
Mit der Instandsetzung des Kinderhauses Entlisberg in Zürich-Wollishofen von 2018 bis 2020 wurden verschiedene Ziele verfolgt: eine Sanierung der gealterten Substanz, eine Erneuerung der Haustechnik, betriebliche Optimierungen und die Anpassung an gesetzliche Normen. Diese Arbeiten boten zugleich die Gelegenheit, dem denkmalgeschützten Bauwerk von 1911 ursprüngliche architektonische Qualitäten zurückzugeben, die durch Eingriffe in den 1970er- und 1980er-Jahren verlorengegangen waren. Das verhinderte nicht, die Nutzbarkeit und Ökologie der Anlage zu verbessern.
Das prachtvolle Gebäude war ursprünglich als Waisenhaus gebaut worden. Heute bietet das Sozialdepartement dort mit seinen Säuglings-, Kleinkinder- und Hortgruppen Schicht- und Entlastungbetreuung sowie Kriseninterventionsplätze an. Ein Familientreff bietet Vernetzungsmöglichkeiten ins Quartier. Die Kindertagesstätte umfasst 111 Plätze. 2013 wurde dank eines neuen Pavillonbaus die Betreuung ausgebaut.
Mit der Instandsetzung wurde das Haus hindernisfrei. Raumaufteilungen wurden verbessert. Im ausgebauten Dachstock entstanden zusätzliche Flächen für die Betreuung. Infrastrukturen wurden auf einen zeitgemässen Stand gebracht oder ergänzt, wie zum Beispiel eine neue Produktionsküche für täglich 400 Mahlzeiten. Dank Innen- und Dachdämmungen sowie einer Wärmegewinnung mit Erdsonden-Wärmepumpen wurde die Energiebilanz um sechzig Prozent verbessert. Der weitläufige und denkmalgeschützte Aussenraum wurde nur zurückhaltend aufgefrischt.
Mir grosser Sorgfalt wurde dem Gebäude sein ursprünglicher Charakter zurückgegeben. Vor allem die grossen Empfangshallen und das Treppenhaus wurden von Einbauten befreit und optisch dem Original nachempfunden. So entstand im Haus wieder eine lebendige Mitte für Begegnungen. Die robusten Materialien der Oberflächen wie Klinker und Linoleum, Jutetapeten, mineralischer Verputz wurden repariert oder erneuert. Zusätzliche neue Materialien und Farben bringen Alt und Neu in einen harmonischen Einklang.
Die Arbeiten in der Umgebung beinhalteten eine sanfte Instandsetzung der Kunststeinmauern, des Wandbrunnens sowie der Tore und Zäune. Die bestehende Linde auf dem Platz wurde krankheitshalber mit einer neuen Linde ersetzt, die nun wieder das Zentrum des neuen Sandspielplatzes bildet.
Die Besonderheit dieser Bauaufgabe bestand darin, die ursprünglichen Qualitäten wieder herauszuschälen und neue Elemente im Sinne eines stimmigen Gesamteindrucks angemessen zu gestalten.
Zitat: Gianluca De Pedrini, bernath + widmer De Pedrini Architekten AG, Zürich
Das Kinderhaus Entlisberg und sein ausgedehnter Garten wurden 1911 ursprünglich als «Waisenhaus Butzen» erbaut. Die Anlage gilt als eines der Hauptwerke des ehemaligen Stadtbaumeisters Friedrich Wilhelm Fissler. Seit 1991 als Kinderhaus genutzt, stehen das im Heimatstil erbaute Haupthaus und die Gartenanlage unter Denkmalschutz. Aufgrund innenräumlicher Anpassungen aus den 1970er- und 1980er-Jahren, hatten die räumlichen Qualitäten jedoch deutlich verloren. Ergänzt wurde die Anlage 2013 durch einen eingeschossigen, langgezogenen Pavillon, der aus einem Architekturwettbewerb hervorging.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Architektur Instandsetzung bernath + widmer De Pedrini Architekten AG, Zürich
- Auswahlverfahren Planerwahl, 2016
- Ausführungskredit CHF 16,66 Mio.
Gebundene Ausgaben: CHF 15,85 Mio.
Neue Ausgaben: CHF 0,81 Mio. - Bauzeit Instandsetzung 2018 – 2020
- Architektur Bestand Friedrich Wilhelm Fissler
- Baujahr Bestand 1911