Sterblichkeit im Jahr 2022
Innerhalb der letzten fünf Jahre war die Sterblichkeit in der Stadt Zürich vor allem Ende 2020 deutlich erhöht. Das war insbesondere bei den 80-Jährigen und Älteren der Fall. Im Jahr 2022 war keine besonders hohe Sterblichkeit zu beobachten. Seit 2020 stagniert die Lebenserwartung. (14. Februar 2023 – Klemens Rosin)
Im Jahr 2022 starben 3350 Personen mit Wohnsitz in der Stadt Zürich (Grafik 1). Das sind zwar etwas mehr als im Vorjahr, aber deutlich weniger als im Jahr 2020. Damals starben 3477 Menschen. Diese hohe Todesfallzahl hatte unter anderem mit der erhöhten Sterblichkeit bei den 80-Jährigen und Älteren im Dezember 2020 zu tun. Wie hat die Situation im Jahr 2022 ausgesehen? War bei gewissen Altersklassen die Sterblichkeit höher als in den Vorjahren? Wie haben sich die erhöhten Todesfallzahlen der letzten Jahre auf die Lebenserwartung ausgewirkt? Diese Aspekte werden im Folgenden betrachtet.
Übersterblichkeit der letzten Jahre
Bei den 0- bis 64-Jährigen kam es in den letzten fünf Jahren kaum zu Übersterblichkeit (Grafik 2; 0- bis 64-Jährige). Einzig im Januar 2021 lag die effektive Todesfallzahl pro Woche knapp über der Übersterblichkeitsgrenze (siehe Methodik-Beschreibung am Ende dieses Textes). Ähnlich sieht es bei den 65- bis 79-Jährigen aus: Seit Anfang 2018 wurde in vier Wochen Übersterblichkeit festgestellt (zwei Mal im Dezember 2020 sowie im Juni und September 2021). Die Todesfallzahlen lagen jeweils nur knapp über der Übersterblichkeitsgrenze. Anders bei den 80-Jährigen und Älteren: Die Übersterblichkeit im Dezember 2020 war beträchtlich (Grafik 2, 80-Jährige und Ältere). Zudem war bei dieser Altersgruppe im April 2020 sowie im November 2022 leichte Übersterblichkeit zu beobachten. Zu Untersterblichkeit kam es lediglich im März 2021, das heisst im Anschluss an die hohe Übersterblichkeit Ende 2020.
Fazit: Im Jahr 2022 kam es einzig bei den 80-Jährigen und Älteren zu Übersterblichkeit. Die effektive Todesfallzahl lag aber nur in einer Woche und bloss leicht über der Übersterblichkeitsgrenze. Die Übersterblichkeit fiel 2022 also deutlich geringer aus als noch 2020.
Sterberaten 2022 im Vergleich mit den Vorjahren
Die Berechnung der Übersterblichkeit basiert auf der Anzahl Todesfälle, die es in der Vergangenheit gab, gegliedert nach dem Alter der Verstorbenen. Wie viele Menschen es pro Altersklasse gab (der Bevölkerungsbestand), wird jedoch nicht berücksichtigt. Deshalb werden im Folgenden monatliche Sterberaten verwendet. Sie besagen, wie viel Prozent der Menschen, die am Monatsanfang noch lebten, im Laufe des Monats starben. Weil bei Sterberaten pro Altersklasse der entsprechende Bevölkerungsbestand einbezogen wird, sind sie ein aussagekräftigeres Mass als die Über- respektive Untersterblichkeit.
Seit die Corona-Pandemie im Frühling 2020 die Stadt Zürich erreichte, hat sich bei den 0- bis 64-Jährigen die Sterblichkeit kaum verändert (Grafik 3; 0- bis 64-Jährige; weiblich und männlich). Die Sterberaten dieser Altersgruppe bewegten sich im Bereich der Vorjahre. Bei den 65- bis 79-jährigen Frauen war die Sterberate im Dezember 2020 klar höher als in anderen Jahren und Monaten (Grafik 3, 65- bis 79-Jährige, weiblich). Bei den 80-jährigen und älteren Frauen ist dieses Muster noch ausgeprägter; die Sterberate lag im Dezember 2020 etwa doppelt so hoch wie in anderen Zeitperioden. Die Sterblichkeit Ende 2020 war auch bei den 80-jährigen und älteren Männern deutlich höher als sonst. Bei dieser Gruppe war bereits im April 2020 eine hohe Sterberate zu beobachten.
