
Die am Zürichseeufer liegenden Fischerstube, Fischerhütte und Gartenbuffet sind wichtige kulturhistorische Zeitzeugen für die Stadt Zürich. Das ursprüngliche Restaurant Fischerstube und die kleinere Fischerhütte gehörten zu den Wahrzeichen der Landesausstellung von 1939. 1957 wurde die Fischerstube nach einem Brand in gleicher Form, aber mit anderen Materialien wieder aufgebaut und dabei das Dach mit Eternit-Schindeln eingedeckt. Die vom Feuer verschonte Fischerhütte blieb teilweise noch im Originalzustand erhalten. Das Gartenbuffet kam im Jahr 1940 dazu. Nötig wurde der Ersatzneubau, weil das Wasser an Tragwerk und Pfählung nagte und das Restaurant den heutigen betrieblichen Anforderungen nicht mehr genügte. Auch das Gartenbuffet war am Ende seiner Lebensdauer und musste ersetzt werden. Die Fischerhütte dagegen blieb erhalten und wurde instandgesetzt.
Raumplanerische und denkmalpflegerische Gründe verlangten, dass der Neubau des Restaurants Fischerstube «wesensgleich» mit dem Original aus der «Landi»-Zeit ist. Dazu musste unter anderem der Fussabdruck des neuen Gebäudes zu mindestens 80 Prozent demjenigen des Altbaus entsprechen. Und auf eine stirnseitige Seeterrasse war zu verzichten.
Die «Fischerstube» zog wegen seiner einzigartigen Lage am See schon immer viele einheimische und auswärtige Gäste an, war aber in der kälteren Jahreszeit geschlossen. Mit der Erneuerung sollte ein Ganzjahresbetrieb möglich werden. Und trotz der geforderten traditionellen Erscheinung mussten alle Anforderungen an einen modernen Gastronomiebetrieb erfüllt sein. Um diesen Vorgaben gerecht zu werden, hat das Amt für Hochbauten 2009 einen Architekturwettbewerb durchgeführt, den das Architekturbüro Patrick Thurston aus Bern gewann.
Den Architekten gelang es, die Werte der «Landi-Architektur» in einen neuzeitlichen Bau zu übersetzen. Der Ersatzneubau verbindet auf subtile Weise traditionelles Handwerk mit Hightech: Aussen ein Pfahlbauerhaus mit Schilfdach, innen ein zeitgemässer Gastronomiebetrieb mit komplexer, praktisch unsichtbarer Haustechnik. Weil unter dem Schilfdach keine Haustechnik möglich war, wurde diese ins Obergeschoss des neu erstellten Gartenbuffets ausgelagert.
Das Restaurant mit Seeblick bietet mit dem offenen Stabgewölbe auch im Inneren einen Blickfang. Das feingliedrige Holzstabwerk stammt vom Künstler Urs Beat Roth und nimmt Bezug auf die gewölbte Schilfdecke der ursprünglichen Fischerstube. Hinter dem kunstvollen Stabwerk verschwinden geschickt Sprinkler, Leitungen und Akustikplatten im Dunkeln.
Neben dem Hauptbau steht, ebenfalls im Wasser, die teils noch im Original erhaltene Fischerhütte. Der viel kleinere Pfahlbau ist auch mit Schilf bedeckt. Nach der Instandsetzung erstrahlen die originalen Malereien an den Deckenbalken in neuem Glanz. Die Haustechnik ist auch hier kaschiert. Das ebenfalls ersetzte Gartenbuffet steht als einziges Gebäude des Ensembles vollständig an Land und weist ein Schindeldach auf. Es beherbergt ein Selfservice-Restaurant, einen Kiosk, zwei ZüriWCs sowie einen Grossteil der Haustechnik für die gesamte Anlage.
Zum Bauvorhaben gehörte auch die Instandsetzung einer Bogenbrücke und eines Teichs, beide unter Denkmalschutz. Letzterer entstand anlässlich der «Landi», für die Schweizerische Gartenbau-Ausstellung «G59» wurde er zum «Nymphenteich» umgestaltet und mit charakteristischen runden Betontrittsteinen ergänzt. Der Übergang vom Teich zur angrenzenden Rasenfläche ist nun offener gestaltet, die Staudenpflanzungen am Ufer nach historischem Vorbild bepflanzt und der Baumbestand ergänzt. Auch der Uferbereich beim Gartenbuffet wurde umfassend instandgesetzt – von einer Natursteinstützmauer bis hin zu einer flachen, mit Wildstauden bepflanzten Böschung ist der Bereich nun lichter, damit der Blick wieder über den See bis zu den Glarner Alpen schweifen kann.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Liegenschaften Stadt Zürich (Bauten)
Grün Stadt Zürich (Grundstück) - Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Objektkredit CHF 23,867 Mio. (davon gebundene Ausgaben: CHF 5,227 Mio.)
- Baujahr Fischerhütte 1939
- Architektur Karl Kündig und Heinrich Oetiker
- Ersatzneubauten Fischerstube und Gartenbuffet 2019 – 2021
- Architektur Architekturbüro Patrick Thurston, Bern
- Stabgewölbe Gastraum Urs Beat Roth, Atelier für konkrete Kunst, Zürich
- Landschaftsarchitektur Müller Wildbolz Partner, Bern
- Auswahlverfahren Architekturwettbewerb im selektiven Verfahren nach SIA 142, 2009