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Vom Kosmetikstudio in die Pflege: Nathalies Quereinstieg

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Die Pflege faszinierte Nathalie Graf schon lange. Doch erst nach verschiedenen anderen beruflichen Stationen war sie bereit, ihrem Herzen zu folgen. Heute ist sie Studentin HF Pflege und arbeitet im Gesundheitszentrum für das Alter Käferberg. Wo sie ihre Stärken sieht, was sie täglich motiviert und was sie an der Pflege überrascht hat, erzählt sie im Interview.

26. Juni 2024

Nathalie Graf
«Es geht bei uns nicht wie im Akutspital primär um die körperliche Gesundheit. Wir betrachten den Menschen ganzheitlich und legen unseren Fokus auf die Lebensqualität.»
Nathalie Graf, Studentin Pflege HF

Was ist dein beruflicher Hintergrund?
Ich habe ursprünglich Detailhandelsfachfrau in der Textilbranche gelernt. Danach habe ich in die Kosmetikbranche gewechselt und mich mit einem eigenen Kosmetikstudio selbstständig gemacht. Nach zwei Jahren habe ich dieses jedoch mit Blick auf die Zukunft aufgegeben. In der Lehre und während meiner Selbstständigkeit war es mir nicht möglich gewesen, für die Zukunft zu planen und Geld auf die Seite zu legen. Das wollte ich ändern. Also habe ich eine Stelle in der Zentralbibliothek angetreten und nur noch meine engsten Kund*innen weiter behandelt. Während dieser Zeit habe ich mich intensiv mit meiner beruflichen Zukunft beschäftigt. Ich wollte einen Job finden, den ich mir bis zur Pensionierung vorstellen kann. Das ist die Pflege für mich.

Wie bist du auf die Pflege aufmerksam geworden?
Im Hinterkopf hatte ich die Pflege schon seit ich 18 war. Durch einen Pflegefall in der Familie kam ich damals mit dem Beruf in Kontakt. Ich fühlte mich aber noch nicht bereit dafür. Losgelassen hat mich der Gedanke trotzdem nie. Ich habe sehr grossen Respekt vor Fachpersonen Gesundheit, die mit 15 schon diese Ausbildung machen. Pflege ist nicht einfach. Das braucht eine gewisse Reife. Als ich anfing, Ausbildungsmöglichkeiten in der Pflege zu recherchieren, wurde ich schnell auf das Angebot der Gesundheitszentren für das Alter aufmerksam. Sie bezahlen Quereinsteiger*innen während der Ausbildung ein Gehalt, das zum Leben reicht.

Was brachtest du für Fähigkeiten mit, die dir in der Pflege helfen?
Meinen guten Draht zu Menschen. Ich hatte schon immer einen engen Kontakt zu meinen Kund*innen. Sie haben mir viel anvertraut. Das habe ich sehr geschätzt und machte mich zu einer Art Beraterin. Diesen Aspekt habe ich mir bewahren können. In der Pflege kann ich ebenfalls eng mit Menschen zusammenarbeiten, aber noch viel mehr bewirken und konkret zu ihrer Lebensqualität beitragen.

Was gefällt dir an deinem Beruf?
Das Schöne an der Langzeitpflege ist der Beziehungsaufbau. Ich arbeite gerne mit älteren Menschen zusammen. Ihre Lebensgeschichten sind sehr spannend und ich kann viel mitnehmen. Das macht die Arbeit für mich attraktiv. Es geht bei uns nicht wie im Akutspital primär um die körperliche Gesundheit, sondern um die Lebensqualität. Wir fördern alle Arten von Ressourcen. Ich freue mich auf die Bewohnenden, sie zu sehen, sie zu unterstützen und ihre Autonomie zu fördern. Dass ich die Bewohnenden bis ans Lebensende begleiten kann, bedeutet mir sehr viel. Ich gehe mit Freude zur Arbeit, weil mein Beruf abwechslungsreich ist und ich nie weiss, was der Tag bringt. Ich habe schon immer einen Beruf gesucht, der mich erfüllt. In der Pflege habe ich ihn gefunden. Ich gehe am Abend nach Hause und weiss, dass ich mit meinem Herzen dabei war und was ich bewirkt habe.

Wie reagieren die Bewohnenden auf dich?
Sie fühlen sich wohl in meiner Gegenwart. Ich bekomme oft die Rückmeldung, dass ich sehr viel Ruhe ausstrahle. Ich hatte noch nie Probleme mit Bewohnenden – auch nicht mit denen, die als eher herausfordernd gelten. Das führe ich auf meine Ruhe und Empathie zurück. Ich bin sehr geduldig und höre gut und gerne zu. Es fällt mir leicht, mich in andere einzufühlen. Im Gegenzug erlebe ich sehr viel Dankbarkeit. Die Reaktionen der Bewohnenden zeigen mir, dass ich im richtigen Job bin. Das erfüllt mich. Wenn man diesen Beruf ausübt, muss man mit dem Herzen dabei sein, sonst funktioniert es nicht. Dann sind die Bewohnenden unglücklich und man ist es selbst auch. 

Was zeichnet dich besonders aus in der Pflege?
Ich nehme mir Zeit und lasse mich nicht stressen. Auch wenn das Zeitmanagement knapp ist. Wenn ich mir am Morgen Zeit nehme für die Kommunikation und zuhöre, zieht sich das durch den ganzen Tag. Die Bewohnenden sind zufrieden und spiegeln die Ruhe, die ich ausstrahle.

Wo siehst du deine berufliche Zukunft?
Im letzten Semester werde ich noch auf die Akut- und Übergangspflege gehen: Dann kenne ich die Langzeit-, die Demenz- sowie die Übergangspflegeabteilung und kann mich entscheiden. Mein Gefühl sagt mir, dass ich für die Langzeitpflege gemacht bin. Das Medizinaltechnische interessiert mich, im Zentrum steht für mich aber die Zeit, die ich mit den Bewohnenden verbringen kann. Ein Thema, das mich speziell interessiert, ist das Wundmanagement. Link Nurse für Wundmanagement zu werden, könnte ich mir gut vorstellen.

Was hat dich überrascht, als du in die Langzeitpflege gekommen bist?
Mir war zuvor nicht bewusst, dass die Pflege so viele Bereiche umfasst. Wir berücksichtigen die spirituelle, die psychische, die soziale und die körperliche Dimension – das macht die Pflege ganzheitlich. Im Studium lernen wir auch Kommunikationstechniken und Methoden für den professionellen Beziehungsaufbau. Alles, was wichtig ist für die Pflegequalität und die Lebensqualität.

Was schätzt du an den Gesundheitszentren als Arbeitgeberin?
Ich schätze sehr, dass sie mir den Quereinstieg dank eines attraktiven Gehalts überhaupt erst möglich gemacht haben – und dass mir nach dem Studium diverse Entwicklungsmöglichkeiten offenstehen. Mit dem eigenen Schulungszentrum, dem SGZ Campus, sind die besten Voraussetzungen für eine laufende Weiterbildung gegeben. Was mir besonders gefällt, ist, wie der Leitsatz «Leben im Zentrum» gelebt wird. Bei uns stehen wirklich der Mensch – Bewohnende und Mitarbeitende – und seine Bedürfnisse im Zentrum.