Interessierte haben von nun an einen direkten Zugriff auf die Geschichte der Strassenbenennung in Zürich. Die online abrufbare Datenbank ermöglicht beispielsweise Recherchen zur Bedeutung eines bestimmten Strassennamens oder zur Anzahl der Strassen mit dem Begriff «Bahnhof». Ebenso wird geklärt, was es mit den nach Flurnamen bezeichneten Strassen eines bestimmten Quartiers auf sich hat. Und nicht zuletzt leistet die Strassennamen-Datenbank mit ihrer Fülle an Informationen einen wichtigen Beitrag zur Zürcher Lokalgeschichte.
Die Benennung von Strassen in der Stadt Zürich wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts formalisiert. Im Mittelalter geschah die Namensgebung völlig willkürlich, und viele Strassen waren gar nicht benannt. Erst mit dem Abbruch der Stadtmauern Mitte des 19. Jahrhunderts und der darauffolgenden grossen Bauphase, in der zahlreiche neue wichtige Strassenzüge entstanden, wurde klar, dass es ein Orientierungssystem mit fixen Strassennamen brauchte. Mit der ersten Eingemeindung von 1893 vergrösserte sich das Stadtgebiet um mehr als das vierundzwanzigfache (von 187 auf 4494 Hektaren), und die Einwohnerzahl stieg gemäss Volkszählung von 1894 von 28 099 auf 121 057. Eine möglichst lückenlose Benennung der städtischen Strassen wurde zum Muss.
Seit 1906 entscheidet der Stadtrat auf Antrag der 1906 eingesetzten Strassenbenennungskommission über die Strassennamen in der Stadt Zürich. Vorschläge können von Firmen, Vereinen, Privatpersonen und weiteren eingereicht werden, oder die Mitglieder der Kommission wählen selber eine Benennung aus. Bei der Namenswahl wird darauf geachtet, dass die Vorschläge einen direkten historischen oder lokalen Bezug zum Quartier haben. Wiederholungen oder Verwechslungen zu bestehenden Strassennamen sind zu vermeiden, Benennungen nach Personen erfolgen nur für verstorbene Frauen und Männer. Die Kommission entscheidet sich gegen Umbenennungen, da die Änderung von Strassennamen die Orientierung erschwert. Die Geschichte der Strassenbenennung ist in einer von der Kommission herausgegebenen Broschüre dokumentiert.
Die laufend aktualisierte Strassennamen-Datenbank enthält mittlerweile über 2500 Strassennamen. Interessierte finden darin nicht nur die Strassennamen, sondern auch Erläuterungen zu ihrer Herkunft und Bedeutung der Namen, das Benennungsdatum, die dazugehörigen Stadtratsbeschlüsse, die auf den Strassenschildern publizierten Tafeltexte und einen Link auf den «Züriplan». Die Strassennamen-Datenbank ist eine digitale Neuauflage der zuletzt 1999 vom Stadtarchiv herausgegebenen, in dritter Auflage erschienenen Publikation «Die Strassennamen der Stadt Zürich».
Und was bedeuten nun die eingangs erwähnten Strassennamen? Der Rumpumpsteig ist eine steil zum See abfallende Strasse in Zürich-Wollishofen, die wohl lautmalerisch das starke Rumpeln der auf gepflasterten Wegen verkehrenden Fahrzeuge bezeichnet. Die Röschibachstrasse in Zürich-Wipkingen verweist auf den im Quartier eingedolten, schnell fliessenden (mittelhochdeutsch «rösch») Röschibach.