Beschaffung von Lebensmitteln
Nachhaltigkeitsstandard für die Beschaffung von Lebensmitteln
Für städtische Verpflegungsbetriebe gelten ab 2025 neue Nachhaltigkeitsstandards für die Einkäufe von Lebensmitteln. Die Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich setzt einen Anteil nachhaltiger Produkte von 50 Prozent bis 2026 zum Ziel. Damit leistet die Stadt im Bereich Ernährung einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und nimmt ihre Vorbildfunktion wahr.
ECLASS
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Geltungsbereich
Die Nachhaltigkeitsstandards sind für die Verpflegungsbetriebe der Stadt Zürich bei allen Beschaffungen von Lebensmitteln und Verpflegungsdienstleistungen verbindlich, sofern die Produkte verfügbar sind. Für die übrige Stadtverwaltung wird die Anwendung der Nachhaltigkeitsstandards empfohlen.
Nachhaltigkeits-Hotspots
Generell entsteht ein Grossteil dieser Belastungen bei der Produktion der Lebensmittel. Bei der Beschaffung von Lebensmitteln sind insbesondere die folgenden Nachhaltigkeits-Hotspots zu beachten:
- Beitrag zum Klimawandel (z. B. Nutztierhaltung, Düngung, landwirtschaftliche Maschinen)
- Biodiversitätsverlust durch Bewirtschaftung sowie Abholzung / Landnutzungsänderung
- Wasserqualität und -verfügbarkeit
- Tierwohl und Arbeitsbedingungen
Vorgehen nachhaltige Beschaffung
Bedarfsanalyse
Vor jeder Beschaffung wird eine gründliche Bedarfsanalyse durchgeführt. Dabei wird geklärt, welche Lebensmittel in welcher Menge benötigt werden. Nachhaltige Ernährung bedeutet weniger Food-Waste, ein ausgewogenes, mehrheitlich pflanzliches Angebot und eine gute Einkaufspraxis.
Teilnahmebedingung
Verhaltenskodex für Vertragspartner*innen der Stadt Zürich.
Eignungskriterien
Gesamtbetriebliche Nachweise für Nachhaltigkeit (z.B. messbare Strategie zur Reduktion der Treibhausgasemissionen, Zertifizierungen, soziales Engagement wie Lehrlingsausbildung / Arbeitsintegration)
Nachhaltige Mindestanforderungen
- Grundsätzlich kein Flugtransport von Lebensmitteln
- Luftreinhaltung für Lieferfahrzeuge
- Spezielle Mindestanforderungen für einzelne Produktgruppen (gemäss der folgenden Tabelle)
Nachhaltige Zuschlagskriterien
Die relevanten Zuschlagskriterien werden in der Tabelle aufgelistet. Zuschlagskriterien für Serviceleistungen, Verpackungen und Transporte sind ebenfalls zu berücksichtigen, sofern sie Teil der Ausschreibung sind. Zuschlagskriterien sind nicht zwingend erfüllbar, fliessen aber über ein Punktesystem in die Bewertung der Angebote mit ein.
Beitrag zum Klimaschutz
Bei Anwendung dieser Nachhaltigkeitsanforderungen können potenziell 18 % der ernährungsbedingten Treibhausgas-Emissionen eingespart werden.
