Treibhausgasemissionen im Bereich Mobilität sind in der Stadt Zürich zwischen 1990 und 2020 leicht gesunken – im Gegensatz zur gesamten Schweiz, wo weiterhin ein Anstieg verzeichnet wird. An den gesamten Treibhausgasemissionen in der Stadt Zürich hat der Verkehr einen Anteil von rund 40 Prozent. Damit kann und muss die Mobilität auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft eine wichtige Rolle übernehmen.

Das Berechnungsmodell für den Endenergieverbrauch des Verkehrs basiert auf Erhebungen in einzelnen Jahren (2010 und 2015) sowie Indikatoren für die Schätzung in den Zwischenjahren. Die wichtigste Grundlage bildet der Mikrozensus Mobilität und Verkehr, eine telefonische Erhebung zum Verkehrsverhalten der Schweizer Wohnbevölkerung, welche alle fünf Jahren stattfindet. Im Jahr 2015 wurde das Berechnungsmodell für den Endenergieverbrauch des Verkehrs angepasst, eine Anpassung im Jahr 2020 fand Aufgrund COVID-19 nicht statt. Zudem wurden die bisher verwendeten Verbrauchsfaktoren im Jahr 2016 aktualisiert. Diese methodischen Veränderungen wurden für die Jahre 2015 bis 2018 angewendet. Die Jahre vor 2015 sind somit nicht mehr unmittelbar vergleichbar mit den Folgejahren. Die methodischen Veränderungen schlagen sich am stärksten in der Berechnung des Benzinverbrauchs nieder – Abweichungen von rund 30 Prozent sind festzustellen. Beim Dieselkonsum resultieren nur geringe Veränderungen.

Die Effekte von COVID-19 zeigen sich im Jahr 2020 in einem Rückgang von rund 5 Prozent (im Vergleich zu 2019) für die Energieträger Benzin und Diesel. Der Kerosinverbrauch ist im Jahr 2020 um über 60 Prozent gesunken.

Liberalisierung Strommarkt

Die Zusammensetzung des Strommixes hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Seit 1.1.2015 beliefert das städtische Elektrizitätswerk ewz alle Haushalte und die privaten Kundinnen und Kunden, die nicht selber ihren Stromanbieter wählen können, ausschliesslich mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien. Seit 1.1.2020 werden auch Geschäftskundinnen und –kunden mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien beliefert. Der Anteil an Strom aus Kernkraft ist infolge von rund 27 Prozent (2014) auf Null Prozent (2020) gesunken, der Anteil an Strom aus Wasserkraft von rund 60 Prozent auf rund 70 Prozent gestiegen.

Der positive Effekt dieser Ökologisierung der Stromprodukte wird jedoch durch die Strommarktliberalisierung gedämpft. Grosskundinnen und -kunden können frei entscheiden, bei welcher/welchem Anbieterin/Anbieter sie Strom beziehen. Da für den Strom, der nicht bei ewz bezogen wird, nur die Menge, nicht aber die Qualität bekannt ist, wird hierfür in der Statistik der durchschnittliche Strommix im europäischen Markt eingesetzt. Dieser enthält einen erheblichen Anteil an fossil erzeugtem Strom aus Kohle- und Gaskraftwerken. Der Anteil «Strommix Europa» am Gesamt-Stromverbrauch der Stadt Zürich ist in den letzten Jahren kontinuierlich auf mittlerweile über 20 Prozent gestiegen.

Wo steht Zürich auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft?

Die Stadt Zürich verzeichnet in der Klimapolitik einige Teilerfolge. So konnten die Treibhausgasemissionen bis 2020 um rund 30 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden. Dem Zwischenziel 2020 von 4 Tonnen Treibhausgasemissionen pro Person und Jahr nähert sich die Stadt Zürich, allerdings noch zu langsam. Insbesondere das langfristige Ziel von 1 Tonne bis 2050 ist eine grosse Herausforderung. Hier bedarf es enormer Anstrengungen. Massnahmen müssen in sämtlichen energierelevanten Sektoren ergriffen werden. Da die Handlungsspielräume der Stadt Zürich in einigen Bereichen beschränkt sind (z. B. Flugverkehr, Treibstoff, Stromeffizienz, Heizungsersatz), ist die Stadt Zürich auf entsprechende Anstrengungen des Kantons Zürich, des Bundes und aller Einwohnerinnen und Einwohner angewiesen. 

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