Die Wohnsiedlung Au in Schwamendingen entstand zwischen 1937 und 1941. Sie ist ein Spiegelbild der damaligen Wirtschaftskrise. Der Stadtrat wollte «gewissen Arbeitslosen, besonders Ungelernten, aber auch älteren oder zufolge Krankheit vermindert arbeitsfähigen Handwerkern» die Möglichkeit schaffen, «durch Gemüseanpflanzung und Kleintierzucht einen Teil des Lebensmittelbedarfs selbst zu ziehen.» Dafür hatte jedes der 17 Häuschen einen schopfartigen Anbau, einen Obstkeller und einen Garten. Eine solche Anlage ist nahezu einzigartig in der Schweiz. Sie steht daher vollumfänglich unter Denkmalschutz, inklusive Aussenraum und Gartenanlage.
Die zweistöckigen Häuser bestehen aus solide gemauerten 30 Zentimeter dicken Wänden aus Tonisoliersteinen. Das Erdgeschoss enthält Stube, Küche und Bad, das Obergeschoss drei Schlafräume. Das Elternschlafzimmer fängt wie unten die Stube mit zwei Fenstern über Eck Licht und Sonne ein. Hier wie auch bei den asymmetrisch knapp vorspringenden Satteldächern zeigt sich im traditionellen Gewand ein modernistischer Gestaltungswille.
Das Leben der ursprünglichen Bewohnerschaft spielte sich zu grossen Teilen draussen ab. Die Häuser verfügen über 700 bis 1500 Quadratmeter Umschwung. Die Gartenarbeit übt dementsprechend direkten Einfluss auf die Architektur der Häuser aus. Die gedeckten, südorientierten Sitzplätze dienten als zusätzlicher Wohnraum. Im Schopf, Keller und Estrich konnten die selbst produzierten Lebensmittel eingelagert werden.
Auch wenn die Gärten heute keine wirtschaftliche Bedeutung mehr haben: Die Bewohnerschaft muss Verantwortung für die Pflege der sorgfältig instandgesetzten Anlage übernehmen. Die Bepflanzung mit Bäumen, Hecken und Wiesen ist einheitlich gestaltet. Vorgaben gegenüber der Mieterschaft sorgen für einen nachhaltigen Erhalt. Wie früher gibt es keine Zäune – diese hätten das gemeinsame Pflügen erschwert.
Der monatliche Nettomietzins für ein Wohnhaus mit knapp 80 Quadratmeter Fläche beläuft sich auf durchschnittlich 1810 Franken, dazu kommen Nebenkosten von rund 300 Franken (Stand 2022). Der durchschnittliche Wohnflächenkonsum pro Kopf beträgt 23,4 Quadratmeter, gegenüber 34,1 im Quartier und 39,5 in der Stadt.


Nach einer Nutzungsdauer von rund 80 Jahren ohne gründliche Instandsetzung befanden sich die Gebäude in einem schlechten Zustand. Es stand eine knifflige Sanierung an: Nicht nur mussten die denkmalgeschützten Häuser erhalten bleiben, gefordert waren gleichzeitig ein einfacher, aber zeitgemässer Wohnkomfort sowie energetische Verbesserungen. Obendrein waren, um die Mieten preisgünstig zu halten, tiefe Baukosten gefragt.
Die Bauarbeiten beschränkten sich auf ein Minimum. Die Raumeinteilung blieb unverändert, erneuert wurden einzig die Oberflächen. Alle eingesetzten Materialien sind von robuster, dauerhafter Qualität. Um den Heizbedarf zu senken, erhielten die nicht isolierten Gebäude eine Innendämmung. Neu werden die Häuschen nicht mehr mit Einzelöfen beheizt, sondern mit einer Wärmepumpe. Aufgrund ihrer Lage am Rand der Siedlung waren 4 der 17 Häuser von der Sanierung ausgenommen; für sie wird ein separates Projekt entwickelt.
«Der Entwurfsgedanke war zum einen, den spezifischen architektonischen Charakter einer pragmatischen Moderne integral zu erhalten. Zum anderen hatte der Erhalt von günstigem Wohnraum Priorität.»
Sigi Stucky, S2 Architekten GmbH, Zürich
- Baujahr 1940 – 1941
- Architektur Georg Seger
- Instandsetzung 2020 – 2022
- Architektur, Bauleitung S2 Architekten GmbH, Zürich
- Landschaftsarchitektur Raderschallpartner AG, Meilen
- Auswahlverfahren Planerwahl Architektur, 2013
- Erstellungskosten CHF 8,844 Mio.
- Raumprogramm 17 Einfamilienhäuser mit 4 Zimmern und Schopf (davon 13 saniert)
- Mietzinse Kostenmiete (alle Wohnungen freitragend)
- Adresse Aemmerliweg 6 – 30, 8050 Zürich