
Die Entwicklungsplanung Zürich-West orientiert sich dabei weitgehend am Entwicklungskonzept und den daraus entstandenen Leitlinien.
Die Stadt begleitet verschiedene Areal- und Teilarealentwicklungen und setzt die städtebaulichen Konzepte planungsrechtlich um. Mittel- und langfristig leben mehr Schulkinder in Zürich-West. Deshalb ist auch die Schulraumplanung eine wichtige Aufgabe.
Es gilt ausserdem attraktive, öffentlich zugängliche Freiräume zu schaffen. Die Stadt koordiniert weiterhin grosse, komplexe Bauprojekte, sichert deren Qualität und gewährleistet den Informationsfluss.
Ein vielfältiger Nutzungsmix (z. B. Forschung, Design, Unterhaltung und Kultur, Gastronomie, urbanes Wohnen, Gewerbebetriebe, Stadion) soll ermöglicht und gefördert werden.
Die notwendige Infrastruktur ist zu erstellen: Schulen und andere wichtige Quartiereinrichtungen, Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Ergänzungen und Anpassungen des Strassennetzes, öffentliche Räume, Ver- und Entsorgungsanlagen.
Die Planung soll sich an realistische Etappierungsziele halten. Bauten und Anlagen sind so zu erstellen, dass sie mit hoher Flexibilität über lange Zeit genutzt werden können.
Die Entwicklung ist dem Dreieck der Nachhaltigkeit (Wirtschafts-, Sozial- und Umweltverträglichkeit) unterstellt.
Das Vorhandene bildet den Ausgangspunkt für die städtebauliche Umwandlung. Angestrebt wird eine hohe städtebauliche Dichte (200 – 300%) mit einem substanziellen Wohnanteil (mind. 20 – 30%).
Neue öffentliche Räume tragen zur Vernetzung bei und schaffen ein städtebauliches Grundgerüst. Richtwerte für Freiraumflächen sind 5m2 pro Arbeitsplatz und 8m2 pro EinwohnerIn. Die maximale Quartierdurchlässigkeit für FussgängerInnen und VelofahrerInnen soll gewährleistet sein.
Es ist eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität sowohl im öffentlichen Raum als auch bei den Bauten und Anlagen gefordert.
Die Entwicklung soll in kooperativen Verfahren realisiert werden.
Aufgrund der Erkenntnisse der kooperativen Entwicklungsplanung erarbeiteten die Beteiligten das 2000 erschienene Entwicklungskonzept Zürich-West. Es listet die Ziele und städtebaulichen Prinzipien auf und enthält das Freiraumkonzept, das Verkehrskonzept sowie den Massnahmenplan für die Aufwertung. Das Entwicklungskonzept wurde ergänzt durch die Leitlinien Zürich-West. Sie sind ein Hilfsmittel für die planerische Umsetzung.
Im Anschluss an das Stadtforum startete das Amt für Städtebau das kooperative Planungsverfahren für Zürich-West. Gefragt waren Grundlagen für eine dynamische Stadtentwicklung und einzelne Projekte. Gestützt auf drei Testentwürfe erarbeitete die Stadt zusammen mit GrundeigentümerInnen die Planungsvorgaben.
Der Synthesebericht von 1999 dokumentiert die Ergebnisse der kooperativen Planung und die von der Stadt Zürich und den Grundeigentümer*innen gemeinsam verabschiedete Absichtserklärung. Der Planungsbericht von 2001 fasst den Planungsprozess zusammen.
1996 initiierte der damalige Stadtpräsident Josef Estermann einen runden Tisch, das Stadtforum. Ziel des Gremiums war es, die verhärteten Fronten im Kampf um eine Bau- und Zonenordnung (BZO) aufzuweichen und konstruktive Gespräche zu führen.
Das Stadtforum wollte die Standpunkte in wichtigen Entwicklungsfragen offen legen und gegenseitiges Verständnis aufbauen. Offene und öffentliche Gespräche sollten die Verständigung zwischen den handelnden und involvierten Personen aus allen Gruppen verbessern. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Bevölkerung verhandelten über die Entwicklung in Gebieten der Stadtkreise 4, 5 und 9 (zwischen dem Hauptbahnhof und der Stadtgrenze bei Schlieren, Limmat und Badenerstrasse).
