
Der «Falken» ist der Mittelpunkt Wiedikons – nicht geografisch, wohl aber gesellschaftlich. Im Lokal an der Schmiede Wiedikon gehen seit über 400 Jahren Hungrige ein und Satte aus. Allerdings zunächst nur an besonderen Anlässen. Die Gemeinde Wiedikon erwirbt das Bauernhaus 1620 und nutzt es in der Folge als Gerichts- und Schulhaus, Wirten ist vorerst nur ausnahmsweise gestattet. Doch mit der Zeit wird aus dem Einzelfall die Regel – und aus dem Lokal das Dorfwirtshaus von Wiedikon.
Zu seinem Namen kommt der Gasthof 1842. Nach einer Renovation wird das Gemeindewappen durch einen goldenen Falken – laut Überlieferung ein Gelegenheitskauf – ersetzt. Ob das obrigkeitsfeindliche Gebaren den Dorffrieden störte, ist ungewiss. Jedenfalls behält das Wirtshaus den Namen «Falken» bis heute – allerdings mit einem Unterbruch. Doch dazu später.
Ein weiteres Kapitel in der Geschichte des Hauses schreibt das Jahr 1897. Die Zunft Wiedikon wählt den Gasthof als Gründungsort und hält ihm bis zum heutigen Tag die Treue. 1907 erwirbt die Stadt Zürich die Liegenschaft, um das Lokal dem Quartier zu erhalten. Dann, in den neunziger Jahren, erhält der «Falken» südländischen Kolorit und heisst neu «Falcone», und einstweilen werden italienische Speisen aufgetischt.
Das bevorstehende Ende des Mietvertrages nimmt die Stadt 2020 zum Anlass, den Gastraum neuzugestalten. Sämtliche Oberflächen werden aufgefrischt, das Getränkebuffet und die Bar ersetzt. Zusammen mit einer passenden Möblierung und Beleuchtung verbindet das Interieur Beizen-Charme mit dezentem Pastellgrün und Blumentapeten. Investiert wird auch in die Kühlanlagen, den Lift und Warenaufzüge.
Die Teilinstandsetzung entspricht einer erprobten Strategie bei dieser Liegenschaft. Statt in einer Gesamtsanierung modernisiert die Stadt das Gebäude in kleinen Schritten. Aufwendig ist der Einbau einer neuen Lüftungsanlage, später kommen die Gästetoiletten an die Reihe. Zuletzt wird der kleine Saal renoviert, und das Küchenteam erhält einen neuen Herd. Das schrittweise Vorgehen beeinträchtigt den Betrieb jeweils nur kurz, er muss nicht schliessen wie bei einer Totalerneuerung. Möglich machen dies die gute Bausubstanz und etwas aufwendigere Unterhaltsarbeiten.
Die heutige Mieterschaft übernimmt das Ruder im Jahr 2020 – eine Woche vor dem Corona-Shutdown. Ein Start nach Mass sieht anders aus. Doch nach einer Durststrecke bewährt sich das Konzept: Die neue Crew macht aus dem «Falcone» wieder den «Falken» und serviert einfache, schmackhafte Schweizer Küche ohne Chichi, die mit Wochenspezialitäten trotzdem etwas wagt. Drinnen bietet das Lokal in diversen Räumlichkeiten gut 150 Gästen Platz, auf der beliebten Aussenterrasse 120. Im Obergeschoss gibt’s einen Saal mit 150 Plätzen.
- Baujahr ab 16. Jahrhundert
- Instandsetzung 2012 – 2024
- Innenarchitektur Decoris Interior Design, Zürich
- Erstellungskosten CHF 1,78 Mio.
- Raumprogramm Gaststube (100 Plätze), Stübli (20 Plätze), Fumoir (25 Plätze), Zunftsaal (150 Plätze), Gewerbeküche mit Lagerräumen und Kühlzellen, Personalräume mit Nebenräumen, Technikräume, Aussenterrasse (120 Plätze)
- Mietzinse Umsatzmiete im Bereich Marktmiete
- Adresse Birmensdorferstrasse 150, 8003 Zürich