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Exzellenz in der Pflege: Praxisbegleitung für Mitarbeitende

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Die Anforderungen an die Pflege werden immer komplexer. Wie gelingt es vor diesem Hintergrund, eine hohe Pflegequalität zu gewährleisten und gleichzeitig die Mitarbeitendenzufriedenheit zu fördern? Die Pflegexpertinnen Besa Tusi und Daniela Gfeller aus dem Gesundheitszentrum Entlisberg stellen einen erfolgreichen Ansatz vor, der sich diesem Thema annimmt: die Praxisbegleitung.

17. Januar 2024

Besa Tusi und Daniela Gfeller

Besa Tusi und Daniela Gfeller begleiten Mitarbeitende in der Pflege bei der Arbeit und klären Fragen und Unsicherheiten zu Aufgaben, Abläufen und anwendbaren Konzepten. 
 

Die Herausforderung für Pflegende, aktuelle Konzepte zu kennen und nach evidenzbasiertem Wissen zu pflegen, nehmen stetig zu. Um sicherzustellen, dass die Konzepte der Gesundheitszentren für das Alter umgesetzt werden und eine hohe Pflegequalität gewährleistet ist, begleiten Pflegeexpertinnen mit ihrer klinischen Expertise die Pflegenden punktuell bei ihrer Arbeit.

Im Interview geben die beiden Praxisbegleiterinnen Besa Tusi und Daniela Gfeller aus dem Entlisberg Einblicke in die Hintergründe, Umsetzung und Rückmeldungen.

Warum wurde die Praxisbegleitung im Entlisberg eingeführt?
Daniela Gfeller (DG): Die Langzeitpflege wird immer komplexer. So haben wir heute multimorbide Bewohnende bei uns, die früher im Akutspital behandelt wurden. Die stetige Professionalisierung und auch der Zusammenschluss zu den Gesundheitszentren für das Alter machen neue Konzepte notwendig und verlangen nach spezifischem Wissen. Die Praxisbegleitung ist ein Mittel, um sicherzustellen, dass die Leute am Bett wissen, was sie umsetzen müssen. Wir geben ihnen einen sicheren Rahmen, in dem sie Fragen und Unsicherheiten klären können, damit sie immer auf dem neuesten Stand sind.

Wie seid ihr auf die Praxisbegleitung gekommen?
DG: Der Ansatz kam vor ca. zwei Jahren von unserer damals neuen Leiterin Pflege, die zuvor im Akutspital gearbeitet hatte, wo die Praxisbegleitung verbreitet ist. Wir haben bei uns ein Pilotprojekt gestartet, erst nur mit mir. Als sich zeigte, dass das Angebot auf offene Ohren stösst, ist Besa Tusi als zweite Praxisbegleiterin dazugekommen.

An wen richtet sich das Angebot?
Besa Tusi (BT): Das Angebot kann von allen Mitarbeitenden in der Pflege in Anspruch genommen werden, egal welches Level sie haben. Besonders nützlich ist es aber natürlich zum Beispiel, wenn jemand länger abwesend war, wieder in den Beruf einsteigt oder eine neue Funktion übernimmt. Dann schauen wir, was sie brauchen und wo wir unterstützen können. Egal, wie lange die Ausbildung her ist, wenn jemand etwas festigen möchte, sind wir da. 

Wie meldet man sich für eine Praxisbegleitung an?
BT: Alle Mitarbeitenden können sich direkt und niederschwellig bei uns beiden melden, persönlich oder per E-Mail. Häufig läuft die Anmeldung für eine Praxisbegleitung aber über die Abteilungsleitung. Wenn zum Beispiel jemand eine Unsicherheit hat, weil er oder sie etwas schon lange nicht mehr gemacht hat, kommen sie auf uns zu: Kommst du mal mit mir mit und wir schauen das zusammen an?

Worauf schaut ihr bei den Begleitungen?
DG: Meist geht es um ein konkretes Anliegen, bei dem wir unterstützen. Zum Beispiel das Handling einer PICC-Line, also eines zentralvenösen Zugangs, der über eine periphere Vene am Oberarm eingeführt und dessen Katheterspitze in der oberen Hohlvene positioniert wird.  Das ist etwas nicht Alltägliches. Dabei geht es z. B. darum, Medikamente anzuhängen, die PICC-Line zu spülen oder einen Verbandswechsel durchzuführen.

BT: Wir schauen dabei immer auch die gesamte Situation und die Abläufe an. Wir begleiten die Mitarbeitenden kollegial – und wir arbeiten mit. Wir stehen nicht einfach daneben und machen Notizen.

DG: Genau. Mir war mir von Anfang an besonders wichtig, dass das Angebot nicht als Kontrolle verstanden wird, sondern als Unterstützung. Es ist ein Austausch auf Augenhöhe in einem vertrauten Rahmen, bei dem man voneinander lernt. Jeder hat blinde Flecken. Ich bin zusätzlich noch Link Nurse zum Fachthema Hygiene und gebe auch dazu noch spezifische Rückmeldungen.

Wie lange dauert eine Praxisbegleitung?
BT: Meist einen halben Tag. Es kommt aber auch vor, dass wir einen ganzen Tag lang begleiten. Dadurch bekommen wir einen guten Einblick und sehen auch, ob es allenfalls Abläufe gibt, die optimiert werden könnten.  

Ist die Praxisbegleitung obligatorisch und müssen sich die Mitarbeitenden vorbereiten?
DG: Nein, sie ist nicht zwingend, sondern soll der Unterstützung dienen. Wenn jemand partout nicht möchte, respektieren wir das natürlich. Zur Vorbereitung gibt es das Dokument Praxisbegleitung, das aufzeigt, was alles behandelt werden kann. So können sich die Mitarbeitenden vorgängig überlegen, wo sie Bedarf haben, weil sie etwas zum Beispiel schon lange nicht mehr gemacht haben. Und sie können auch Fragen zur Dokumentation stellen.

Wie kommt das Angebot bei den Mitarbeitenden an?
DG: Sehr gut. Die Mitarbeitenden schätzen sehr, dass man sich Zeit nimmt für ihre Anliegen und sie in einem Rahmen Fragen stellen können, in dem niemand sagt: Aber das müsstest du doch wissen. Am Anfang sind sie oft noch etwas nervös, weil es für sie eine Ausnahmesituation ist. Aber nach einer halben Stunde ist es völlig normal und ungezwungen.