Dank dieses Prozesses wurde ein Konsens in zwei zentralen Punkten gefunden: Die im Stadtforum besprochenen Gebiete sollen städtebaulich aufgewertet werden, und diese Aufwertung erfolgt in einem kooperativen Verfahren. Der 1997 veröffentlichte Schlussbericht des Stadtforums fasst die Ergebnisse zusammen.
Noch heute ist das Industriequartier von der historischen Entwicklung geprägt. Neben dichten Blockrandbebauungen aus der Gründerzeit finden sich im Kreis 5 Genossenschaftsbauten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bauwerke für den Schienen- und Strassenverkehr gehören heute ebenso zum typischen Quartierbild wie grosse Industriebauten.
Der heutige Kreis 5 war bis weit ins 19. Jahrhundert ein fast unbesiedelter Teil der Gemeinde Aussersihl, geprägt von der Landwirtschaft und der dörflichen Gesellschaftsform. Eine bedeutende Landstrasse fehlte ebenso wie eine direkte Landwegverbindung über die Sihl in die Stadt.
Weite Ländereien gehörten als ehemaliger klösterlicher Besitz oder als Allmend der Bevölkerung der Stadt Zürich. 1875 gründete die Stadt Zürich das «Industriequartier» als Gebiet für die heranwachsende Industrie. Die Limmat als Energie- und Wasserquelle, die Nähe zum Hauptbahnhof, Industriegeleisen und die ebene Topografie des Gebietes boten beste Standortvorteile.
Das Quartier östlich des Bahnviadukts entwickelte sich zu einem dichten und stark durchmischten Wohnviertel mit dem Charakter eines klassischen Arbeiterquartiers.
Die Eingemeindung von 1893 löste im Kreis 5 einen regelrechten Bauboom aus: Westlich des Bahnviadukts liessen sich die ersten grossen Unternehmen wie Steinfels und Escher-Wyss mit ihren grossräumigen und modernen Fabrikanlagen nieder. Während über achtzig Jahren war das Quartier von der Industrie geprägt.
Im westlichen Teil des Industriequartiers, dem heutigen Zürich-West, suchen Konzerne seit den 1980er-Jahren neue Nutzungen für ihren Grundbesitz. Hier wandelt sich das Quartier am stärksten. Seit den frühen 1970er Jahren schrumpfte die Industrie in Zürich.
1965 gehörten im Industriequartier mehr als die Hälfte der Beschäftigten dem industriellen Sektor an, 2001 war es noch knapp ein Sechstel. Restrukturierungen, Auslagerungen und Betriebsschliessungen waren der Grund dafür. Erste Neubauten in Form von Bürokomplexen entstanden. Sie repräsentierten die Zukunftsvorstellungen der damaligen Investoren: Kahle Bürohäuser in einem reinen Geschäftsviertel.
Für leere Hallen und Gebäude begann aber oft auch eine Phase der Zwischennutzung. Kleine, kreative Betriebe nisteten sich ein. Bars und Discos wurden eröffnet, Ateliers und Treffpunkte eingerichtet. Galerien und Kleintheater, Printmedien, Privatradio und -fernsehen sowie eine Reihe weiterer Projekte fanden hier ihre Nischen.
Die oft nur provisorischen Nutzungen bildeten zusammen mit den ersten Loft-Wohnungen und dem Charme der alten Fabrikgebäude eine attraktive Mischung, die ein junges, urbanes Publikum nach Zürich-West lockte. Das Quartier erhielt ein neues Image.
In Zürich-West stehen wichtige Zeugen der historischen Entwicklung von Zürich-West. Nachzulesen im dritten Band der Buchreihe «Baukultur in Zürich» über die Quartiere Aussersihl und Industrie. Zu finden im «Inventar der kunst- und kulturhistorischen Objekte».
Denkmalpflege-Inventar
«Baukultur in Zürich»
Basis für die Gestaltung von Struktur und Raum ist das gewachsene Zürich-West. Im Entwicklungskonzept Zürich-West sind die zwölf städtebaulichen Prinzipien festgehalten. Neue Hochhäuser ergänzen die bestehenden Gebäude.
Identitätsstiftende Räume
In Zürich-West entstanden und entstehen markante Freiräume, die dem Quartier dank ihrer Unverwechselbarkeit eine Identität geben. Ein Beispiel dafür ist der Gleisbogen.
