Von 2000 bis 2019 nahm die Anzahl Todesfälle von 3996 auf 3144 Tote pro Jahr ab (Grafik 1). Im Jahr 2020 starben 3477 Menschen mit Wohnsitz in der Stadt Zürich; also 333 mehr als im Vorjahr.
Übersterblichkeit im April, November und Dezember
Gibt es deutlich mehr Todesfälle als erwartet, spricht man von Übersterblichkeit. Zu deren Berechnung wird hier die Methode des Bundesamtes für Statistik verwendet (siehe Box am Ende dieser Publikation). Damit wird für jede Woche die Bandbreite der erwarteten Sterbefälle berechnet.
Im April war die effektive Zahl an Todesfällen bei den 65-Jährigen und Älteren höher als die erwartete Bandbreite (Grafik 2, 65-Jährige und Ältere, total). Die Übersterblichkeit war jedoch nur von kurzer Dauer; im Juni wurde bei dieser Altersklasse sogar eine Untersterblichkeit beobachtet. Ab Mitte November änderte sich das Bild wieder: Bis Ende Jahr ist die Übersterblichkeit markant.
Die Sterblichkeit der 65-Jährigen und Älteren unterscheidet sich nach Geschlecht: Bei den Frauen gibt es im April keine Übersterblichkeit, dafür ist sie am Jahresende umso ausgeprägter. Die Männer weisen im Frühling zwei Wochen mit erhöhter Sterblichkeit auf, doch im Dezember ist die Übersterblichkeit weniger markant als bei den Frauen.
Bei den 0- bis 64-Jährigen gab es im Jahr 2020 keine Über- oder Untersterblichkeit. Die Anzahl verstorbener Menschen bewegte sich im erwarteten Bereich.
80-Jährige und Ältere: doppelt so hohe Sterblichkeit im Dezember 2020
Die Berechnung der Übersterblichkeit basiert auf der Anzahl Todesfälle, die es in der Vergangenheit gab, gegliedert nach dem Alter der Verstorbenen. Wie viele Menschen es pro Altersklasse gab (der Bevölkerungsbestand), wird jedoch nicht berücksichtigt. Deshalb werden im Folgenden monatliche Sterberaten verwendet. Sie besagen, wie viel Prozent der Menschen, die am Monatsanfang noch lebten, im Laufe des Monats starben.
Die Sterberaten der 0- bis 64-Jährigen befanden sich im Jahr 2020 etwa in demselben Bereich wie in den vorangehenden Jahren, und zwar sowohl bei den Frauen wie bei den Männern.
Bei den 65- bis 79-jährigen Frauen lagen die Sterberaten im September, November und Dezember 2020 zwar höher als in denselben Monaten des Jahres 2019. In früheren Jahren wurden jedoch ähnliche Sterberaten wie 2020 beobachtet, so etwa im November 2015 und 2016. Ähnlich sieht es bei der Sterblichkeit der 65- bis 70-jährigen Männer aus: Im April 2020 zum Beispiel lagen die Sterberaten etwas höher als im April der Vorjahre. Grundsätzlich war die Sterblichkeit bei den 65- bis 79-Jährigen im Jahr 2020 relativ ähnlich wie in den Jahren zuvor.
Anders sieht es bei den 80-Jährigen und Älteren aus: Bei den Frauen und bei den Männern lag die Sterberate im Dezember 2020 mehr als doppelt so hoch wie im Dezember 2019. Bei den Männern dieser Altersklasse war die Sterblichkeit bereits im April 2020 markant höher als in den Vorjahren.
Erwartete Todesfälle: Methodik
Das Bundesamt für Statistik (BFS) verwendet die untenstehende Methodik, um Über- respektive Untersterblichkeit zu berechnen. Diese ist auch im Externer Link:BFS-Methodikbericht beschrieben. Das Verfahren ist in eine Jahres- und eine Wochenanalyse gegliedert. Bei der Jahresanalyse wird für verschiedene Altersklassen die Anzahl Todesfälle pro Jahr über die verschiedenen Kalenderjahre mit einer LOESS-Regression geglättet. Pro Altersklasse wird mittels Poisson-Regression auf Basis der letzten fünf Jahre die Anzahl Todesfälle im kommenden Jahr berechnet. Bei der Wochenanalyse wird pro Altersklasse und Kalenderwoche der Median der Todesfälle der letzten zehn Jahre ausgerechnet. Die Wochenwerte innerhalb eines Kalenderjahres werden mittels LOESS-Regression geglättet. Anschliessend werden diese mit einem Faktor multipliziert, was die erwartete Anzahl Todesfälle pro Woche in einem bestimmten Jahr ergibt. Der erwähnte Faktor berechnet sich aus den Jahreswerten (aus der Jahresanalyse; pro Altersklasse) geteilt durch die Summe der Wochenwerte pro Jahr (aus der Wochenanalyse; pro Altersklasse). Die Bandbreite der erwarteten Todesfälle entspricht dem 99-Prozent-Konfidenzintervall einer Poissonverteilung.
Glossar
- Übersterblichkeit: Die Anzahl Todesfälle ist höher als die obere Grenze der Bandbreite der erwarteten Todesfälle.
- Untersterblichkeit: Die Anzahl Todesfälle ist geringer als die untere Grenze der Bandbreite der erwarteten Todesfälle.
- Monatliche Sterberate: Anzahl Todesfälle innerhalb eines bestimmten Monats geteilt durch die Wohnbevölkerung am Monatsanfang.
- LOESS-Regression: Lokal gewichtete Regression; nicht-parametrisches Glättungsverfahren. LOESS steht für Locally Weighted Scatterplot Smoothing.
- Median: Der Median teilt die nach Grösse geordneten Beobachtungswerte in zwei gleich grosse Hälften. Die eine Hälfte der Werte liegt über, die andere unter dem Median.
- 99-Prozent-Konfidenzintervall: Das 99-Prozent-Konfidenzintervall bezeichnet den Bereich, der bei unendlicher Wiederholung eines Zufallsexperiments mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent den wahren Wert der Grundgesamtheit einschliesst. Das Konfidenzintervall wird auch als Vertrauensintervall oder Erwartungsbereich bezeichnet.
Daten
Bevölkerungsregister der Stadt Zürich