«Guter Unterricht» orientiert sich an den Lern- und Bildungsbedürfnissen der Schüler*innen und ist deshalb immer «anders anders». Er kann nicht hergestellt werden, sondern ist eine Suchbewegung, die mal mehr und mal weniger gelingt. In diesem Sinne gibt es auch nicht «den guten Unterricht». Vielmehr haben die Lehrpersonen die Aufgabe, ihren Unterricht der jeweiligen Situation anzupassen und nicht einfach die Unterrichtsvorbereitung schrittweise und nach Plan umzusetzen. Je nach Inhalt/Ziel des Unterrichts stehen andere Elemente des guten Unterrichts im Vordergrund. Die nachfolgenden Elemente sind so zu verstehen, dass sie während einem Unterrichtsbesuch beobachtet oder erfragt werden können. Es ist jedoch nie so, dass alle Elemente in jeder Lektion vorkommen, sichtbar sind und erkennbar in Erscheinung treten. Je nach Inhalt, Zielsetzungen und Themen des Unterrichts einerseits und auch der Verfassung der Schüler*innen anderseits können einzelne Elemente verstärkt, vereinzelt oder auch gar nicht in Erscheinung treten.
Sowohl das Lernen als auch die Kompetenzentwicklung der Schüler*innen sind nicht direkt und unmittelbar beobachtbar. An den Handlungen, Reaktionen und Arbeiten der Schüler*innen kann Lernen vermutet werden. Aus diesem Grund braucht es neben dem Beobachten auch das Gespräch mit den Lehrpersonen.
Anforderungen
Der Unterricht ist für die Schüler*innen anforderungsreich.
- Die Schüler*innen werden während dem Unterricht aktiviert und sind gefordert.
- Alle Schüler*innen zeigen ihren Möglichkeiten entsprechend hohe Leistungen in verschiedenen Bereichen.
- Im Unterricht werden passende Methoden angewendet, welche verschiedene Zugänge zum Lernstoff ermöglichen, sodass alle Schüler*innen ihrem Lernstand entsprechend lernen und arbeiten können.
- Aufgaben werden so formuliert, dass sie für alle Schüler*innen herausfordernd und anspruchsvoll sind.
- Verschiedene – auch offene – Aufgabenstellungen werden verwendet.
- Ein differenziertes Angebot mit verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten ist vorhanden.
- Schüler*innen zeigen Neugierde und Interesse.

Ziele und Verantwortung
Die Schüler*innen kennen die Zielsetzung des Unterrichts und können ihrem Entwicklungsstand entsprechend für das eigene Lernen Verantwortung übernehmen.
- Die Lehrperson kommuniziert (mündlich oder schriftlich) den Schüler*innen das Ziel der Unterrichtseinheit oder Lektionsreihe.
- Die Schüler*innen kennen das Ziel des Unterrichts und den Zusammenhang zu ihrem eigenen Lernen.
- Die Lehrperson kann darüber Auskunft geben, wie sie die Schüler*innen in die Verantwortung für das eigene Lernen nimmt.
- Der Unterricht beinhaltet Momente, in welchen die Schüler*innen ihr eigenes Lernen, ihr Arbeiten reflektieren und, wo sinnvoll, dokumentieren (z.B. Portfolio, Lerntagebuch).

Wollen – Können – Wissen
Sowohl das Wollen als auch das Können und das Wissen sind Bestandteile des Unterrichts.
- Die Lehrperson achtet sowohl in der Vorbereitung als auch im Unterricht auf alle drei Elemente.
- Der Unterricht hat einen Bezug zur Lebenswelt der Schüler*innen.
- Die Schüler*innen haben die Möglichkeit, sich Inhalte auch handelnd anzueignen.
- Interaktionen zwischen den Schüler*innen sind Bestandteil des Unterrichts.

Vorwissen und Kompetenzentwicklung
«Guter Unterricht» aktiviert und reagiert auf das Vorwissen der Schüler*innen und umfasst bezüglich der Kompetenzentwicklung eine grössere Perspektive als die einzelne Lektion.
- Die Lehrperson berücksichtigt das Vorwissen der Schüler*innen.
- Die Lehrperson fragt aktiv nach dem Vorwissen der Schüler*innen.
- Die Lehrperson reagiert auf das individuelle Lernen von einzelnen Schüler*innen.
- Die Schüler*innen gestalten den Unterricht aktiv mit (Partizipation).
- Konstruktion wo möglich, Instruktion wo nötig.

Erfolgserlebnisse
Allen Schüler*innen werden Erfolgserlebnisse ermöglicht.
- Die Schüler*innen sind sich bewusst, was sie bereits können und wissen.
- Während des Unterrichts haben Schüler*innen persönliche Erfolgserlebnisse.
- Die Erwartungshaltung der Lehrperson ist für die Schüler*innen transparent und sie haben die Möglichkeit, sich an dieser immer wieder zu orientieren.
- Die Schüler*innen werden bestärkt in ihrem Arbeitsprozess.

Methoden
«Guter Unterricht» verwendet verschiedene, passende Methoden, ist abwechslungsreich und setzt die digitalen Medien gezielt ein.
- Die Lehrpersonen verwenden unterschiedliche Methoden, welche auf den Lerngegenstand abgestimmt sind.
- Der Unterricht ist interessant, gut rhythmisiert und abwechslungsreich.
- Digitale Medien werden eingesetzt und sinnvoll verwendet.

Beurteilung
«Guter Unterricht» verwendet vielfältige Beurteilungsformen und Informationsquellen für die verlässliche Einschätzung von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen.
- Die Gesamtbeurteilung der Lehrperson beruht auf summativer, formativer und prognostischer Beurteilung und ist transparent nachvollziehbar.
- Als zentrale Beurteilungsform im kompetenzorientieren Unterricht wird die formative Beurteilung, welche lernzielorientiert, individualisierend, lernförderlich und aufbauend ist, angesehen.
- Die Schüler*innen erhalten regelmässig Rückmeldungen auf ihr Arbeiten.
- Die Lehrperson ermöglicht vielfältige Beurteilungssituationen und -formen und deren Dokumentation (Lernkontrollen, Portfolio, Beobachtungen, Schüler*innen–Arbeiten, Erkenntnisse aus Lern-/Feedbackgesprächen und Selbstbeurteilungen der Schüler*innen).
- Eine Beurteilungsform stellt das Zeugnis dar. Eine Note ist stets als Kodierung der Erreichung der Lernziele in einem Kompetenzbereich zu verstehen und wird nur im Zusammenhang mit dem Zeugnis verbindlich verlangt.
