
Bei der Neugestaltung des Schütze-Areals im Escher-Wyss-Quartier war die Bauaufgabe vielfältig: Vier Nutzungen – Primarschule mit Kindergarten, Sporthalle, Quartierzentrum und Pestalozzi-Bibliothek – mussten untergebracht werden. Ausserdem war ein möglichst grosser Quartierpark gefordert. Jonas Wüest Architekten gelang dieses Kunststück bestens: Das entstandene Ensemble aus Alt-, Neu- und Anbau ist ungemein kompakt und lässt dem Quartierpark zwischen Heinrich- und Limmatstrasse umso mehr Platz.
Die Stadt nach innen verdichten heisst nicht zwangsläufig, auf Freiraum zu verzichten. Das Schütze-Areal demonstriert dies glänzend. An den instand gestellten Altbau (Schulhaus Heinrichstrasse) wurden unmittelbar ein hoher Neubau und ein flacher Anbau angeschlossen. Diese kompakte Anordnung bringt mehrere Vorteile: Vor allem verursacht das Ensemble einen minimalen Fussabdruck. Für den Quartierpark (inklusive strategische Landreserve) steht viel mehr Platz zur Verfügung als bei separat stehenden Baukörpern. Zweitens sind kompakte Bauten energetisch meist sparsamer. Drittens befinden sich nun alle Nutzungen unter einem Dach, sind miteinander über ein gemeinsames Treppenhaus verbunden, wodurch Synergien und Begegnungen entstehen: Das wichtige Quartierzentrum gewinnt so an Lebendigkeit.
Durch den Erhalt des bestehenden Schulhauses konnte graue Energie eingespart werden. Darüber hinaus verfügt das Gebäude über eine nachhaltige Energieversorgung. Eine Grundwasserwärmepumpe sorgt für die Heizung bzw. die Kühlung der Räume. Mittels einer Photovoltaikanlage wird ein Teil des Eigenstrombedarfs gedeckt. Die Materialisierung und Farbgebung des Gesamtbaus sind geprägt von einer roh- und naturbelassenen Verwendung der eingesetzten Materialien: Sichtbeton für die tragende Gebäudestruktur, Holzzement für die Böden und Holz für Tür- und Fensterrahmen schaffen eine freundliche Stimmung und einen zurückhaltenden, robusten Rahmen für die vielfältigen Nutzungen.
Das Projekt erhielt von einer interdisziplinär zusammengesetzten Fachjury die «Auszeichnung für gute Bauten der Stadt Zürich 2016–2020».
Die Primarschule mit neun Klassenzimmern und Betreuungsinfrastrukturen ist im Altbau an der Heinrichstrasse untergebracht. Für den Kindergarten mit drei Klassen wurde der zweigeschossige, parkseitige Anbau erstellt. Die Einfachsporthalle befindet sich im obersten Stockwerk des fünfgeschossigen Neubaus. Darunter ist die Pestalozzibibliothek untergebracht. Das Quartierzentrum Schütze verfügt über fünf Räume von 60m² bis 172m², ideal für Feste, Sitzungen, Workshops oder Konzerte. Ausserdem wirkt das «Café Schütze» als charmanter soziokultureller Begegnungsort.
Das Kunst-und-Bau-Projekt «Fiesta, Fiesta» stammt vom Künstlerkollektiv Mickry 3, das sich für seinen künstlerischen Beitrag durch die steinernen Reliefs an den Fassaden und Eingängen der umliegenden Wohnbauten inspirieren liess. Die Künstlerinnen übertragen die Idee von dekorativen Elementen in ihre Sprache aus Comics, Emojis und Graffiti. Mit den beleuchteten Reliefs bespielen sie die vier Haupteingänge des Gebäudeensembles. Dort heissen die Figuren aus gegossenen Betonteilen, charmanten Hausgeistern gleich, die Eintretenden willkommen.
Der Quartierpark ist ein wichtiger Beitrag zur Grünraumversorgung des dichten Industriequartiers. Er wurde in einem öffentlichen Mitwirkungsverfahren konzipiert. Rund um die zentrale Wiese sind die vielfältigsten Sport- und Freizeitangebote angesiedelt, ergänzt durch ein Café. Die verschiedenen Nutzungen (z. B. der Kindergarten) erhalten zudem spezifische Aussenräume. Der Baumbestand wurde durch Neupflanzungen ergänzt. Das durchgrünte Areal leistet einen Beitrag zu Biodiversität und Hitzeminderung.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Hochbau Immobilien Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Quartierpark Grün Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Architektur Jonas Wüest Architekten GmbH, Zürich
- Baumanagement GMS Partner AG, Zürich
- Landschaftsarchitektur Planikum AG, Zürich
- Bauingenieurwesen Ingenieurbureau Heierli AG, Zürich
- HLKS-Ingenieurwesen Gruenberg + Partner AG, Zürich
- Elektro-Ingenieurwesen Gode AG, Zürich
- Auswahlverfahren Architekturwettbewerb im offenen Verfahren nach SIA 142 (einstufig, anonym), 2013
- Auszeichnung für gute Bauten der Stadt Zürich 2016-2020
- Ausführungskredit CHF 61 Mio. (inkl. Grundstücksübertragung CHF 4,60358 Mio.)
- Bauzeit 2017 – 2019