«Mein Fokus liegt immer darauf, Massnahmen zu erklären und Konsequenzen aufzuzeigen. Wenn man versteht, warum etwas wichtig ist, setzt man es viel lieber und bewusster um.»
Zeljka Rankovic, Leiterin Betreuung und Pflege im Gesundheitszentrum für das Alter Laubegg
Ihre Ausbildung zur Hebamme hat Zeljka Rankovic in ihrer Heimat Serbien absolviert. Als sie mit 18 Jahren in die Schweiz kam, hat sie sich stetig weitergebildet und sich von der Pflegehelferin über die diplomierte Pflegefachfrau über die Gruppenleiterin und Stellvertreterin in 16 Jahren bis zur Leiterin Betreuung und Pflege weiterentwickelt.
Heute führt Zeljka Rankovic sieben Mitarbeitende direkt und zwanzig indirekt über zwei Gruppenleiterinnen. Sie hat miterlebt, wie das Altersheim Laubegg zum Alterszentrum wurde und schliesslich zum Gesundheitszentrum – und sie ist mit allen Veränderungen mitgewachsen.
Zeljka, du bist Leiterin Betreuung und Pflege, wie kommt es, dass du zusätzlich Hygieneexpertin für die Gesundheitszentren mit Schwerpunkt Wohnen im Alter wurdest?
Ich bin immer offen für Veränderungen und entwickle mich gerne weiter. Nach der Covid-Pandemie hat mich Eva Horvath, die Leiterin klinische Pflegeentwicklung bei den Gesundheitszentren, gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mich fachlich zu vertiefen. Was die Führung angeht, bin ich dort angekommen, wo ich sein möchte. Fachlich möchte ich mich aber gerne weiter vertiefen. Die zweijährige Weiterbildung zur Fachexpertin für Infektionsprävention im Gesundheitswesen bei H+ Bildung war für mich daher ideal.
Wie schaffst du es, die Weiterbildung und deine zusätzliche Funktion mit deiner Hauptaufgabe zu vereinbaren?
Hier kommt mein fantastisches Team ins Spiel. Ich hatte stets die Vision, das beste Pflegeteam in einem Alterszentrum aufzubauen. Ohne dieses starke Team hätte ich nicht die Möglichkeit, eine fachliche Vertiefung zu machen und eine Zusatzfunktion zu übernehmen. Mein Team ist sehr selbstständig und meine Stellvertreterin entlastet mich stark. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an meine grossartigen Mitarbeitenden. Die Gesundheitszentren sind sehr gross. Daraus ergeben sich für uns Mitarbeitende viele Möglichkeiten, uns weiterzubilden und zusätzliche Funktionen zu übernehmen. Den Führungspersonen auf allen Stufen ist sehr daran gelegen, ihre Mitarbeitenden zu fördern. Davon durfte auch ich profitieren. Das gebe ich gerne weiter und freue mich sehr, wenn ich mein Team bei der beruflichen Laufbahn unterstützen kann.
Wo stehst du in deiner Weiterbildung?
Ich beginne gerade, meine Diplomarbeit zum Thema «Prävention von Legionellen» zu schreiben. Dafür erarbeite ich ein Konzept für die Gesundheitszentren mit Schwerpunkt Wohnen im Alter, das auf die verschiedenen Gegebenheiten eingeht. Für die Arbeit bin ich mit einer Fachexpertin aus dem Stadtspital Triemli im Austausch.
Was fasziniert dich am Thema Hygiene?
Ich bin von Natur aus eine Detektivin und will Sachen entdecken und ergründen. In Hygienefragen ist man ein bisschen detektivisch unterwegs: Wo fängt eine Infektion an? Was sind die Übertragungswege? Wie können wir die Ausbreitung vermeiden? Ich informiere mich auch gerne zum aktuellen Stand im Ausland und konsultiere Studien, wenn ich punktuell nach Antworten suche.
Was sagst du zum aktuellen Stand der Forschung?
Leider sind viele Daten schon verhältnismässig alt und es gibt nur wenig neuere Untersuchungen. Es sollte regelmässiger überprüft werden, ob frühere Erkenntnisse immer noch Gültigkeit haben. Heute wird der Autonomie der Bewohnenden zum Beispiel viel mehr Gewicht gegeben. Das hat auch Auswirkungen auf die individuellen Hygienemassnahmen. Dazu kommt, dass die Daten meist von der Spitalhygiene als Standard hergeleitet werden. Die Langzeitpflege erhält aber zum Glück nach und nach mehr Beachtung.
