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Stärkung Pflege: Talente fördern – und selbst gefördert werden

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Die Karrierewege in der Pflege sind zahlreich – vor allem bei den Gesundheitszentren für das Alter. Das Beispiel von Daniela Ayoub, Leiterin Pflegedienst im Gesundheitszentrum für das Alter Entlisberg, zeigt, wie aktive Förderung geht.

14. August 2024

Daniela Ayoub, Leiterin Pflegedienst, Gesundheitszentrum für das Alter Entlisberg
«Unser Ziel ist es, unsere Talente innerhalb der Gesundheitszentren zu fördern und zu behalten. In allen Disziplinen und auf allen Stufen.»
Daniela Ayoub, Leiterin Pflegedienst, Gesundheitszentrum Entlisberg

Ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit von Mitarbeitenden ist ihre berufliche Perspektive. Wer engagiert ist und sich weiterentwickeln möchte, wird bei den Gesundheitszentren zum Beispiel über den Talentpool für Schlüsselpositionen in diesem Unterfangen unterstützt. Mitarbeitende, die in den Talentpool aufgenommen werden, geniessen eine individuelle Förderung und werden zielgerichtet begleitet. Daniela Ayoub, Leiterin Pflegedienst im Gesundheitszentrum für das Alter Entlisberg, erzählt, wie sie eine Mitarbeiterin fördern wollte und sich ihr gleich selbst eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung auftat.

Daniela, was ist dein beruflicher Hintergrund?
Ich war fast zwölf Jahre im Stadtspital Triemli tätig, zuletzt als Stationsleiterin in der Viszeral- und Gefässchirurgie. Gegen Ende dieser Zeit habe ich einen Master of Advanced Studies in Health Care Management gemacht, den ich im Oktober 2021 abgeschlossen habe. Mir war klar, dass ich nach der langen Zeit weiterziehen wollte, um mich in einem neuen beruflichen Umfeld weiterzuentwickeln.  

Hast du dich bewusst für den Wechsel vom Akutspital in die Langzeitpflege entschieden?
Sagen wir so: Ich habe mich bewusst für das Gesundheitszentrum Entlisberg entschieden. Eine Kollegin im Triemli hatte früher dort gearbeitet und meinte, dass ich dort grosse Entwicklungschancen hätte, weil viel für die Förderung von Potenzial getan würde. Im Oktober 2021 habe ich meine Stelle als Leiterin Pflege im Gesundheitszentrum Entlisberg angetreten. Seit November 2023 bin ich Leiterin Pflegedienst. Die Einschätzung meiner damaligen Kollegin im Triemli war also goldrichtig.

Wie ist es zu diesem Karrieresprung gekommen?
Mein Vorgesetzter, der Leiter Pflegedienst, war krankheitsbedingt ausgefallen. Eine Kollegin und ich übernahmen seine Funktion interimistisch. Ich wandte mich zu der Zeit an die Betriebsleiterin, weil ich eine Abteilungsleiterin hatte, bei der ich sehr viel Potenzial sah und die ich gerne in den Talentpool aufnehmen lassen wollte. Im Laufe dieses Gesprächs fragte mich die Betriebsleiterin, ob ich denn nicht selbst Interesse hätte, in den Talentpool aufgenommen zu werden.  

Du hast also zuerst an eine Mitarbeiterin gedacht und wurdest dann selbst für den Talentpool vorgeschlagen?
Ja, das kann man so sagen. Dass Vorgesetzte sich viele Gedanken zu ihren Mitarbeitenden machen und sie aktiv fördern, ist bei uns selbstverständlich. Dieser Austausch zu Potenzial und Perspektiven findet nicht nur einmal im Jahr im Rahmen der Mitarbeitendenbeurteilung statt, sondern ist ein laufender Prozess. Wir sind dafür stetig mit den Berufsbildungsverantwortlichen im Haus und mit dem zentralen HR in Kontakt, die uns sehr gut unterstützen. Die Mitarbeitendenförderung war schon vor der offiziellen Einführung des internen Talentpools ein Teil unserer Identität.

Wie verlief das Gespräch mit der Betriebsleiterin?
Sie hat mich gefragt, wo ich hinmöchte und mir vorgeschlagen, mich in den Talentpool aufnehmen zu lassen. Natürlich hat sie mir Bedenkzeit gegeben, denn das ist ja keine Entscheidung, die man mal eben so trifft.

