Ausblick auf das 2. Zürcher Symposium Gerontopsychiatrie: Sucht im Alter
Sucht im Alter ist häufig. Begleiterkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten fordern Betroffene, Angehörige und Gesundheitsfachpersonen sämtlicher Settings gleichermassen. Am 3. Oktober 2024 widmet sich das Zürcher Symposium Gerontopsychiatrie dem Thema: René Buchmann, Fachexperte Psychiatrie im Gesundheitszentrum für das Alter Entlisberg, gibt einen Vorgeschmack auf die Veranstaltung.
Ein Bewohner des Gesundheitszentrums geht im hauseigenen Restaurant von Tisch zu Tisch und beschimpft die anderen Gäste. Er ist sichtlich betrunken und hat sich eingenässt. Eine Bewohnerin liegt in ihrem Bett und weigert sich, ihre Zigarette auszumachen. Szenen, die René Buchmann nicht aus der Ruhe bringen. Der Pflegefachmann ist seit 15 Jahren im Gesundheitszentrum für das Alter Entlisberg als Fachexperte Psychiatrie tätig. Im Spannungsfeld zwischen den Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen, Angehörigen und Besucher*innen hilft er, schwierige Situationen zu entschärfen. Er wird bei Grenzüberschreitungen gerufen und wirkt als Troubleshooter deeskalierend auf die Beteiligten ein.
«Grundsätzlich versuchen wir nicht, Menschen zu verändern, sondern Situationen. Meine Aufgabe ist es, unter Berücksichtigung der rechtlichen Grundlagen – z. B. dem Recht auf Selbstbestimmung – das Leben im Heim so sicher und angenehm wie möglich zu machen. Wie können wir Stürze und Unfälle vermeiden? Wie Verwahrlosung? Wie schützen wir Mitbewohner*innen und Besucher*innen?»
Konkret kann das bedeuten: Der alkoholisierte Bewohner wird von Mitarbeiter*innen aus dem Restaurant wegbegleitet auf einen Spaziergang in den Park; es wird weder repetitiv noch vehement an seine Vernunft oder Abstinenz appelliert, sondern pragmatisch gehandelt. Ebenso bei der wiederholt uneinsichtigen Raucherin: Sie bekommt feuerfeste Bettwäsche und das Alarmsystem in ihrem Zimmer besondere Aufmerksamkeit. Neben dem Troubleshooting besteht René Buchmanns Arbeit auch darin, Mitarbeiter*innen der Institution in ihrer Resilienz und ihrem Vertrauen in sich selbst zu stärken.
«Wir treffen uns beispielsweise regelmässig, um brenzlige Situationen nachzuspielen und dadurch zielführende Handlungsmuster zu festigen. Dieses Training macht uns merklich widerstandsfähiger und souveräner.»
«Wir versuchen nicht, Menschen zu verändern, sondern Situationen.»
René Buchmann, Fachexperte Psychiatrie, Gesundheitszentrum für das Alter Entlisberg
Wenn Sie mehr wissen wollen über praktikable Interventionen im Umgang mit Sucht im Pflegeheim, in der Psychiatrie oder bei der Spitex, aber auch über Anlaufstellen und Prävention, dann kommen Sie ans Symposium Gerontopsychiatrie. Seien Sie dabei, hören Sie Expert*innen und Betroffenen zu, diskutieren Sie mit und tauschen Sie sich aus.