Der Flugverkehr gehört zu den wesentlichen Treibern der globalen Klimaerwärmung und wächst jedes Jahr weiter an. Und dies schneller als technologische Entwicklungen, die eine klimafreundlichere Luftfahrt versprechen. Das Fliegen allein verursacht mehr als ein Fünftel der Treibhausgasemissionen der Stadt Zürich. Die Stadtverwaltung möchte ihren Handlungsspielraum nutzen, um Flugemissionen zu reduzieren, und setzt mit dem Klimaforum auf kollektive Intelligenz.
Am 31. März 2025 trafen sich 120 engagierte Expert*innen und Vertreter*innen aus Unternehmen und Organisationen im Kraftwerk Zürich. Auf dem Programm stand Informieren, Diskutieren, Umsetzen – kurz «Dialog+». Auf eine Einordnung von Stadtrat Andreas Hauri und Berko Sierau von der Stadt Zürich folgte ein Input zu Klimawirkung und Handlungsoptionen beim Fliegen von Cyril Brunner, ETH Zürich. In kleineren Gruppen mit unterschiedlichem Fokus ging es anschliessend darum, wie Unternehmen und Organisationen ihre flugbedingten Treibhausgasemissionen reduzieren und gleichzeitig auch die eigenen Mitarbeitenden zu nachhaltigem Reisen inspirieren können. Diskutiert wurden Herausforderungen und Lösungen. Neben viel Optimismus, der spürbar war, wurde auch Pragmatismus gefordert, um von der Theorie ins Handeln zu kommen. Nicht zu reisen, ist dabei die effektivste Option.
Zuletzt übersetzten die Teilnehmenden die Inhalte in ihren eigenen Alltag und formulierten konkrete Massnahmen. Daraus resultieren über 70 ausformulierte erste Schritte, eine Vernetzung der Teilnehmenden sowie das Pilotprojekt «Business Travel» mit dem Ziel, Flugalternativen und Anreize auf typischen Routen von Geschäftsflügen zu testen und zu validieren. Die aus dem Klimaforum gewonnenen Erkenntnisse werden in einem Folgeanlass am 7. Mai 2025 vertieft.
In Gruppen wurden verschiedene Fragen, Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten thematisiert.
- Wie kann die Reisekultur eines Unternehmens im Privatleben inspirieren?
Nachhaltige Praktiken wie die Nutzung von Green Miles oder Interrail-Pässen können auch privat nutzbar gemacht werden. Programme wie Stay the Weekend fördern die Kombination von Geschäfts- und Privatreisen. Einfache Unternehmensregeln zur Zugnutzung und das Teilen positiver Reiseerlebnisse regen dazu an, auch privat nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.
- Welche Vorgaben, Richtlinien und Verbote funktionieren?
Nachhaltige Reiseregelungen können gut über ein Buchungstool umgesetzt werden: Für bestimmte Destinationen steht die Option Fliegen nicht zur Auswahl, für andere ist nur die Buchung von Economy-Class-Tickets möglich. Wichtig für den Erfolg sind verbindliche Regeln statt Freiwilligkeit.
- Welche Anreize können das Reiseverhalten der Mitarbeitenden positiv beeinflussen?
Erste-Klasse-Zugreisen, Hotel-Upgrades, ein erhöhtes Spesenbudget oder zusätzliche freie Tage für nachhaltiges Reisen motivieren Mitarbeitende, umweltfreundlichere Optionen zu wählen. Ein Top-Management, das nachhaltiges Reisen aktiv unterstützt, sowie klare, faire Richtlinien führen zu mehr Akzeptanz und Engagement.
- Wie gelingt die Einführung eines CO2-Budgets und CO2-Preises?
Es braucht transparente Daten und pragmatische Testphasen, um Best Practices zu entwickeln. Es ist wichtig, dass die Geschäftsleitung als Vorbild vorangeht und sowohl Bottom-up- als auch Top-down-Ansätze integriert werden.
- Wie können Reiseanbieter das nötige Angebot schaffen?
Reiseanbieter können das nötige Angebot schaffen, indem sie, z. B. eine 10-Stunden-Policy für Zugreisen in ihre Buchungssysteme integrieren und Züge in Business-Buchungen einbeziehen. Der Fokus sollte auf Effizienz statt nur auf den Preis gelegt werden. Es braucht neue Narrative, um die längere Reisezeit positiv zu konnotieren. Zudem sollten einheitliche Tools entwickelt und die Zusammenarbeit zwischen Ländern sowie EU-weite Standards und Subventionen gefördert werden, um nachhaltige Reisen zu erleichtern.
- Wie kann Fliegen weniger klimaschädlich gemacht werden?
Fliegen kann weniger klimaschädlich gemacht werden, indem die Beimischpflicht für SAF (Sustainable Aviation Fuel) weiter erhöht und die SAF-Produktion skaliert wird. Gleichzeitig müssen Standards und Regularien vereinheitlicht werden, um eine effektive Nutzung von SAF und weiterer Alternativen zu ermöglichen.
- Welchen Mehrwert bieten branchenübergreifende Netzwerke?
Branchenübergreifende Netzwerke ermöglichen es, Lösungen und Best Practices sektorübergreifend zu besprechen und durch das transparente Teilen von Informationen bessere Entscheidungen zu treffen. Als Plattform für gemeinsame Verantwortung beschleunigen sie zudem den Wandel zu nachhaltigen Praktiken.