Im Rückblick auf die letzten Jahre lag die Sterblichkeit - insbesondere bei den 80-Jährigen und Älteren - vor allem im Dezember 2020 hoch. Solch extrem hohe Sterblichkeitswerte wie Ende 2020 gab es im Jahr 2022 nicht. Allerdings waren in den Monaten Juni, Juli, Oktober und November die Mortalitätsraten 2022 bei den 80-jährigen und älteren Frauen die höchsten der letzten acht Jahre.
Auswirkungen auf die Lebenserwartung
Im Jahr 2000 betrug die Lebenserwartung bei Geburt bei den Frauen knapp 82 Jahre (Grafik 4). Bis 2019 stieg diese auf über 85 Jahre an. Seit dem Jahr 2020 stagniert die Lebenserwartung der Frauen. Bei den Männern sieht es ähnlich aus: Von 2000 bis 2019 stieg die Lebenserwartung von 76 auf 82 Jahre an; seither stagniert sie.
- 99-Prozent-Konfidenzintervall: Das 99-Prozent-Konfidenzintervall bezeichnet den Bereich, der bei unendlicher Wiederholung eines Zufallsexperiments mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent den wahren Wert der Grundgesamtheit einschliesst. Das Konfidenzintervall wird auch als Vertrauensintervall oder Erwartungsbereich bezeichnet.
- Median: Der Median teilt die nach Grösse geordneten Beobachtungswerte in zwei gleich grosse Hälften. Die eine Hälfte der Werte liegt über, die andere unter dem Median.
- Monatliche Sterberate: Anzahl Todesfälle innerhalb eines bestimmten Monats geteilt durch die Wohnbevölkerung am Monatsanfang. Die Sterberate ist ein Mass für die Sterblichkeit (Synonym: Mortalität).
- Mortalität: Synonym: Sterblichkeit. Ein Mass für die Sterblichkeit ist die Sterberate (siehe «monatliche Sterberate»). Dafür wird die Anzahl Todesfälle einer bestimmten Gruppe durch die entsprechende Anzahl Personen der Wohnbevölkerung geteilt.
- LOESS-Regression: Lokal gewichtete Regression; nicht-parametrisches Glättungsverfahren. LOESS steht für Locally Weighted Scatterplot Smoothing.
- Sterblichkeit: Synonym: Mortalität. Ein Mass für die Sterblichkeit ist die Sterberate (siehe «monatliche Sterberate»). Dafür wird die Anzahl Todesfälle einer bestimmten Gruppe durch die entsprechende Anzahl Personen der Wohnbevölkerung geteilt.
- Übersterblichkeit: Die Anzahl Todesfälle ist höher als die obere Grenze der Bandbreite der erwarteten Todesfälle.
- Untersterblichkeit: Die Anzahl Todesfälle ist geringer als die untere Grenze der Bandbreite der erwarteten Todesfälle.
Erwartete Todesfälle: Methodik
Das Bundesamt für Statistik (BFS) verwendet die untenstehende Methodik, um Über- respektive Untersterblichkeit zu berechnen. Diese ist auch im BFS-Methodikbericht beschrieben. Das Verfahren ist in eine Jahres- und eine Wochenanalyse gegliedert. Bei der Jahresanalyse wird für verschiedene Altersklassen die Anzahl Todesfälle pro Jahr über die verschiedenen Kalenderjahre mit einer LOESS-Regression geglättet. Pro Altersklasse wird mittels Poisson-Regression auf Basis der letzten fünf Jahre die Anzahl Todesfälle im kommenden Jahr berechnet. Bei der Wochenanalyse wird pro Altersklasse und Kalenderwoche der Median der Todesfälle der letzten zehn Jahre ausgerechnet. Die Wochenwerte innerhalb eines Kalenderjahres werden mittels LOESS-Regression geglättet. Anschliessend werden diese mit einem Faktor multipliziert, was die erwartete Anzahl Todesfälle pro Woche in einem bestimmten Jahr ergibt. Der erwähnte Faktor berechnet sich aus den Jahreswerten (aus der Jahresanalyse; pro Altersklasse) geteilt durch die Summe der Wochenwerte pro Jahr (aus der Wochenanalyse; pro Altersklasse). Die Bandbreite der erwarteten Todesfälle entspricht dem 99-Prozent-Konfidenzintervall einer Poissonverteilung.
Glossar
Daten
Bevölkerungsregister der Stadt Zürich