
Die Stadt Zürich möchte sich verstärkt mit ihrer kolonialen Vergangenheit und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart befassen. Sie will Hand bieten für eine vertiefte gesellschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Aspekt der Stadtgeschichte, der bisher in der breiten Öffentlichkeit eher wenig Beachtung fand.
Die Stadt Zürich war finanziell in die Sklaverei und den Sklavenhandel involviert. Baumwolle aus Sklavenplantagen begünstigte die Industrialisierung des Zürcher Textilgewerbes und viele Stadtbürger (und wenige Stadtbürgerinnen) waren über die Reisläuferei, die Kirche, Plantagenbesitz oder Handel in die koloniale Weltordnung eingebunden. Das Anthropologische Institut der Universität Zürich war stark involviert in die globale «Rassenforschung» und entwickelte Methoden und Instrumente zur Vermessung von Menschen. Zudem waren Kolonialwaren wie Kaffee oder Schokolade sehr beliebt und Tausende Stadtzürcher*innen besuchten Völkerschauen, bei denen Menschen aus Kolonien in entwürdigender Weise ausgestellt wurden.
Das koloniale Zeitalter hat Auswirkungen bis heute. Um die Unterwerfung und Ausbeutung der Menschen in den Kolonien und der Versklavten zu rechtfertigen, wurden Menschen in hierarchische «Rassen» eingeteilt. Diese «Rassen»-Theorien wirken bis in die Gegenwart nach. Auch der Wohlstand der Schweiz und der Stadt Zürich ist zu Teilen auf das koloniale Wirtschaftssystem zurückzuführen. Zum Beispiel ersichtlich an der Textilindustrie, die Baumwolle von Sklavenplantagen verarbeitete und aus der heraus sich die lukrative Maschinenindustrie entwickelte. Auch im Stadtbild finden sich noch heute Spuren des Kolonialismus.
Die Stadt Zürich lancierte und plant verschiedene Massnahmen zur gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit ihrem kolonialen Erbe. Dazu gehören zum Beispiel eine Ausstellung im Stadthaus mit Begleitprogramm, Unterrichtsmaterial für die Stadtzürcher Schulen oder die Kontextualisierung der Aula Hirschengraben.
Auch anderweitig steht das Thema auf der Agenda: So befassen sich sowohl das Museum Rietberg als auch das NONAM mit Kolonialismus. Auch private Initiativen wie etwa der Stadtrundgang des Vereins Zürich Kolonial bieten aufschlussreiche Einblicke in die koloniale Vergangenheit der Stadt Zürich.
Ein Bericht der Universität Zürich befasst sich mit den vielfältigen Verstrickungen der Stadt Zürich und ihrer Bürger (Bürgerinnen waren kaum involviert) in die Sklaverei und den Sklavenhandel. Ein spezieller Fokus im Bericht wird auf die Familie Escher gelegt, die auf verschiedene Arten mit der Sklaverei verbunden war.
Ein Bericht der Projektgruppe «Rassismus im öffentlichen Raum» vom März 2021 befasst sich im Auftrag des Stadtrats mit kolonialen und rassistischen Spuren im Stadtbild und enthält Empfehlungen zum Umgang damit.
Die Webseite «Rassismus im Stadtbild» bietet weiterführende Informationen zum Umgang der Stadt Zürich mit Zeichen mit rassistischer Wirkung.
Ein Bericht der ETH Zürich liefert Antworten darauf, wann und wie die Häuser zu ihren Namen und Inschriften gekommen sind und wie sich die Bedeutung des M-Worts über die Zeit gewandelt hat.
Die Webseite «Rassismus im Stadtbild» bietet weiterführende Informationen zum Umgang der Stadt Zürich mit Zeichen mit rassistischer Wirkung.
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