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Vom Bau- ins Gesundheitswesen: Lars' Quereinstieg

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Lars Ruckstuhl ist 35 Jahre alt und studiert seit März 2023 an der Höheren Fachschule ZAG in Winterthur Pflege in Vollzeit. Den Praktikumsteil absolviert er im Gesundheitszentrum Dorflinde. Was ist sein beruflicher Hintergrund, was sind seine Gründe für den Quereinstieg in die Pflege und wie sieht er seine Zukunft?

25. Januar 2024

Lars Ruckstuhl, Student HF Pflege / Quereinsteiger
Mein Ziel ist es, eine Führungsfunktion zu übernehmen und die Pflege aktiv mitzugestalten.

Lars Ruckstuhl, Student HF Pflege / Quereinsteiger 

 

Lars, was hast du gemacht, bevor du dich für die Pflege entschieden hast?
Ursprünglich habe ich eine Lehre als Plattenleger gemacht und mich dann bis zum Meister weitergebildet. Zwischenzeitlich habe ich zudem noch das KV im Baustoffhandel gemacht. Bei meiner letzten Anstellung habe ich gemeinsam mit meinem Vater sein Gutachterbüro im Bauwesen geleitet mit der Absicht, dieses später von ihm zu übernehmen.

Vom Bauwesen zum Gesundheitswesen. Wie kam's?
Nun, ich habe mir vertiefte Gedanken zu meiner persönlichen und beruflichen Zukunft gemacht. Dabei wurde mir immer klarer, dass ich nicht die nächsten 30 Jahre meines Lebens mit der Leitung des Gutachterbüros verbringen möchte. Als Gutachter ist man eher einsam unterwegs. Ich hatte jedoch immer schon Freude an der Teamarbeit und an der Arbeit mit Menschen. Das bietet mir die Pflege. Und was für mich auch sehr wichtig ist: Ich habe eine grosse Bandbreite an Möglichkeiten, mich weiterzubilden. Das hat mich extrem gereizt, denn ich möchte mich stetig weiterentwickeln und Neues lernen.

Gab's weitere Gründe für deinen Wechsel in die Pflege?
Die Sinnhaftigkeit ist sicher ein wichtiger Faktor. Während meine Arbeit jetzt geprägt ist von Wertschätzung und Dankbarkeit, standen früher die Defizite und Mängel im Fokus. Ich merkte schon beim ersten Praktikum, dass ich in der Pflege richtig bin. Dazu kommt die Flexibilität in Bezug auf das Privatleben. Ich habe die Möglichkeit, mein Pensum zu reduzieren und eine Auszeit zu nehmen. Ich weiss, dass ich als Mitarbeiter gefragt bin. Diese Sicherheit ist mir ebenfalls wichtig.

Und wie bist du auf die Langzeitpflege gekommen?
Ehrlich gesagt hatte ich erst das Akutspital ins Auge gefasst. Doch die Gesundheitszentren bieten Quereinsteigern ab 30, die mit beiden Beinen im Leben stehen und entsprechende Fixkosten haben, ein Einkommen, das die Lebenskosten deckt. Ansonsten wäre das für mich nicht mit meiner Lebensplanung zu vereinbaren gewesen. Ich werde diesen Sommer heiraten, nächstes Jahr ziehen wir in ein Haus in Wädenswil – und auch die Familienplanung steht im Raum. Mit einem Einkommen, wie es für Quereinsteiger normalerweise üblich ist, hätte ich all das auf Eis legen müssen.

Wie gefällt dir die Langzeitpflege?
Ich arbeite gerne mit den älteren Menschen und baue eine Beziehung zu ihnen auf. Mir gefällt, dass die Pflege individuell ausgerichtet werden kann. Das braucht mehr Geduld, Zeit und Kenntnisse der Biografie, ist aber sehr erfüllend. Medizinaltechnisch machen wir nicht so viel wie im Akutspital, aber dennoch ist meine Arbeit sehr vielseitig. Ich finde, man sollte der Langzeitpflege auf jeden Fall eine Chance geben und sich überraschen lassen. Die Optionen sind gigantisch, zum Beispiel was die Spezialisierung betrifft. Mit dem SGZ Campus, dem eigenen Weiterbildungszentrum, bieten die Gesundheitszentren eine fantastische Möglichkeit, sich laufend weiterzubilden.

Wie erlebst du das Studium?
Ich studiere in Vollzeit. Das bedeutet, Blöcke von sechs Monaten Studium wechseln sich mit Blöcken von sechs Monaten Praktikum ab. Aktuell bin ich im Praktikum. Das gesamte Studium dauert drei Jahre. Ich empfinde es als fordernd. Doch ich weiss zum Glück, was ich für ein Lerntyp bin und wie ich am besten strukturiert lernen kann. Ich arbeite gerne mit Bildern und im Tandem. Darum habe ich mich mit einem Kommilitonen zusammengetan. Wir sprechen uns über Video-Calls miteinander ab und lernen zusammen. Das hat sich sehr bewährt.

Du machst das Studium am ZAG, was war deine Überlegung?
Ich finde es sehr gut, dass wir als Studierende die Wahl haben zwischen zwei Unterrichtsstilen. Im Careum wird mehr auf Gruppenarbeiten gesetzt, am ZAG dominiert der Frontalunterricht. Ich habe mich für das ZAG entschieden, weil ich aus der Vergangenheit weiss, dass mir diese Art des Lernens liegt. Ich bin zudem Studiengangvertreter, d. h. ich nehme die Anliegen der Studierenden auf und fungiere als Bindeglied zwischen ihnen und dem Rektorat.

Hast du schon Pläne für nach dem Studium?
Ich möchte gerne in der Langzeitpflege bleiben. Mich reizt zum Beispiel, dass es laufend Neustrukturierungen gibt, die den Mitarbeitenden Chancen bieten, sich einzubringen und sich weiterzuentwickeln. Der Bereich ist dynamisch und verändert sich stetig. Mein Ziel ist es, später eine Führungsfunktion zu übernehmen und die Pflege aktiv mitzugestalten.

Wem würdest du den Quereinstieg in die Pflege empfehlen?
In der Pflege muss man gut zusammenarbeiten können – innerhalb des Teams, aber auch im interdisziplinären Austausch. Wer viel Empathie hat und offen ist für Neues, ist in der Pflege sicher gut aufgehoben. Da wir mit Medikamenten arbeiten, muss man auch gut beobachten können und pflichtbewusst sein. Überhaupt ist das Beobachten in der Pflege sehr wichtig. Mein persönlicher Schlüssel ist die Freundlichkeit. Mit einem Lachen lässt sich viel bewegen.