Übersicht über die wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien
Übersicht über die wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien
Thema | Typ¹ | Kriterium | Nachweis (Nachweise im Angeobt immer gemäss Ausschreibungsbedingungen) |
Allgemein | TB | Verhaltenskodex für Vertragspartner*in der Stadt Zürich | Verhaltenskodex unterzeichnet |
EK | Gesamtbetriebliche Nachweise für Nachhaltigkeit (z.B. messbare Strategie zur Reduktion der Treibhausgasemissionen, Zertifizierungen) | Nachweise im Angebot | |
Transport | MA | Lebensmittel werden nicht mit dem Flugzeug transportiert | Nachweise im Angebot |
| MA | Anforderungen an Fahrzeuge zur Luftreinhaltung | Nachweise im Angebot |
| ZK | Fahrzeuge und Antriebsarten, Ecodrive-Fahrkurse, Mehrweg-Transportverpackungen. | Beiblatt direkte Transportdienstleistungen. Nachweise im Angebot |
Gemüse und Früchte (frisch und gerüstet) | MA | 70 % des Gemüses und 50 % der Früchte entsprechen mindestens den vom Bund definierten Kriterien für den ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) oder gleichwertigen Nachweisen. | Herkunfts- und/oder gleichwertiger Nachweis im Angebot |
| MA | 100 % der Früchte aus Entwicklungs- und Schwellenländern stammen aus fairem Handel (MaxHavelaar, Rainforest Alliance, UTZ oder gleichwertig) | Zertifizierung gemäss Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich oder gleichwertiger Nachweis im Angebot |
| MA | 100 % der Früchte aus Entwicklungs- und Schwellenländern stammen aus fairem Handel (MaxHavelaar, Rainforest Alliance, UTZ oder gleichwertig) | " |
MA | Mindestens 70 % der angebotenen Gemüse- und Früchte-Arten tragen ein Label entsprechend der Liste der Stadt Zürich zu empfehlenswerten Lebensmittel-Labeln. | " | |
ZK | Ein hoher Anteil Gemüse und Früchte stammt aus gewächshausfreier Produktion oder wird nicht in einem fossil beheizten Gewächshaus angebaut. | Label, welche beheizte Gewächshäuser ausschliessen oder gleichwertiger Nachweis im Angebot | |
Fisch und Meeresfrüchte | MA | 100 % der Fische und Meeresfrüchte aus Wildfang und Zucht sind nach dem WWF-Fischratgeber mindestens gelb (akzeptabel) eingestuft. | Nachweis pro Art auf Basis der Anforderungen des WWF (Fangzone, Fangart, Label) im Angebot |
MA | Mindestens 50 % der Fische und Meeresfrüchte aus Wildfang und aus Zucht sind nach dem WWF-Fischratgeber grün (better choice) eingestuft. | " | |
Fleisch | MA | 100% des Rind-, Kalb-, Schweine- und Geflügelfleisch, sowie 20 % des Lamm-, Pferde und Wildfleisch entsprechen mindestens den vom Bund definierten Kriterien für den ökologischen Leistungs-nachweis (ÖLN) oder gleichwertigen Nachweisen. | Herkunfts- und/oder gleichwertiger Nachweis im Angebot |
MA | 100 % des Geflügelfleisches entsprechen BTS oder RAUS Standards | " | |
MA | 100 % des Rindfleisches, 80% des Kalbfleisches und 100% des Schweinefleisches tragen mindestens ein IP Suisse Label oder ein gleichwertiges Label | Zertifizierung gemäss Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich oder gleichwertiger Nachweis im Angebot | |
Milch- und Eiprodukte | MA | 100 % der Milch, Milchprodukte und Eier entsprechen mindestens den vom Bund definierten Kriterien für den ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) oder gleichwertigen Nachweisen. | Herkunfts- und/oder gleichwertiger Nachweis im Angebot |
MA | 100 % der frischen Eier und 100% der Milch tragen mindestens ein CH-Bio Label oder ein gleichwertiges Label. | Zertifizierung gemäss Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich oder gleichwertiger Nachweis im Angebot | |
MA | 50 % des Joghurts, 75% des Rahms und der Butter tragen mindestens ein CH-Bio Label oder ein gleichwertiges Label | " | |
Brot und Backwaren (frisch) | MA | 100 % der Brote und Kleinbrote sind Herkunft Schweiz | Herkunfts- und/oder gleichwertiger Nachweis im Angebot |