Gleisbogen
Durchgehende Erdgeschossebene
Strassenräume und Plätze dehnen sich von Fassade zu Fassade aus. Die Strassenräume werden als Aufenthalts- und Erlebnisräume ausgestaltet. Ein Beispiel hierfür ist der Turbinenplatz.
Turbinenplatz
Öffentlichkeit in Innenräumen
In grossmassstäblichen Bauten können öffentliche und halböffentliche Räume, Plätze und Wege eingerichtet werden. Damit wird Zürich-West durchlässiger. Die Feinerschliessung ist attraktiv und dem Quartier angemessen. Bereits realisierte Beispiele hierfür sind der Schiffbau sowie die Überbauungen Puls 5 und ComWest.
Schiffbau
Puls 5
ComWest
Grossstrukturen und grosse Massstäbe
Zum besonderen Stadtcharakter von Zürich-West gehört der Kontrast zwischen den gross angelegten Industriebauten und der Blockrandbebauung aus dem 19. Jahrhundert im östlich angrenzenden Quartier. Ein Beispiel für neue Grossstrukturen in Zürich-West ist der Technopark.
Technopark
Hochhausgebiete sind nach bestimmten Kriterien ausgeschieden. Je nach Gebiet sind die Anforderungen verschieden. In Zürich-West dürfen Hochhäuser maximal achtzig Meter hoch sein. Diese Höhe kann mit einem Sondernutzungsinstrument – Gestaltungsplan oder Sonderbauvorschriften – überschritten werden.
Die Richtlinien für Hochhäuser in Zürich definieren den Bezug zu anderen Gebäuden und zum öffentlichen Raum. Die Publikation macht Aussagen zum Nutzungskonzept sowie zu Ökologie und Architektur und hält die städtebaulichen Prinzipien fest.
Hier finden Sie weitere Dokumente und links zu Städtebau & Nutzung
Das Freiraumkonzept für Zürich-West setzt die Grundsätze und Ziele planerisch um, die im Rahmen der kooperativen Entwicklungsplanung festgelegt worden sind. Zudem wird der motorisierte Individualverkehr stärker gebündelt, der öffentliche Verkehr deutlich ausgebaut und der öffentliche Raum attraktiver gemacht.
Seit Abschluss des zweiten Freiraumkonzeptes für Zürich-West im Jahr 2011 hat sich das Quartier weiterentwickelt: Wegen der dynamischen baulichen Entwicklung des Wohn- und Arbeitsorts Zürich-West ist in Zukunft mit einem steigenden Nutzungsdruck auf öffentliche und private Freiräume zu rechnen.
Grün Stadt Zürich überarbeitet daher aktuell das Freiraumkonzept: Ziel ist es, die bestehenden Freiräume in Zürich-West zu erhalten, aufzuwerten und miteinander zu verbinden sowie auch neue Freiräume zu planen. Im Fokus stehen die Steigerung des Grünvolumens und die Verbesserung der Grünraumqualität. Hitzeminderung ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Ausgehend von den zwölf städtebaulichen Prinzipien der Entwicklungsplanung Zürich-West berücksichtigt es dabei die baulichen Entwicklungen.
So sollen im Quartier soll die Versorgung der Bewohner*innen und Arbeitnehmer*innen mit Freiräumen grundlegend verbessert werden.
Zur Überarbeitung des Freiraumkonzepts.
- Es wird ein attraktives Netz von multifunktionalen Freiräumen entstehen. Dieses baut auf bestehenden Strukturen wie dem Limmatraum sowie auf neuen öffentlichen Freiräumen wie dem Turbinenplatz oder dem Gleisbogen auf.
- Wichtig sind Vernetzungen: die Anbindung an bestehende Freiräume (Limmat, Hardhof, Josefwiese), bessere Verbindungen zu den angrenzenden Quartieren über die Gleisareale und die Limmat hinweg sowie die Vernetzung des Limmatraumes mit dem Gleisraum durch die Freiraumachsen Gleisbogen, Hardturmviadukt, Wipkingerviadukt und Hardstrasse.
- Massnahmen sind auch bei einzelnen Freiräumen nötig: eine bessere Durchlässigkeit der Areale und der Erdgeschosse , die Aufwertung des Limmatraums, öffentliche Innenhöfe und Passagen (z.B. Giessereihalle Puls 5, Com West), Orte der Ruhe (z.B. Maaghof) sowie die Aufwertung der Zwischen- und der Strassenräume (z.B. Hardturmstrasse).
