Die für die «Baugenossenschaft im Gut» zwischen 1949 und 1955 von den Architekten Karl Egender und Wilhelm Josef Müller erbaute Siedlung «Im Gut» liegt im Stadtteil Wiedikon. Der Bau der Grosssiedlung «Im Gut» kennzeichnet eine wichtige Etappe der städtebaulichen Expansion in den 1950er-Jahren. Sie entstand auf beiden Seiten der 1952 fertiggestellten Gutstrasse, die als zentrale Achse in der Dimension eines Boulevards innerhalb der Siedlung fungierte. Gegen Norden erstreckt sich die Überbauung bis zu einem weitgehend freigehaltenen Grünstreifen, der auf die Projektierung einer Fernverkehrsstrasse zurückzuführen ist. Das Wohnhochhaus (Gutstrasse 150) und der Pavillon (Gutstrasse 152) waren als städtebaulicher Akzent an der nie realisierten Kreuzung von Luzernerstrasse (heute Triemlifussweg) und Gutstrasse gedacht.
Einen besonderen Stellenwert innerhalb der Siedlung hat das zwölfgeschossige, sternförmige Wohnhochhaus. Nebst den in der Nähe liegenden Letzigraben-Hochhäusern gehört es zu den frühesten Wohnhochhäusern in der Stadt Zürich. Mit seiner Form und Höhe bildet es den Hauptakzent der Überbauung «Im Gut». Auch im städtischen Kontext ist es eine von weither sichtbare Dominante. Das eingeschossige, ehemalige Ladenlokal verstärkt die gewünschte Kontrastwirkung zwischen Flachbau und Hochhaus.
Das Hochhaus und der Pavillon «Im Gut» wurden jüngst unter Denkmalschutz gestellt und in engem Austausch zwischen der «Baugenossenschaft im Gut», den Architekt*innen und der Denkmalpflege sanft umgebaut.
Das Hochhaus erfuhr eine sanfte Instandsetzung der Gebäudehülle. Die stark abgewitterten Eternitbrüstungen der Balkone wurden erneuert und die Balkongeländer mittels additiver Geländererhöhung an die heutigen Vorgaben zur Absturzsicherung angepasst. Die Fassadenflächen des Hochhauses erhielten ausserdem einen neuen Fassadenanstrich in der aus einem restauratorischen Gutachten bekannten bauzeitlichen Farbgebung.
Eine grosse Herausforderung stellten die Brandschutzanforderungen beim Hochhaus dar. Im Fahrversuch konnte die Feuerwehr die rasche Personenrettung von aussen im Brandfall nachweisen. Dadurch konnte auf den Einbau von Schleusen und Feuerwehraufzug im bestehenden Treppenhaus verzichtet werden. Stattdessen wurden in der Umgebung tragfähige Aufstellflächen zur Gewährleistung des Feuerwehreingriffes erstellt.
Mit der Unterschutzstellung wurden bei einem Teil der Ein- und Dreizimmerwohnung moderate Grundrissänderungen im Sinne heutiger Wohnansprüche ermöglicht. Im anderen Teil der Ein- und Dreizimmerwohnung bleiben die bauzeitlichen Raumeinteilungen im Sinne von Musterwohnungen auch künftig integral erhalten. Zur weiteren Aufwertung der Wohnungen trug der Ersatz der nicht ursprünglichen Küchen und Bäder bei. Als Feinschliff wurden die vorhandenen bauzeitlichen Ausstattungselemente und Oberflächen wie Klinker- und Parkettböden sowie Einbauschränke aufgefrischt.
Dem Pavillon wurde das unpassende Walmdach aus den 1980er-Jahren abgenommen und das prägende Flachdach der Bauzeit wiederhergestellt. Das Vordach erscheint nun wieder mit einer filigranen Stirnansicht, wie dies in den historischen Fotos ersichtlich ist. Das hinter der Fassade liegende Hauptdach musste statisch und wärmetechnisch ertüchtigt werden und wurde im Zuge dessen mit einer Gründachwanne ergänzt. Im Inneren wurde der Gastraum des Pavillons in den Bereich der ehemaligen Einzelgaragen erweitert. Durch Einbau von Faltschiebefenster anstelle der geschlossenen Wandfüllungen findet die Massnahme auch im Äusseren Ausdruck. Zugleich wird nun der Hofraum mit dem Strassenraum in Verbindung gesetzt, was zudem der Nutzung der Aussenbereiche zugutekommt. Nicht zuletzt wurde der Pavillon mit dem Farbanstrich in dem entsprechenden hellen Grünton mit dem Hochhaus zusammengebunden.
Die Baugenossenschaft Im Gut mit knapp 500 Wohnungen befasst sich schon länger mit der städtebaulichen Entwicklung ihrer Bestandsbauten entlang der Gutstrasse. Durch die gelungene Sanierung wird das wertvolle Ensemble von Hochhaus und Pavillon «Im Gut» in das städtebauliche Ensemble eingebunden und der kleine ertüchtigte Pavillonbau fungiert mit seiner Gastronutzung für die nächste Generation als Anker im städtebaulichen Kontext der Baugenossenschaft Im Gut..
- Adresse: Gutstrasse 150, 152
- Kreis / Quartier: 3/Wiedikon
- Inventar: kommunales Inventar
- Baujahr: 1952–1955, 1953–1955
- Bauherrschaft: Baugenossenschaft im Gut
- Architektur: Studio Märkli AG
- Ausführung: 2022–2023