MA | 50 % der Brote und Backwaren tragen ein Label entsprechend der Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich | Zertifizierung gemäss Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich oder gleichwertiger Nachweis im Angebot | |
MA | 100 % des verwendeten Palmöls trägt mindestens ein EU Bio Label oder ist aus nachweislich nachhaltigem Anbau (RSPO oder gleichwertig) (gilt nicht bei Fertigprodukten) | Labelzertifizierung oder gültige Zertifikate des RSPO-Standards oder gleichwertiger Nachweis im Angebot | |
Tee | MA | 100 % des Tees trägt mindestens ein EU-Bio Label oder stammt aus fairem Handel (MaxHavelaar, Rainforest Alliance, UTZ oder gleichwertig) | Zertifizierung gemäss Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich oder gleichwertiger Nachweis im Angebot |
Kaffee | MA | 100 % des Kaffees trägt mindestens ein EU-Bio Label und stammt aus fairem Handel (MaxHavelaar, Rainforest Alliance, UTZ oder gleichwertig) | " |
Reis | MA | 100 % des Reis trägt mindestens ein EU-Bio Label oder stammt aus fairem Handel (MaxHavelaar, Rainforest Alliance, UTZ oder gleichwertig) | " |
Südprodukte und Trockenwaren (ausser Kaffee, Tee, Reis) | ZK | Ein hoher Anteil der exotischen Produkte (insbesondere Kakao, Schokolade, Fruchtsäfte, Gewürze, Nüsse, Zucker) tragen ein Label gemäss der Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich | " |
ZK | Ein hoher Anteil des Palmöls trägt mindestens ein EU Bio Label oder stammt aus nachweislich nachhaltigem Anbau (RSPO oder gleichwertig) | Labelzertifizierung oder gültige Zertifikate des RSPO-Standards oder gleichwertiger Nachweis im Angebot gemäss Ausschreibungsbedingungen | |
Getränke, Kiosk-Artikel, Tiefkühl- produkte | MA | 30 % der Produkte tragen ein Label entsprechend der Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich | Zertifizierung gemäss Liste empfehlenswerter Lebensmittel-Labels Stadt Zürich oder gleichwertiger Nachweis im Angebot |
¹ TB: Teilnahmebedingung, MA: Mindest- bzw. Mussanforderung, EK: Eignungskriterium, ZK: Zuschlagskriterium
² Grundsätzlich entsprechen die Zielwerte den Mindestanforderungen. Je nach Marktsituation zum Zeitpunkt der Submission kann der Anteil für die Mindestanforderung vom Zielwert abweichen, um eine geeignete Angebotsbreite zu erzielen. Ein höherer Anteil wird als Zuschlagskriterium mit Punkten bewertet.
Empfehlenswerte Lebensmittel-Labels Stadt Zürich
Alle Produktegruppen | Zusätzliche Labels für tierische Produkte |
---|---|
Bio Suisse und alle Label die nach CH-Bio-Verordnung produzieren | Fische und Meeresfrüchte nach dem WWF-Fischratgeber grün (better choice) eingestuft. |
IP-Suisse und alle Label die nach IP-Suisse Richtlinien produzieren | Natura-Beef |
EU-Bio und alle Label die nach EU-Öko-Verordnung produzieren | |
Demeter | |
Rainforest Alliance | |
Max Havelaar | |
Delinat |
Abkürzungen
IP-Suisse = Integrierte Produktion Schweiz
WWF = World Wide Fund for Nature
Für den Haushaltseinkauf im Detailhandel sind zahlreiche weitere Labels empfehlenswert. Informieren Sie sich auf labelinfo.ch
Städtische Grundlagen
- Stadtratsbeschluss Nr. 617/2019 «Strategie nachhaltige Ernährung Stadt Zürich»
- Stadtratsbeschluss Nr. 976/2014 «Richtlinie ökologische Anforderungen im Beschaffungsprozess»
- Stadtratsbeschluss Nr. 459/2010 «Richtlinie soziale Nachhaltigkeit»
- Empfehlenswerte Lebensmittel-Labels Stadt Zürich
- Selbstdeklaration zur Einhaltung von Anforderungen zur Luftreinhaltung – Mindestanforderungen an Abgasnormen und -filterung bei Fahrzeugen (Zugriff nur stadtintern)
- Beiblatt direkte Transportdienstleistungen
Weiterführende Informationen
- BAFU/beelong 2020: Empfehlungen für die nachhaltige öffentliche Beschaffung im Bereich Ernährung
- BAFU/Quantis 2019: Relevanzmatrix – Orientierungshilfe für Beschaffende und Bedarfsstellen
- Energieforschung Zürich 2012: Umweltbelastungen des Konsums in der Schweiz und in der Stadt Zürich
Weitere Informationen
Umwelt- und Gesundheitsschutz
Ernährung und Konsum