Der Lohnunterschied nach Geschlecht ist ein wichtiger Indikator für den Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern im Erwerbsleben. Er weist darauf hin, dass Frauen häufig Berufe ausüben, die schlecht entlöhnt werden, und dass sie weniger oft Karriere machen als Männer – vorwiegend aufgrund von antizipierter oder faktischer Übernahme unbezahlter Haus- und Familienarbeit.
Der Durchschnittslohn der Männer lag 2022 in der Stadt Zürich bei 10 981 Franken, jener der Frauen bei 8387 Franken im Monat. Dies ergibt eine Differenz von 2594 Franken bzw. 23.6 Prozent.
Die Werte der Grafik wurden mit dem arithmetischen Mittel (Durchschnitt) berechnet. Der Lohnunterschied fällt dadurch grösser aus, da sehr hohe Löhne häufiger von Männern bezogen werden.
Mittlerer Lohnunterschied
Der Medianlohn der Männer lag 2022 in der Stadt Zürich insgesamt (privater und öffentlicher Sektor zusammen) bei 8989 Franken pro Monat, jener der Frauen bei 7457 Franken. Damit erhalten Frauen pro Monat 1532 Franken weniger als Männer, was einer Differenz von 17 Prozent entspricht.
Der Medianlohn ist derjenige Lohn, der die Beschäftigten in zwei gleich grosse Teile teilt. Das bedeutet, dass die eine Hälfte der Beschäftigten mehr, die andere Hälfte weniger verdient.
Die Zerlegung des Lohnunterschieds in einen erklärbaren und einen unerklärbaren Teil basiert auf den Durchschnittslöhnen.
Fast 70 % des monatlichen Lohnunterschieds von 2594 Franken sind durch Unterschiede in der persönlichen Qualifikation der Beschäftigten, der Funktion und der Branche zu erklären. Gut 30 Prozent sind nicht erklärbar und lassen sich nicht mit den in der Berechnungsmethode enthaltenen Variablen* begründen.
Der nicht mit objektiven Faktoren erklärbare Lohnunterschied ist ausschliesslich auf das Geschlecht zurück zu führen, deshalb wird dafür der Begriff «Lohndiskriminierung» verwendet. Bezogen auf den Gesamtlohn beträgt die Lohndiskriminierung in der Stadt Zürich 7,2 Prozent (30,4 % des beobachteten Lohnunterschieds von 23,6 % bzw. 2594 Franken). Das bedeutet, dass Frauen unter Berücksichtigung aller objektiven Erklärungsfaktoren rein aufgrund ihres Geschlechts pro Monat 778 Franken (30,4 % von 2594 Franken) weniger verdienen als Männer.
*Dazu gehören: Ausbildung, Alter, Dienstjahre, Erwerbspensum, Anforderungsniveau, berufliche Stellung, Gesamtarbeitsvertrag (ja/nein), Lohnart (Stundenlohn/Monatslohn), Unternehmensgrösse, Sektor (öffentlich oder privat), Branche.
In der Grafik sind die Löhne der Arbeitnehmenden in der Stadt Zürich nach Geschlecht, Altersklasse und Lohnklasse (monatlicher Bruttolohn, umgerechnet auf Vollzeitstellen) dargestellt. Die Grafik zeigt Anteilswerte, die sich in den Spalten auf 100 Prozent addieren.
Lesebeispiel: 3.6 Prozent der Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren verfügen über einen monatlichen Bruttolohn von bis zu 4000 Franken; 82.2 Prozent verdiente zwischen 4001 und 8000 Franken. 12,7 Prozent erhielt einen Lohn zwischen 8000 und 12 000 Franken und 1,5 Prozent der Frauen verdiente über 12 000 Franken pro Monat.
Die Grafik zeigt den Medianlohn nach Geschlecht und Anforderungsniveau. Am tiefsten sind die mittleren Löhne von Beschäftigten, die einfache körperliche oder handwerkliche Tätigkeiten ausüben: Die Frauen dieser Gruppe von Beschäftigten verdienten 2022 im Mittel 4373 Franken und die Männer 5165 Franken pro Monat. Der Medianlohn der Männer überstieg denjenigen der Frauen um 15,3 Prozent, das sind 792 Franken pro Monat.
Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern bei den Beschäftigten, die komplexe Tätigkeiten ausüben, ist höher und lag 2022 bei 16,6 Prozent. Männer verdienten pro Monat rund 1785 Franken mehr als Frauen mit derselben Beschäftigung.
Das Anforderungsniveau wird aus der Berufsgruppe gemäss ISCO-08-Nomenklatur abgeleitet.
Die Grafik zeigt den Medianlohn nach Geschlecht und beruflicher Stellung. Je höher die berufliche Stellung, desto höher der Lohn und desto höher der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern. Männer im unteren Kader verdienten 2022 in der Stadt Zürich 13,6 Prozent oder 1456 Franken mehr als Frauen. Im mittleren Kader betrug die Differenz 2433 Franken, was knapp 17,7 Prozent entspricht. Im oberen Kader belief sich der Lohnunterschied auf 1711 Franken. Der Medianlohn der Männer in dieser Position lag bei 14 524 Franken, bei den Frauen betrug er 12 813 Franken.
Bei den Beschäftigten ohne Kaderfunktion verdiente 2022 die Hälfte der Frauen mehr als 6587 Franken, bei den Männern mehr als 7109 Franken. Der Medianlohn der Männer lag dabei 522 Franken oder 7,3 Prozent über jenem der Frauen.
Betrachtet man den Lohnunterschied nach Geschlecht und Ausbildung, so fällt auf, dass der Lohnunterschied bei den Akademikerinnen und Akademikern mit rund 2113 Franken beziehungsweise 18,1 Prozent am höchsten ist. Der Medianlohn der Männer mit Universitätsabschluss liegt bei 11 683 Franken, derjenige der Frauen bei 9 570 Franken.
Der Medianlohn von Männern ohne abgeschlossene Berufsausbildung übersteigt den Medianlohn der Frauen um 11,2 Prozent. Ihr Medianlohn liegt bei 5231 Franken, derjenige der Frauen bei 4644 Franken.
Die Grafik zeigt den Medianlohn nach Geschlecht und Branche.
Personen in den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verdienen am meisten. Männer verdienen in dieser Branche im Mittel 12 371 Franken, Frauen 9684 Franken. Der Lohnunterschied beträgt 2687 Franken (21,7 Prozent) und ist damit – verglichen mit den anderen Branchen – am höchsten.
Am anderen Ende des Lohnspektrums steht die Branche «Gastgewerbe und Gastronomie». Männer verdienen in dieser Branche im Mittel 4812 Franken, Frauen 4554 Franken. Dies ergibt eine Lohndifferenz von 258 Franken beziehungsweise 5,4 Prozent. Am tiefsten ist die Lohndifferenz mit 111 Franken (1,6 %) in der Branche «Baugewerbe/Bau».