Graffiti sind Teil einer vielschichtigen Jugendkultur. Das Einstiegsalter der Sprayer*innen liegt bei etwa 13 bis 14 Jahren – fällt also in der Regel in die obligatorische Schulzeit. Sowohl Eltern als auch Lehrpersonen können Kinder und Jugendliche informieren und Prävention leisten.
Warum werden Wände verschmiert? Handelt es sich um eine Kommunikationsform? Oder ist es die unbändige Kreativität der Jugend?
Beide Ansätze haben ihre Berechtigung. Sprayer*innen wollen Präsenz im öffentlichen Raum markieren. Das Graffiti signalisiert: Das ist mein Quartier, hier lebe ich. Das Bestehen innerhalb einer geheimen Gruppe, das Spiel mit den Grenzen auf dem Weg zum Erwachsenwerden und der Nervenkitzel durch die illegale Tätigkeit sind weitere Motive.
Wichtig ist für Sprayer*innen, dass ihr Graffito von vielen Menschen wahrgenommen wird und daher möglichst lange sichtbar bleibt. Die Sachbeschädigung nehmen sie in Kauf, ist jedoch nicht immer vorrangiges Ziel.
Woran erkennen Eltern oder Lehrpersonen die Zugehörigkeit zur Graffitiszene?
- Besitz von Graffitiutensilien wie Spraydosen, Filzstiften, Gummihandschuhen, Gesichtsmasken oder Kratzwerkzeug.
- Spraydosen mit Magneten am Boden sind besonders verdächtig: Die Magnete halten die in den Dosen enthaltenen Mischkügelchen fest, damit möglichst leise gesprayt werden kann.
- Farbe an Kleidung, Haaren oder Händen sowie Farbgeruch.
- Interesse an Graffiti-Literatur und Hip-Hop-Musik.
- Schulhefte sind mit verzierten Wortkürzeln oder Buchstaben übermalt oder es existiert ein so genanntes Blackbook (Skizzensammlung).
- Auf persönliche Gegenstände oder auf Wände im Umfeld wird ein eigenes Wort oder ein Namenskürzel (Tag) aufgemalt.
Die Chance, dass Lehrpersonen auf Bänken, Tischen oder dem Pausenareal Sprayereien antreffen, ist gross: Das Schulareal ist oft das erste Betätigungsfeld für Einsteiger*innen in die Graffiti-Szene.
Durch gezielte Information können Lehrpersonen zur Prävention beitragen. Frühzeitiges Handeln kann junge Menschen davor schützen, unwissend in existentielle Problemsituationen zu geraten.
- Zeigen Sie den Schüler*innen die Gefahren und Folgen des illegalen Sprayens auf.
- Falls Sie Graffiti im Kunstunterricht behandeln, so sprechen Sie unbedingt auch über die Folgen der illegalen Graffiti.
- Unterstützend können Sie im Unterricht Texte von Hip-Hop-Songs besprechen. Dies erleichtert den Zugang zu den Schüler*innen und ihren Beweggründen für das Sprayen.
Weitere Informationen für Lehrpersonen erhalten Sie im Informationsschreiben unten.
Die Zugehörigkeit zur Szene bedeutet in der Regel nicht, dass die Jugendlichen am Anfang einer lebenslangen kriminellen Laufbahn stehen. Meist beschränkt sich ihr Handeln auf das Sprayen von Graffiti, in einigen Fällen kommt der Diebstahl von Spraydosen hinzu.
- Suchen Sie das Gespräch mit den Jugendlichen und hören Sie ihnen zu.
- Voraussetzung für ein gutes Gespräch ist eine gewisse Offenheit gegenüber dem Prozess der Identitätsfindung – einer Phase, in der Jugendliche auch ihre Grenzen ausloten.
- Klären Sie sachlich über die Konsequenzen von illegalem Sprayen auf. Dazu gehört auch die Information, dass Sie als Eltern für Schäden nicht haften.
- Sollten Sie Ihr Kind beim Sprayen erwischen, vermitteln Sie frühzeitig zwischen ihm und der geschädigten Partei. Das erspart oftmals eine Anzeige und Folgekosten.
Jugendliche haften selber für den Schaden, den sie angerichtet haben. Eltern müssen den Schaden nicht bezahlen, wenn Jugendliche vorsätzlich handeln und somit davon ausgegangen werden kann, dass sie um die Unrechtmässigkeit ihres Handelns wissen. Die Rechtsprechung geht davon aus, dass dies bereits bei 12- bis 14-Jährigen der Fall ist.
Auch die Versicherung übernimmt keine Kosten, da vorsätzlich angerichtete Schäden nicht vergütet werden.
Kinder und Jugendliche können die Schadenssumme oft nicht aufbringen. In solchen Fällen bietet sich an, mit der geschädigten Partei eine Ratenzahlung zu vereinbaren.