Ein wichtiges Hygienethema sind multiresistente Keime. Was ist deine Haltung dazu?
Multiresistente Keime sind immer mehr im Kommen, und wir müssen in Altersinstitutionen lernen, damit zu leben. Ein gesunder Respekt ist wichtig, Panik und Überreaktionen sind jedoch nicht angezeigt. Sonst leidet die Lebensqualität der Bewohnenden.
Was ist deine Aufgabe als Hygieneexpertin für die Gesundheitszentren mit Schwerpunkt Wohnen im Alter?
Wenn ein Betrieb eine Frage hat, zum Beispiel zu einem Krankheitsausbruch wie etwa dem Noro-Virus, werde ich kontaktiert. Dann kläre ich, ob eine telefonische Auskunft reicht oder ob wir ein Treffen vor Ort abmachen, um die Situation zu besprechen. Ich bin auch eine Art Drehscheibe für alle möglichen Inputs zum Thema Hygiene. Es ist dann an mir, die erhaltenen Inputs zu beurteilen und zu entscheiden, in welcher Form und in welchem Detail ich Informationen weitergebe. Zudem mache ich interne Audits in den Gesundheitszentren. Für die Qualitätssicherung begleite ich Mitarbeitende und befrage sie zu ihrem Vorgehen. Die Gesundheitszentren geben vor, dass in jedem Betrieb einmal im Jahr eine grosse Hygieneschulung durchgeführt wird. Daneben gibt es weitere, separate Schulungen.
Mit dem Beginn der kälteren Jahreszeit werden auch Erkältung, Influenza und Covid wieder zum Thema. Wie kommuniziert ihr diesbezüglich mit den Bewohnenden?
In einem Gesundheitszentrum mit Schwerpunkt Wohnen im Alter wie dem Laubegg leben viele Bewohnende sehr selbstständig. Sie treffen sich untereinander und es entstehen auch Freundschaften. Das freut uns sehr und wir möchten sie darin nicht unnötig einschränken. Unsere Aufgabe ist es primär, über die aktuelle Lage zu informieren und bei Bedarf zu beraten. Die meisten Bewohnenden sind allerdings bereits sehr gut informiert und vorbereitet. Zum Beispiel sind bei uns 80% geimpft. Wenn es zu einer Erkrankung kommt, treffen wir aber natürlich Massnahmen zum Schutz der Bewohnenden und Mitarbeitenden.
Apropos Mitarbeitende: Wie holst du sie bei Hygienefragen ab?
Bei den Mitarbeitenden ist eine der Herausforderungen, zielgruppengerecht zu kommunizieren und zu schulen. Hygiene betrifft alle Berufsgruppen, nicht nur die Pflege. Aber nicht alle müssen dasselbe vertiefte Wissen dazu haben. Die Mitarbeitenden aus der Lingerie müssen anders geschult werden als die Mitarbeitenden in der Pflege oder in der Administration. Wichtig ist, dass diese Schulungen regelmässig und saisonal durchgeführt werden: Lieber mehrmals kurz als einmal lang. So bleibt das Thema präsent. Mein Fokus liegt immer darauf, Massnahmen zu erklären und Konsequenzen aufzuzeigen. Wenn man versteht, warum etwas wichtig ist, setzt man es viel lieber und bewusster um.
Hast du Tipps, wie das Thema in den Köpfen der Mitarbeitenden präsent bleibt?
Ich rate zu Kreativität und Veranschaulichung: Während der Covid-Pandemie war zum Beispiel die Vorgabe, dass man 1,5 Meter Abstand halten soll. Zu der Zeit bin ich mit einem hübsch geschmückten Massstab, der 1,5 Meter lang war, im Pausenraum aufgetaucht und habe nachgemessen. So konnte ich das ernste Thema auf spielerische Art einbringen und gleichzeitig dem Thema Hygiene ein Gesicht geben. Heute muss ich oft gar nichts sagen: Die Mitarbeitenden denken von sich aus an die Hygienevorschriften, wenn sie mich sehen.
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