Um das städtische Netto-Null-Ziel zu erreichen, müssen die fossilen Heizungen durch fossilfreie Lösungen ersetzt werden. In einigen Quartieren in der Stadt Zürich kann die Wärmeversorgung nicht allein mit lokal verfügbaren, erneuerbaren Energien (z.B. mittels Wärmepumpen) sichergestellt werden. In diesen Gebieten besteht daher Bedarf für den Aufbau einer leitungsgebundenen Wärmeversorgung, die die erneuerbar erzeugte Wärme von ausserhalb ins Quartier hineinführt. Die Energieplanung der Stadt Zürich identifiziert solche Gebiete und erarbeitet Lösungen, wie die CO2-neutrale Wärmeversorgung realisiert werden kann.
Konzept für dicht bebaute Stadtgebiete
In den in der Energieplankarte ausgewiesenen Prüfgebieten Hard (F 94), Wiedikon (F 95) und Sihlfeld-Werd (F 96) (STRB Nr. 0670/2024) sowie den Quartieren Heuried und Binz besteht Bedarf für eine solche leitungsgebundene Wärmeversorgung. Diese Gebiete sind dicht bebaut, in so genannter Blockrandbebauung. Sie umfassen rund sieben Prozent der Siedlungsfläche der Stadt. In einer jüngst abgeschlossenen Studie wurde ein technisch und wirtschaftlich machbares Versorgungskonzept für eine effektive und nachhaltige netzgebundene Wärmeversorgung dieser Gebiete entwickelt. Die wichtigsten Ergebnisse werden hier zusammengefasst.
Zur Versorgung dieser Gebiete mit Wärme müssen bis im Jahr 2040 neue thermische Netze gebaut werden. Das dazugehörige Projekt umfasst etwa 25 Prozent aller bis im Jahr 2040 neu zu bauenden thermischen Netze auf dem gesamten Siedlungsgebiet der Stadt Zürich.
Neue Heizkraftwerke nötig
Die Studie ermittelte in den betreffenden Gebieten einen Wärmebedarf von 282 GWh/Jahr. Mit einer Leistung von 113 MW sollen rund 95 Prozent dieses ermittelten Bedarfs in der Grund- und Mittellast gedeckt werden. Dafür sind neue Heizwerke notwendig, die gemessen an der benötigten Leistung in etwa mit der heutigen Kehrichtverwertungsanlage (KVA) Hagenholz vergleichbar sind. Zur Abdeckung der verbleibenden fünf Prozent (Spitzenlast) kommen Heizkessel am Standort der ehemaligen KVA Josefstrasse zum Einsatz, die an den kältesten Tagen zusätzlich Wärme bereitstellen.
Die detaillierte Analyse möglicher Wärmequellen hat ergeben, dass gereinigtes Abwasser des Klärwerks Werdhölzli, Limmat- und Seewasser, Holz, Rechencenterabwärme sowie Sommerüberschusswärme der KVA Hagenholz ein genügendes und nutzbares Wärmepotenzial darstellen. Damit wird nicht zuletzt dem Aspekt der Versorgungssicherheit Rechnung getragen. Mit der Erschliessung verschiedener Wärmequellen an unterschiedlichen Standorten wird die Wärmeversorgung diversifiziert und nicht von einem Energieträger allein abhängig gemacht.
Modularer Ausbau
Da die vorgenannten Energiequellen nicht innerhalb des Versorgungsgebiets selbst zur Verfügung stehen, wurde ein Versorgungskonzept entwickelt, bei dem die Wärme von Produktionsstandorten ausserhalb des Versorgungsgebietes über Hauptversorgungsachsen (West-Ost, Nord-Süd, Süd-Nord) zu Verteilzentralen und von diesen in das Versorgungsgebiet zu den Endverbraucher*innen gebracht wird. Um dieses komplexe Versorgungskonzept zeitnah umzusetzen, wird die Versorgung modular ausgebaut. Konkret heisst das, dass voneinander unabhängige Verteilzentralen mit eigenen, kleineren Produktionskapazitäten erstellt werden, die eine frühzeitige und voneinander unabhängige Erschliessung der einzelnen Quartiere ermöglichen. Mit diesem Etappierungskonzept lässt sich der Ausbau von Netz, Zentralen und Wärmequellen gleichzeitig vorantreiben. Dies ermöglicht ebenfalls eine rasche Kundenanbindung in den Teilnetzen. Der Umstieg auf fossilfreie Wärme und die Umsetzung des Klimaziels werden somit schnellstmöglich vorangetrieben. Schlussendlich werden diese Teilsysteme sukzessive zusammengeführt und mit den Hauptversorgungsachsen wird ein Gesamtnetz geschaffen.
Die Umsetzung des Konzeptes muss nun geplant und angegangen werden, damit ab Anfang der 2030er Jahre die ersten Liegenschaften in diesem Gebiet an Wärmeversorgungsnetze angeschlossen werden können. Der Ersatz der heute 1'500 fossilen Heizungen in diesem Gebiet von insgesamt rund 19'000 auf dem gesamten Stadtgebiet leistet einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung von «Netto Null 2040» in der Stadt Zürich.