Tempo 30 bringt mehr als bisher allgemein angenommen. Mit der Temporeduktion sinkt nicht nur der tatsächliche Lärmpegel wahrnehmbar, sondern die Strassenlärmbelästigung sowie selbstberichtete Schlafstörungen gehen überproportional zurück. Gleichzeitig steigt das Verkehrssicherheitsempfinden. Dies hat eine neue Studie mit Vorher-Nachher-Befragungen ergeben. Demnach profitieren Anwohnende von einer zusätzlichen Entlastung von rund 2 Dezibel am Tag und 4 Dezibel in der Nacht. «Wir gehen davon aus, dass diese überproportionale Entlastung zu grossen Teilen auf die Veränderung der Lärmcharakteristik zurückgeht», erklärt Rainer Zah, Leiter Geschäftsbereich Umwelt beim UGZ. Bei Tempo 30 verstetigt sich der Verkehrsfluss, die Maximalpegel der Vorbeifahrten gehen stark zurück und der Anstieg des Lärmpegels bei einer einzelnen Vorbeifahrt erfolgt langsamer.
Grossangelegte Bevölkerungsbefragung
Die von UGZ und BAFU gemeinsam durchgeführte Studie basiert auf einer empirischen Längsschnitt-Befragung und entsprechenden individuellen Immissionspegelberechnungen am Wohnort der Antwortenden. Zwischen 2017 und 2020 haben Anwohnende dafür zweimal die gleichen Fragen beantwortet – zuerst vor der Temporeduktion und nochmals nach der Umstellung auf Tempo 30. Angefragt wurden 3700 zufällig ausgewählte Personen entlang von 15 verschiedenen Streckenabschnitten in der Stadt Zürich.
Geantwortet haben bei der ersten Befragung rund 1300 Personen. 880 Anwohnende füllten den Fragebogen zweimal aus. Auf den untersuchten Streckenabschnitten sind Individualverkehr und ÖV-Busse unterwegs. Sie weisen ein durchschnittliches tägliches Verkehrsaufkommen von bis zu 9000 Fahrzeugen auf. Die durchschnittliche Geschwindigkeit ist durch die Tempo 30-Signalisation von 40 km/h auf 31 km/h gesunken. Durch den Geschwindigkeitsrückgang von rund 9 km/h beträgt die physikalische Lärmreduktion durchschnittlich 1.6 Dezibel tags und 1.7 Dezibel nachts. Zählt man die zusätzliche gefühlte Entlastung der Anwohnenden um 2 Dezibel am Tag und 4 Dezibel in der Nacht dazu, ergibt das für die Befragten einen Rückgang der wahrgenommenen Strassenlärmbelastung um bis zu 5.7 Dezibel.
«Passend zum heutigen Tag gegen den Lärm ist die Studie ein starkes Zeichen: Tempo 30 bleibt für uns ein zentrales Anliegen, denn der Nutzen für die Bevölkerung ist sehr gross», sagt UGZ-Direktor René Estermann. Und: «Wer einmal an einer Tempo-30-Strasse wohnt, will diese Verbesserung der Lebensqualität nicht mehr hergeben.» An stärker befahrenen Strassen mit grösserer Geschwindigkeitsreduktion dürfte der Rückgang der Lärmbelästigung noch deutlicher ausfallen.