Trotz Geburteneinbruch: Zürich ist so gross wie noch nie
Ende 2022 wohnten in der Stadt Zürich 443 037 Menschen. Damit wurde der bisher höchste Endjahresbestand aus dem Jahr 1962 überschritten. Nach zwei Jahren mit geringem Wachstum legte Zürich 2022 wieder deutlich zu. 2022 gab es so viele Zuzüge wie letztmals 2007. Seit Januar 2022 sind die Geburtenzahlen markant geringer als zuvor. (14. Februar 2023 – Klemens Rosin)
Nach der ersten Eingemeindung im Jahr 1893 zählte die Stadt Zürich etwa 120 000 Einwohner*innen. Ende 1934, nach der zweiten Eingemeindung, wohnten in Zürich bereits über 315 000 Personen (Grafik 1, Wohnbevölkerung). In den folgenden Jahrzehnten legte die Bevölkerungszahl weiter zu, bis 1962 der höchste Endjahresbestand vermerkt wurde. Damals lebten 440 180 Menschen in Zürich. Anschliessend wurde die Stadt als Wohnort weniger populär – bis 1989 nahm der Bevölkerungsbestand ab. Danach folgte die Kehrtwende: Es wohnten wieder mehr Personen in Zürich. Am 25. Mai 2022 wurde mit 440 181 Personen die bisherige Endjahres-Höchstmarke aus dem Jahr 1962 überschritten. Ende 2022 zählte die Stadt Zürich 443 037 Einwohner*innen, 2857 mehr als Ende 1962. Nach 60 Jahren gibt es damit einen neuen Endjahres-Höchstwert.
War Zürich einst sogar noch grösser? Gemäss den Jahresendbeständen wurde der Maximalwert Ende 1962 erreicht. Betrachtet man allerdings die Monatsdaten, so war Zürich im darauffolgenden Sommer noch grösser. Im Juli 1963 lebten 445 321 Personen in Zürich. Bis zur Erreichung dieser Marke fehlen aktuell noch 2284 Menschen.
Aktuell beträgt der Anteil der Ausländer*innen 33,1 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 1913, also seit 109 Jahren (Grafik 1; Anteil Ausländer*innen). Beim aktuellen Anteil handelt es sich jedoch nicht um einen Rekord: Im Jahr 1912 lag der Anteil Ausländer*innen mit 34,2 Prozent noch höher.
Trotz Geburteneinbruch: Wachstum um über 6700 Personen
Im Jahr 2022 hat die Bevölkerungszahl um 6705 Personen zugenommen (Grafik 2, Veränderung). Nach den Jahren 2020 und 2021 mit geringem Wachstum hat die Stadt Zürich wieder deutlich zugelegt. Bereits zwischen 2014 und 2019 betrug die jährliche Zunahme mehr als 5000 Personen.
Worauf ist dieses starke Wachstum zurückzuführen? Liegt es an hohen Geburtenzahlen? So wie 2021, als die Geburten das Stadtwachstum prägten? Das ist klar nicht der Fall: Im Jahr 2022 wurden 14 Prozent weniger Babys mit Wohnort in der Stadt Zürich geboren als 2021. Dieser markante Geburteneinbruch erfolgte per Januar 2022 und ist auf den Rückgang der Fertilitätsrate, der Anzahl Kinder pro 15- bis 49-jährige Frau, zurückzuführen. Die Fertilitätsrate nahm über verschiedene Altersklassen hinweg deutlich ab (siehe Webartikel «Seit Januar 2022 markant weniger Geburten»).
Die Bevölkerungszunahme hat nicht mit den Geburten, sondern mit den Zuzügen zu tun: 2022 zogen 44 819 Personen nach Zürich (Grafik 2, Zuzüge). Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Nach zwei Jahren mit geringer Zuzugszahl waren 2022 sogar mehr Zuzüge zu verzeichnen als vor der Corona-Pandemie. 2022 zogen mehr Menschen zu als in irgendeinem Jahr seit 2007. Unter den Zuziehenden befanden sich 2952 Menschen aus der Ukraine. Die Wegzüge gingen gegenüber dem Vorjahr leicht zurück (-1 %). Der Wanderungssaldo, die Zuzüge minus die Wegzüge, war 2022 klar positiv (+5517 Personen).
Im Jahr 2022 starben etwas mehr Menschen mit Wohnsitz in der Stadt Zürich als 2021 (+4 %). Die Sterblichkeit war aber klar geringer als 2020 (siehe Webartikel «Sterblichkeit im Jahr 2022»). Eine starke Übersterblichkeit wie im Dezember 2020 gab es in Zürich im Jahr 2022 nicht.
Starkes Bevölkerungswachstum bei Ausländer*innen
In den Jahren vor der Corona-Pandemie war das Bevölkerungswachstum bei den Schweizer*innen etwas stärker als bei den Ausländer*innen (Grafik 3, Veränderung pro Jahr). So war das Wachstum 2019 zu 73 Prozent den Schweizer*innen zuzuordnen. Im Jahr 2018 war dieser Anteil ähnlich: Die Zunahme fand zu 75 Prozent bei Menschen mit Herkunft Schweiz statt. Nun zeigt sich ein gänzlich anderes Bild: 2022 hat die Anzahl Schweizer*innen um 260 zugenommen, die der Ausländer*innen dagegen um 6445. Das Bevölkerungswachstum 2022 von 6705 Personen verteilt sich zu 4 Prozent auf Schweizer*innen und zu 96 Prozent auf Ausländer*innen.
Was führte zur unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung nach Herkunft? Bei den Zuzügen legten die Ausländer*innen stark zu, während 2022 weniger Schweizer*innen zuzogen als 2021 (Grafik 3, Zuzüge). Der Wanderungssaldo (Zuzüge minus Wegzüge) zeigt für das Jahr 2022 klare Unterschiede nach Herkunft: Bei den Schweizer*innen überragten die Wegzüge die Zuzüge (Wanderungssaldo: -3188); umgekehrt zogen deutlich mehr Ausländer*innen zu als weg (+8705).
Etwa 2800 Menschen aus der Ukraine
Per Ende 2022 lebten 2825 Personen ukrainischer Nationalität in der Stadt Zürich (Grafik 4, Jahre seit 2000). In den Jahren zuvor waren es etwa 500. Es sind folglich ungefähr 2300 Ukrainer*innen zusätzlich zugezogen. Das heisst, dass etwa ein Drittel des Bevölkerungswachstums des Jahres 2022 (+6705 Personen) auf die Zuwanderung aus der Ukraine zurückzuführen ist. Die Anzahl Ukrainer*innen in Zürich nahm vor allem in den Monaten März und April 2022 stark zu (Grafik 4, Monate im Jahr 2022).
- Fertilitätsrate: Anzahl Geburten der Mütter einer gewissen Altersklasse geteilt durch die Anzahl Frauen derselben Altersklasse. Synonyme: Altersspezifische Fertilitätsrate; Geburtenrate.
- Natürlicher Saldo: Geburten minus Todesfälle.
- Sterblichkeit: Synonym: Mortalität. Ein Mass für die Sterblichkeit ist die Sterberate. Dafür wird die Anzahl Todesfälle einer bestimmten Gruppe durch die entsprechende Anzahl Personen der Wohnbevölkerung geteilt.
- Wanderungssaldo: Zuzüge minus Wegzüge; Synonym für Migrationssaldo.
Glossar und Hinweise
Daten
Bevölkerungsregister der Stadt Zürich