Und dann hast du dich für den Talentpool entschieden?
Genau. Für die Aufnahme musste ich eine Bewerbung schreiben sowie eine Selbst- und zwei Fremdbeurteilungen beilegen. Danach hatte ich ein Beratungsgespräch mit Mitarbeitenden der Personal- und Organisationsentwicklung. Dieser Beratungstermin ist freiwillig, ich habe die Möglichkeit sehr gerne in Anspruch genommen. Ich wusste, dass für mich entweder Betriebsleiterin in einem Gesundheitszentrum mit Schwerpunkt Wohnen im Alter oder Leiterin Pflegedienst in einem Gesundheitszentrum mit Schwerpunkt spezialisierte Pflege infrage kommt. Die beiden Mitarbeitenden konnten mich in der Beratung sehr gut abholen, und die Auslegeordnung empfand ich als sehr hilfreich. Sie hat mir gezeigt, dass Leitung Pflegedienst das Richtige für mich ist.

Der Talentpool bei den Gesundheitszentren ist nur für Schlüsselpositionen, warum ist das so?
Eine Potenzialanalyse machen wir mit allen Mitarbeitenden. Als Vorgesetzte muss man die Menschen sehen und ihr Potenzial erkennen. Die Förderung findet dann dort, wo es Möglichkeiten gibt, innerhalb des Betriebes statt. Wenn zum Beispiel eine Fachfrau Gesundheit das Pflegestudium HF machen möchte, unterstützen wir das. Oder ein SRK-Mitarbeiter, der einen EFZ-Abschluss machen möchte. Die Schlüsselpositionen gibt es aber pro Betrieb nur wenige Male – oft sogar nur einmal. Der Talentpool sorgt dafür, dass eine Weiterentwicklung auch betriebsübergreifend stattfinden kann. Anders gesagt: Nur weil ich keine Möglichkeiten habe, jemanden weiter zu fördern, muss die Person die Gesundheitszentren nicht zwingend verlassen. Vielleicht gibt es ja in einem anderen Betrieb eine Möglichkeit.

Der Talentpool fördert also Karrieren auch betriebsübergreifend?
Absolut. Dank dem Talentpool startet zum Beispiel bald eine Mitarbeiterin von mir als Leiterin Pflege im Gesundheitszentrum Bombach. Das sehe ich nicht als Verlust für uns, sondern als Gewinn für die Gesundheitszentren. Dieses ganzheitliche Denken und die Identifikation mit den Gesundheitszentren, statt mit nur mit dem eigenen Betrieb, festigen sich immer mehr, und ich möchte das aktiv vorleben. Denn durch diese Dynamik eröffnen sich auch für den Nachwuchs immer mehr attraktive Möglichkeiten. Unser Ziel ist es, unsere Talente innerhalb der Gesundheitszentren zu behalten und zu fördern. In allen Disziplinen und auf allen Stufen.

Man spürt, dass dir die Entwicklung deiner Mitarbeitenden am Herzen liegt. Worauf legst du besonderen Wert?
Offenheit und Transparenz sind Grundwerte, nach denen ich lebe. Mir ist wichtig, dass es bei der Förderung von Mitarbeitenden nicht um persönliche Präferenzen oder Connections geht, sondern um Fähigkeiten, Potenzial und Engagement. Die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden spielt dabei eine besondere Rolle.

Nachdem du beide Welten kennst: Wie hast du den Wechsel vom Akutspital in die Langzeitpflege erlebt?
Als Mitarbeiterin, die ausschliesslich Erfahrung im Akutbereich hatte, wurde ich schon etwas kritisch empfangen und musste mich auch im Bewerbungsprozess besonders beweisen. Die Aufgaben im Management sind zwar sehr ähnlich, und auch die Geriatrie war mir nicht komplett neu, aber der Fokus ist natürlich ein anderer. Im Gegensatz zum Akutspital geht es nicht nur um die Gesundheit mittels Pflege und medizinaltechnischer Interventionen, sondern um Lebensqualität. Dadurch ist der Inhalt der Arbeit ein anderer. Menschen im vierten Lebensabschnitt zu begleiten, fasziniert mich sehr. Besonders die Möglichkeit des Beziehungsaufbaus – die längerfristige Beziehungsarbeit – gefällt mir. Getreu unserem Motto steht bei uns der Mensch im Zentrum. Wer diese ganzheitliche Betrachtung und den Beziehungsaufbau schätzt, ist bei uns genau richtig.