Ökologie
In Zürich-West sind der feuchte, grüne Limmatraum und das offene, trockene Gleisfeld die wertvollsten Naturräume. Sie sind auch wichtige Achsen für die grossräumige Vernetzung. Dazwischen liegen Industrieareale, wo auf verlassenen Lager- und Abstellplätzen eine vielfältige, an trockene und warme Bedingungen angepasste Flora und Fauna Fuss fassen konnte.
Ziel ist es, den wild vorkommenden Pflanzen und Tieren auch ausserhalb geschützter Lebensräume natürliche Lebensbedingungen zu erhalten oder zu schaffen. Die Flächen sind miteinander und mit dem Limmat- und dem Gleisraum zu vernetzen.
Der Leitlinienplan «Vernetzung und ökologischer Ausgleich Zürich-West» enthält Aussagen darüber, wie die Vernetzung und der ökologische Ausgleich erfolgen können. Ebenfalls sind die wichtigsten Orte bezeichnet, an denen die Barrierewirkung von Strassen reduziert werden sollte.
Folgende Massnahmen hat der Stadtrat in seiner Teilstrategie Entwicklungsgebiete im Rahmen der Mobilitätsstrategie beschlossen:
- Die Kanalisierung des übergeordneten Verkehrs auf die Pfingstweidstrasse und die Hardbrücke entlastet die übrigen Strassen, weil sie nur noch der Quartiererschliessung dienen.
- Neue Tramlinien steigern den Anteil des öffentlichen Verkehrs um mindestens 50 Prozent (optimale Verbindung mit den S-Bahnhöfen Hardbrücke und Altstetten mittels Tramnetzerweiterung Zürich-West, in einer 2. Etappe Tramnetzerweiterung über die SBB-Gleise).
- Eine grösstmögliche Durchlässigkeit (direkte Wege zu ÖV-Haltestellen, Gebietsöffnungen usw.) und die Aufwertung der Strassen-, Weg- und Freiräume machen den Fuss- und Veloverkehr attraktiver.
- Die Eröffnung der Westumfahrung Zürich (Üetlibergtunnel) macht in Zürich-West Kapazitäten für die Gebietsentwicklung frei.
- Eine restriktive Parkierungsbewilligung und Fahrtenmodelle reduzieren das Verkehrsaufkommen im Quartier.
Tram Zürich-West
Zürich-West soll sich nachhaltig entwickeln. Die Stadtentwicklung Zürich hat 2004 überprüft, ob diese Vorgabe eingehalten wird. Die Ergebnisse sind im Statusbericht Nachhaltigkeit zusammen gefasst.
Um eine möglichst gute Umweltqualität zu erreichen, wirkt die Umweltschutzfachstelle bei der Entwicklungsplanung Zürich-West beratend mit. Konflikte sollen rechtzeitig erkannt und zukunftsorientierte Lösungen gefunden werden.
Die Belastung durch Lärm soll so gering wie möglich sein. Für die meisten Areale in Zürich-West gilt jene Empfindlichkeitsstufe, die für einen Mix aus Wohnen und Gewerbe vorgesehen ist. Wegen der hohen Vorbelastung gilt sie auch für Wohnzonen entlang von Lärmachsen, beispielsweise für die Bernoulli-Häuser an der Hardturmstrasse.
Bei Neu- und grösseren Umbauten werden Schallschutzmassnahmen geprüft. Beispielsweise verringern Lärmschutzwände auf dem Eisenbahnviadukt die Belastung für die Überbauung Limmatwest.
In der Umgebung der verkehrsreichen Achsen Hardbrücke und Duttweilerbrücke sowie Hardturmstrasse und Pfingstweidstrasse liegen die Belastungen über den Grenzwerten. Weil die Stadt Zürich als lufthygienisches Sanierungsgebiet gilt, muss der Luftsituation bei Bauvorhaben mit wirksamen Massnahmen Rechnung getragen werden (Verkehrsreduktionen, Fernwärmeanschluss usw.).
Umweltschutzfachstelle
Die Umweltschutzfachstelle unterstützt die städtische Umwelt- und Energiepolitik auf dem Weg zur 2000 Watt-Gesellschaft.
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Nachhaltigkeit im Städtebau
berücksichtigt ökologische, ökonomische und soziale Aspekte um eine hohe Lebensqualität und einen Mehrwert gegenüber dem Bestehenden zu schaffen.
Nachhaltigkeit im Städtebau