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Stärkung Pflege: Job-Sharing in der Führung

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Führungsfunktion ja gerne, aber nicht nur? Die Abteilungsleiterinnen Regula Stoffel und Sanije Demiri-Ajro aus dem Gesundheitszentrum für das Alter Gehrenholz zeigen, dass man sich nicht zwingend zwischen Führung und Tagesgeschäft entscheiden muss. Es geht auch anders.

2. September 2024

Regula Stoffel und Sanije Demiri-Ajro
«In einer Co-Leitung sind gegenseitiges Vertrauen und eine gemeinsame Haltung zentral.»
Regula Stoffel und Sanije Demiri-Ajro, Co-Abteilungsleiterinnen Pflege im Gesundheitszentrum für das Alter Gehrenholz

 

In der Pflege ist Flexibilität gefragt. Zum Beispiel, wenn sich die Situation auf der Abteilung verändert oder jemand ausfällt. Auch was die Wahl von Führungskräften angeht, ist es weise, neue Wege zu gehen und individuelle Lösungen zu suchen, die für die gesamte Abteilung passen, wie ein Beispiel aus dem Gehrenzholz zeigt. Mit einem eingespielten Team lässt sich Flexibilität leichter leben, und die Stabilität ist ebenfalls gewährleistet. Davon profitieren die Mitarbeitenden und die Bewohnenden gleichermassen. Darum hat die Leiterin Pflege – statt die Stelle einer Abteilungsleitung auszuschreiben – zwei engagierte Mitarbeiterinnen gefragt, ob sie die Abteilung als Co-Leiterinnen übernehmen möchten.

Wie lange seid ihr schon als Co-Leiterinnen auf eurer Abteilung tätig?
Regula Stoffel (RS): Inzwischen sind es 2,5 Jahre. Es fühlt sich aber nicht so an, die Zeit verging wie im Flug. Wir wurden damals von unserer Vorgesetzten angefragt, als unsere Vorgängerin ihre Stelle kündigte.    

Wäre es für euch auch infrage gekommen, allein die Leitung zu übernehmen?
Sanije Demiri-Ajro (SD): Nein, daran wäre ich nicht interessiert gewesen. Dafür arbeite ich viel zu gerne im direkten Kontakt mit den Bewohnenden – und ich bin auch noch Kinästhetik- Trainerin für das Haus. Das ist mir zu wichtig, als dass ich es einfach so aufgeben würde. Nun kann ich beides miteinander vereinbaren: Ich bin trotz Leitungsfunktion immer noch in der Pflege tätig, im direkten Kontakt mit den Bewohnenden.

RS: Ich arbeite ebenfalls sehr gerne in der Pflege und möchte unbedingt direkt involviert bleiben. Daneben bin ich RAI-Superuserin und habe Fachverantwortung. Die Co-Leitung ist die perfekte Lösung, da mit uns zwei Mitarbeiterinnen die Leitung übernahmen, die bereits mit allem vertraut waren und schon zuvor für die Bewohnenden da waren. Unsere Vorgesetzte war sehr glücklich mit dieser Variante. Allein wäre das für mich aber auch nicht infrage kommen.

Was macht für euch den Reiz an der Pflege aus? 
SD: Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen. Ich bin nicht der Büromensch, brauche den Austausch mit Menschen. Ich habe diesen Beruf gewählt und ich übe ihn immer noch mit Leidenschaft aus. 

RS: Mir geht es auch so. In der Pflege finde ich den Kontakt zu den Menschen, zu den Bewohnenden sehr schön. Man ist nah an den Menschen, bekommt ihre Sorgen mit, aber auch ihre Freuden. Das gefällt mir sehr gut in der Geriatrie. Im Akutspital geht es primär um die Behandlungspflege, die eher schnell geht. Den engen Kontakt zu den Menschen haben dort vor allem die FaGes. Ausserdem bleiben die Patient*innen natürlich nicht so lange wie die bewohnenden bei uns. Ich hatte aber immer schon den Wunsch, Menschen über längere Zeit zu betreuen. Und mit älteren Menschen fühle ich mich seit jeher wohl. 

Worin seht ihr die Vorteile eurer Zusammenarbeit als Co-Leiterinnen?
RS: Ich finde es wunderbar, dass ich jemanden habe, mit dem ich mich austauschen kann. Wir können schwierige Situationen zusammen besprechen. 

SD: Was mir sehr wichtig ist: Ich gehe abends mit einem ruhigen Kopf nach Hause. Es gibt nicht zig unerledigte Dinge, die mich privat beschäftigen und mich nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich habe zwar mit der Co-Leitung mehr Verantwortung, aber nicht mehr Belastung – und ich kann in meinem Traumberuf arbeiten. Für mich ist diese Konstellation perfekt.

Und was sind aus eurer Sicht allgemein die Vorteile einer Co-Leitung?
SD: Der Pflegeberuf ist bei den Jugendlichen bekannt für seine sehr guten Aufstiegsmöglichkeiten. Für viele ist das wichtig. Durch eine Co-Leitung hat man einen leichteren Einstieg in die neue Rolle. Bei uns im Betrieb sind wir derzeit die einzige Co-Leitung. Aber wir haben viele Mitarbeitende, die als Praktikant*innen angefangen haben und jetzt eine Abteilung leiten. Wichtig finde ich, dass geschaut wird, was an Know-how und Potenzial vorhanden ist bei den Mitarbeitenden und dass man etwas daraus macht.  

RS: Eine Co-Leitung ist auch dann eine gute Lösung, wenn jemand zwar das Potenzial hat für eine Führungsposition, jedoch aus irgendeinem Grund nicht mehr als 50 Prozent arbeiten kann. Egal, ob jemand hierarchisch aufsteigen oder mehr Fachkompetenzen erwerben möchte, bei den Gesundheitszentren ist beides möglich und wird gefördert.

Wie teilt ihr euch die Aufgaben?
SD: Vieles machen wir beide, der grosse Unterschied ist sicher, dass ich mich um das Anwesenheitsmanagement kümmere und Regula die Mitarbeitendengespräche und Zielvereinbarungen führt.

Wie kam die Entscheidung bei eurem Team an?
RS: Sie fanden es sehr schön. Weil sie uns kennen und schätzen. So musste nicht noch eine neue Person eingearbeitet werden. Das bringt Ruhe ins Team und in die Arbeit.

Was ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Co-Leitung?
SD: Das ist einfach: Vertrauen. Regula und ich verstehen und vertrauen uns blind. Das ist ein riesiger Vorteil. Unsere Art zu kommunizieren ist gleich.

RS: Die Beziehung, das Vertrauen sind enorm wichtig. Man muss die gleiche Haltung haben, um ein Team gemeinsam zu führen. Egal, zu wem sie kommen, die Antwort fällt gleich aus. Im Zweifelsfall sprechen wir uns miteinander ab.