
Die frühere Wohnsiedlung Hardau I – zwischen der Hardstrasse und den markanten Wohntürmen der Hardau II gelegen – entstand zwischen 1962 und 1964 nach Plänen des Architekten Eberhard Eidenbenz. Die 80 bestehenden kleinräumigen Wohnungen verfügten über einen einfachen Ausbaustandard und entsprachen nicht mehr den heutigen Anforderungen in Bezug auf Lärmschutz, Energieeffizienz und Hindernisfreiheit. Die Wohnqualität litt insbesondere unter der starken Lärmbelastung durch die verkehrsreiche Hardstrasse. Aufgrund der grossen Ausnützungsreserven und der Möglichkeit, das Angebot an zeitgemässem preisgünstigem Wohnraum für Familien zu erhöhen, hat sich die Stadt entschieden, die Wohnsiedlung durch Neubauten zu ersetzen.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Liegenschaften Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Objektkredit CHF 70,714 Mio.
- Politischer Prozess Die Vorlage zum Objektkredit wurde von der Zürcher Stimmbevölkerung am 28.11.2021 mit 79,8% Ja-Stimmen angenommen.
- Architektur Graber Pulver Architekten AG, Zürich
- Baumanagement Meyer Partner Architekten, Zürich
- Landschaftsarchitektur w + s Landschaftsarchitekten AG, Solothurn
- Auswahlverfahren Projektwettbewerb im offenen Verfahren nach SIA 142 (einstufig, anonym), 2018
- Bauzeit 2022 – 2026
Die Stadt führte einen Architekturwettbewerb durch, den das Architekturbüro Graber Pulver Architekten zusammen mit w + s Landschaftsarchitekten für sich entscheiden konnte. Die neue Wohnsiedlung umfasst einen siebengeschossigen Riegel an der Hardstrasse, der die Blockrandbebauung in Richtung Albisriederplatz erweitert und einen optimalen Lärmschutz für die übrige Bebauung bietet, und ein sechsgeschossiges kammartiges Hofgebäude. Die Wohnsiedlung schafft zeitgemässen preisgünstigen Wohnraum und wertet die Nachbarschaft auf durch gemeinschaftlich genutzte Zonen, Begegnungsorte und publikumsorientiertes Gewerbe.
Dank dem Neubau erhöht sich die Anzahl Wohnungen von 80 auf 122. Sie bieten preisgünstigen Wohnraum für rund 400 Personen, also deutlich mehr als bisher. Etwa zwei Drittel der Wohnungen sind Grosswohnungen, die sich gut für Familien eignen. Einige Wohnungen können je nach Wohnform und Lebensphase miteinander verbunden werden. Zudem können bei zusätzlichem Raumbedarf acht separate Zimmer zugemietet werden. Zusammen mit der benachbarten Siedlung Hardau II, die vor allem Kleinwohnungen aufweist, entsteht im Quartier ein breiteres städtisches Wohnungsangebot. Ein Quartier, das in den letzten Jahren durch verschiedene identitätsstiftende Schul- und Sportbauten sowie den Hardaupark an Lebensqualität zulegen konnte.
Im Erdgeschoss entlang der Hardstrasse stehen Flächen für Dienstleistung und Gewerbe sowie für das neue Personenmeldeamt West zur Verfügung. Vom Haupteingang des Hofgebäudes führt eine sogenannte «Rue Intérieure» zu den Treppenhäusern und Wohnungen sowie zu drei Höfen. Die dort im Erdgeschoss angeordneten kurzzeitig mietbaren Räume, Ateliers, ein Gemeinschaftsraum, ein Kindergarten und Räumlichkeiten der Offenen Jugendarbeit Zürich (OJA) schaffen Begegnungsorte. Der Spielplatz des Kindergartens steht ausserhalb der Betriebszeiten auch den Kindern aus der Wohnsiedlung offen.
Neben einer sozialen strebt sie auch eine ökologische Nachhaltigkeit und tiefe Erstellungs- und Betriebskosten an. Beide Gebäude erreichen die Energie-Kennwerte des Minergie-P-Standards. Da im Riegelbau an der lärmintensiven Hardstrasse nachts die Lüftung über Fenster nicht ausreichend gewährleistet ist, wird eine kontrollierte Lüftung installiert. Damit kann der Riegelbau nach Minergie-P-ECO-Standard zertifiziert werden. Mit den einfachen Abluftventilatoren in den Nasszellen und aktivem Lüftungsverhalten der Mietenden im ruhig gelegenen Hofgebäude wird ein kostengünstiges Lüftungskonzept zur Verfügung gestellt. Die Wohnsiedlung wird wie bisher über den Nahwärmeverbund Hardau mit Wärme aus erneuerbaren Energien versorgt. Eine von ewz geplante und finanzierte Photovoltaik-Anlage ermöglicht es, einen Anteil an erneuerbarer Energie auf dem Grundstück selbst zu erzeugen. Mieterschaft und Bauträgerinnen bilden zusammen eine sogenannte Eigenverbrauchsgemeinschaft, sodass der auf den Dächern der Wohnsiedlung produzierte Strom vor Ort genutzt werden kann.
Dank einem Mobilitätskonzept kann die Anzahl Parkplätze massgeblich reduziert werden. Auf dem Areal gibt es lediglich sechs Parkplätze (Menschen mit Behinderung, Carsharing). Weitere 25 Parkplätze werden in der Einstellhalle der benachbarten Siedlung Hardau II angeboten. Für Velos stehen 400 Abstellplätze bereit.
Drei Hofanlagen prägen die Umgebungsgestaltung der Wohnsiedlung. Die finale Ausgestaltung erfolgt in einem partizipativen Prozess mit den Mietenden. Entlang der Hardstrasse werden gemäss Vorgaben des Quartierplans Vorgärten mit zwei Dritteln Grünanteil geschaffen. Die Dächer von Hof- und Riegelbau werden extensiv begrünt.
Die Wohnungen werden etwa ein halbes Jahr vor dem Bezug auf der städtischen Webseite zur Vermietung ausgeschrieben. Der Zeitpunkt ist offen – abonnieren Sie den Ligi-Newsletter, um den Vermietungsbeginn nicht zu verpassen. Die Gewerbeflächen schreiben wir rund ein Jahr vor Fertigstellung auf einer gängigen Vermietungsplattform aus.
Zur Qualitätssicherung von Neubauten setzt die Stadt Zürich auf den Architekturwettbewerb. Umfassende Informationen zum Wettbewerbsverfahren finden Sie im Jurierungsbericht.