«Du musst nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit dem Kopfe essen, damit dich nicht die Naschhaftigkeit des Mundes zugrunde richtet» (Nietzsche). Wie achtsam sind Zürcherinnen und Zürcher bei der Ernährung? Gibt es Unterschiede nach Alter, Geschlecht oder Bildung? Und was hält die Zürcherinnen und Zürcher ab, sich gesund zu ernähren? In dieser Publikation, die im Rahmen von Zürich isst erscheint, werden Antworten zu diesen Fragen serviert.
Ungefähr drei Viertel der Zürcherinnen und Zürcher achten auf ihre Ernährung. In zwanzig Jahren ist dieser Anteil bloss leicht von 73 auf 78 Prozent angestiegen (Grafik 1). Im Vergleich mit der gesamten Schweiz schenken in der Stadt Zürich prozentual mehr Menschen gesundem und ausgewogenem Essen ihre Aufmerksamkeit. In Zürich gibt es die folgenden Unterschiede:
- Frauen achten häufiger auf bewusste Ernährung als Männer (81 % vs. 73 %).
- Je älter, desto öfter wird das Augenmerk auf ausgewogene Ernährung gelegt. Bei den 15- bis 24-Jährigen achten deutlich weniger (62 %) auf ihre Kost als bei den 55- bis 64-Jährigen (85 %).
Sind Eltern in besonderem Masse auf das Thema Ernährung sensibilisiert und daher häufiger an gesunder Ernährung interessiert als Menschen ohne Kinder? Es ist bemerkenswert, dass bei den 30- bis 55-jährigen Zürcherinnen und Zürchern keine Unterschiede im Ernährungsbewusstsein bestehen, je nachdem ob sie 0- bis 15-jährige Kinder haben oder nicht. Kinder tragen also nicht automatisch zu höherer Aufmerksamkeit an gesundem Essen bei.
Je höher die Schulbildung, desto häufiger wird eine gesunde Ernährung als wichtig eingestuft: 84 von 100 Akademikerinnen und Akademikern achten auf gesundes Essen; von denjenigen mit obligatorischer Schule als höchste Ausbildung sind es bloss 64 von 100. Zudem gibt es bei Letzteren beträchtliche Unterschiede nach Geschlecht: Fast drei Viertel der Frauen mit obligatorischer Schulbildung achten auf ihre Ernährung, jedoch bloss die Hälfte der Männer. Bei denjenigen mit tertiärer Bildung (höhere Berufsbildung, Fachhochschul- oder Hochschulabschluss) ist die Kluft zwischen den Geschlechtern in ihrem Ernährungsverhalten geringer: Fast gleich viele Männer wie Frauen messen gesunder Ernährung ein hohes Gewicht bei. Bei den Auswertungen nach Bildung wurden übrigens bloss Menschen ab 30 Jahren betrachtet, um Alterseffekte zu minieren.
Was hindert die Zürcherinnen und Zürcher daran, sich gesund zu ernähren? Am häufigsten halten die Preise und die Gewohnheiten des Alltags davon ab (Grafik 3). Das hat sich in den zwanzig Jahren von 1992 bis 2012 kaum geändert. Hingegen stellen die Angebote in Restaurants und auch in Lebensmittelgeschäften immer seltener ein Hindernis für gesunde Ernährung dar. Offensichtlich haben sich seit 1992 in Zürich die Angebote oder die Nachfrage derart geändert, dass auswärts essen seltener als ungesund betrachtet wird. Kaum ein Problem stellt mangelnde Unterstützung durch die Menschen im engeren Umfeld dar. Im Verlauf der letzten zwanzig Jahre wird jedoch der Zeitaufwand für Einkauf und Zubereitung immer mehr als Hindernis wahrgenommen. Die fehlende Zeit wird inzwischen schon fast von gleich vielen Zürcherinnen und Zürchern als behindernd eingestuft wie der relativ hohe Preis gesunder Lebensmittel.
In der Stadt Zürich hat etwa eine von zehn Personen in den vergangenen 12 Monaten vor dem Interview im Rahmen der Schweizerischen Gesundheitsbefragung eine Diät eingehalten. Mehr als die Hälfte tat dies um abzunehmen; etwa ein Viertel aus einem medizinischen Grund. Diäten sind bei jungen Frauen am häufigsten (Grafik 4). Wegen den beträchtlichen Unsicherheiten für die Stadt Zürich werden auch die Schweizer Daten gezeigt; diese weisen ähnliche Trends auf. So halten sowohl in Zürich als auch in der ganzen Schweiz nur wenige 15- bis 24-jährige Männer Diät; bei den Frauen dieser Altersklasse kommen Diäten mehr als doppelt so häufig vor. Von 2007 bis 2012 hat in Zürich der Anteil der Menschen, die Diät halten, leicht abgenommen (von 11,1 auf 9,1 %); in der gesamten Schweiz blieb dieser Anteil konstant bei 8,9 Prozent.
Jede zehnte Person hält Diät, ungefähr doppelt so viele sind mit ihrem Körpergewicht unzufrieden (Stadt Zürich: 22,7 %; Schweiz: 23,9 %). Jüngere sind häufiger mit ihrem Gewicht unzufrieden als Ältere, wobei sich über alle Altersbereiche hinweg Frauen öfter als Männer an ihrem Gewicht stören (Grafik 5). Die 15- bis 24-jährigen Frauen sind mit sich am kritischsten: Schweizweit ist jede vierte Frau dieses Alters mit dem eigenen Körpergewicht nicht zufrieden. Es ist bemerkenswert, dass der Anteil der mit dem eigenen Körpergewicht Unzufriedenen abgenommen hat: Vor zwanzig Jahren war jede dritte 15- bis 24-jährige Frau mit ihrem Gewicht nicht zufrieden. Für die Stadt Zürich liegen aufgrund der Stichprobengrösse nur für die Jahre 2007 und 2012 zuverlässige Daten vor; die Resultate entsprechen ungefähr jenen der gesamten Schweiz.
Zürich isst
Im September 2015 steht Zürich im Zeichen von Ernährung, Umwelt und Genuss: «Zürich isst» bietet der Bevölkerung mit vielfältigen Veranstaltungen die Gelegenheit, sich genussvoll und kritisch mit Fragen einer nachhaltigen Ernährung auseinanderzusetzen. Im Rahmen von «Zürich isst» veröffentlicht Statistik Stadt Zürich zwei Webpublikationen zu den Themen Preisentwicklung von Nahrungsmitteln sowie Ernährungsverhalten.
Höchste abgeschlossene Ausbildung
In dieser Publikation wird bezüglich höchster abgeschlossener Ausbildung zwischen obligatorischer Schule, Sekundärstufe II (Allgemein- und Berufsbildung) sowie Tertiärstufe (höhere Berufsbildung, Fachhochschulen, Hochschulen) unterschieden. In der Kategorie «obligatorische Schule» sind auch diejenigen Personen enthalten, die die obligatorische Schule nie besucht oder nicht abgeschlossen haben.
Schweizerische Gesundheitsbefragung (Bundesamt für Statistik; Jahre 1992, 1997, 2002, 2007, 2012). Bei allen Ergebnissen gilt es zu beachten, dass die dazu zugrunde liegenden Daten mittels Befragung erhoben wurden; das heisst, dass die gemachten Angaben nicht den realen Verhältnissen entsprechen müssen. Gerade beim Thema Ernährungsbewusstsein kann die Realität von der sozialen Erwünschtheit abweichen.