Über ein Jahrzehnt lang bemühte sich die Stadt Zürich vergeblich, dem Drogenkonsum entgegenzutreten. Eine Drogenpolitik, die sich auf Verbote und Verfolgung abstützte, verschlechterte die Situation der betroffenen Menschen. Ein Umdenken setzte ein und die Stadt begann, Überlebenshilfe zu leisten.
1972: Erstmals werden in Zürich kleine Mengen Heroin beschlagnahmt. Es kommt zu ersten Drogentoten.
1974: Kokain wird in die Polizeistatistik aufgenommen.
1975: Revision des eidg. Betäubungsmittelgesetzes. Neu werden Besitz und Konsum von Drogen unter Strafe gestellt. Repression gilt als bestes Mittel, die Ausbreitung zu verhindern.
1982: Im Zentrum von Zürich bilden sich erste, unbeständige Gassenszenen, die immer wieder vertrieben werden.
1985: Die Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich nimmt ihre Arbeit auf.
1985: Eine Abgabe von sauberen Spritzen an Fixer wird vom Kantonsarzt verboten.
1986: Die Vertreibungsstrategie wird aufgegeben. Die Drogenszene verlagert sich auf den Platzspitz und wird weitgehend toleriert. Der Platzspitz-Park wird zu einem offenen Drogenumschlagplatz. Die Stadt reagiert hauptsächlich mit polizeilichen Massnahmen und Verboten, die jedoch wenig Erfolg zeigen.
1986: Der Chef der Kriminalpolizei der Stadt Zürich will die HIV-Übertragung nicht weiter begünstigen und weist die Stadtpolizei an, keine Spritzen mehr zu beschlagnahmen. Die Kantonspolizei übernimmt diese Praxis, was schliesslich zur Aufhebung des Spritzenabgabeverbots durch die Gesundheitsdirektion führt.
1987: Das Sozialdepartement eröffnet «Fixerstübli» (kontrollierte Konsumräume), um die gesundheitlichen Risiken des Drogenkonsums zu reduzieren und die öffentliche Ordnung zu wahren. Vorerst sind die «Fixerstübli» in umgebauten Trolleybussen mit wechselnden Standorten.
1989: Die Stadt Zürich stellt versuchsweise weitere Hilfsangebote zur Verfügung wie Kontakt- und Anlaufstellen, Notschlafstellen, Krankenzimmer für Obdachlose usw.
1990: Die Überlebenshilfe wird in der Stadt Zürich durch eine Volksabstimmung definitiv eingeführt.
1992: Der Platzspitz wird geschlossen.
1993: Es bildet sich eine neue offene Drogenszene am stillgelegten Bahnhof Letten.
1993: Erste Versuche kontrollierter Heroinabgabe.
1994: Im Sommer eskaliert die Gewalt am Letten. Die Zeit wird reif für eine neue Drogenpolitik. Der Kanton Zürich und der Bund unterstützen die Stadt.
1994: Einführung des Vier-Säulen-Modells (Prävention, Therapie, Schadensminderung, Repression). Dieses Modell wird zur Grundlage der Zürcher Drogenpolitik.
1995: Die offene Drogenszene am Letten wird geschlossen.
1998: Dringlicher Bundesbeschluss über die heroingestützte Behandlung (HeGeBe)
2000: Etablierung der sip züri (Sicherheit, Intervention, Prävention)
2010: Die Behördendelegation «Stadtleben im öffentlichen Raum (SiöR)» wird eingesetzt. Der Stadtrat bildete einen Steuerungsausschuss, dem die Vorstehenden des Sicherheitsdepartements, des Schul- und Sportdepartements, des Sozialdepartements sowie des Gesundheits- und Umweltdepartements angehören. Die SiöR nimmt regelmässige Lagebeurteilungen vor, analysiert und evaluiert Wirkungen drogenpolitischer Massnahmen und ortet allfällige Bedarfslagen.
2011: Einführung der Heroinabgabeprogramme, die dazu beitragen, die Gesundheit der Konsumenten zu verbessern und die Kriminalität zu reduzieren.
2012: Evaluation und Anpassung der Drogenpolitik, um den aktuellen Herausforderungen besser gerecht zu werden. Die Stadt setzt verstärkt auf Prävention und Integration.
2018: Eröffnung weiterer niederschwelliger Angebote und Ausweitung der Schadensminderungsmassnahmen, um den Bedürfnissen der Konsumenten gerecht zu werden.
2021: Änderung des Betäubungsmittelgesetzes ermöglicht Pilotversuche mit kontrolliertem Verkauf von Cannabis zu Genusszwecken (BAG Bedingungen für Cannabisversuche).
2023: Bundesamt für Gesundheit erteilt Bewilligung für Stadtzürcher Cannabis-Projekt, Verkaufsstart ZüriCan im August.