Die Liegenschaft an der Spiegelgasse 1 / Münstergasse 26 in der Altstadt gehört seit 2017 der Stadt Zürich. Die Stimmberechtigten sagten damals Ja zu einem Tauschvertrag mit der bisherigen Eigentümerin, der Anlagestiftung Swiss Life. Ziel des Erwerbs war es, die Geburtsstätte des Dadaismus in diesem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert langfristig zu sichern. Die weltweit bekannte künstlerische Bewegung entstand 1916 in Zürich und lehnte konventionelle Kunstformen und bürgerliche Ideale ab. Der Trägerverein Cabaret Voltaire nutzt die Räume im Erd- und im Untergeschoss, in den Obergeschossen befinden sich sechs Wohnungen.
Das als «Cabaret Voltaire» bekannte Haus steht der Bevölkerung sowohl tagsüber wie auch am Abend offen. Während des Tages als Café-Bar und als Bibliothek mit der Möglichkeit zum Lesen und Arbeiten. Im Gewölbekeller finden derweil Wechselausstellungen mit Objekten aus der Dada-Sammlung statt. Abends funktioniert das Cabaret Voltaire als Bar sowie als Veranstaltungsort, etwa für Vorträge, Lesungen oder Bankette.
Die intensive Nutzung der Räumlichkeiten rief nach einer baulichen Anpassung, vor allem im Hinblick auf das Raumklima sowie auf die Sicherheit und Lagerungsmöglichkeit der Sammelstücke. Zudem lag die letzte Gebäudesanierung bereits einige Jahre zurück, die veraltete Bausubstanz gefährdete die Weiterführung des Kulturbetriebs. Eine Teilinstandsetzung stand an; nicht betroffen waren die Wohnungen darüber.
Die Bauarbeiten mussten viel leisten: Neben der Bausubstanz, Haustechnik und Gastronomie brauchte der künstlerische Betrieb eine bessere Aussenwahrnehmung und eine flexiblere Nutzbarkeit der Räumlichkeiten. Dabei stellten das Altstadthaus und das kulturelle Erbe der Dada-Geburtsstätte besondere denkmalpflegerische Ansprüche. Gefragt waren sorgfältige Eingriffe und eine geschickte Reorganisation des Gebäudes.
Die entscheidende Idee bestand darin, die Treppe in die Mitte des Gebäudes zu verlegen. Dadurch sind die Räume – Ausstellung, Bar, Saal und Bibliothek – miteinander verbunden und gleichzeitig separat nutzbar. Der Saal hat eine mobile Bar erhalten. In der Bibliothek sind dank einer kleinen Küche Caterings möglich. Die «Künstler*innenkneipe» befindet sich heute im Eingangsbereich an der Münstergasse. Sie ist dadurch aussen besser sichtbar, ohne die denkmalgeschützte Fassade zu verändern. Der Ausstellungsraum wurde klimatisiert, gesichert und technisch besser ausgestattet.
Die Gestaltung der Räume ist zeitgemäss und schlägt zugleich einen Bogen in die Vergangenheit. Holz, Metall und Kalkstein, alte Versatzstücke und rohes Mauerwerk fügen sich zu einer Collage. Auch die Farbgebung orientiert sich einerseits an den ursprünglichen Dada-Räumen, von denen überliefert ist, dass sie schwarz und blau gestrichen waren. Ergänzt wurden diese Farben mit Rot, Grün und Hellgrau. Alle neuen Materialien erfüllen den Eco-BKP-Standard.
- Baujahr 1542 (ältester fassbarer Bauzustand um 1300)
- Teilinstandsetzung 2021 – 2022
- Architektur, Bauleitung Raumfalter Architekten GmbH, Zürich
- Bauingenieure Ruggli & Partner Bauingenieure AG, Zürich
- Auswahlverfahren Rahmenvertrag
- Objektkredit CHF 3,112 Mio.
- Raumprogramm Museum, historischer Saal, Dada-Bibliothek und Künstler*innen-Bar, 6 Wohnungen
- Mietzinse unterhalb Kostenmiete (Cabaret Voltaire), Marktmiete (Wohnungen)
- Adresse Spiegelgasse 1 / Münstergasse 26, 8001 Zürich