Können sich Männer besser um kleine Kinder kümmern als Frauen? Sind Frauen die besseren politischen Führungspersonen als Männer? Wie die Antworten auf diese Fragen ausfallen, hängt unter anderem von unseren Geschlechter-Rollenbildern ab. Im Folgenden werden die Rollenbilder der Zürcherinnen und Zürcher aufgezeigt. Die Ergebnisse basieren auf der thematischen Erhebung Externer Link:Familien und Generationen des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Männer und Frauen an den Herd – findet die Mehrheit der Zürcherinnen und Zürcher
In der Stadt Zürich hat bei verschiedenen Themen eine klare Mehrheit ein egalitäres Rollenverständnis (Grafik 1). Die Mehrheit der Zürcherinnen und Zürcher findet, dass
- universitäre Bildung für Frauen und Männer gleich wichtig ist (89 %).
- Frauen und Männer gleich gute politische Führungspersonen sind (81 %).
- es für Frauen und Männer gleich wichtig ist eine Arbeit zu haben (75 %).
- Frauen und Männer sich beide um Haushalt und Kinder kümmern sollen (75 %).
- Frauen und Männer das Geld für den Unterhalt der Familie verdienen sollen (69 %).
- Frauen und Männer sich gleich gut um kleine Kinder kümmern können (58 %).
Der exakte Wortlaut der Fragestellungen ist am Ende dieser Publikation zu finden. Die sechs Themengebiete werden im Folgenden mit den Begriffen Studium, Politik, Arbeit, Kinder, Haushalt, Verdienst und Kinder beschrieben. Es gilt darauf hinzuweisen, dass die Fragestellung des BFS je nach Thema unterschiedlich ist: Es wurde nach dem Idealzustand (Haushalt/Verdienst), nach Fähigkeiten (Kinder/Politik) und Wichtigkeit (Studium/Arbeit) gefragt.
Traditionelle Rollenbilder kommen in der Stadt Zürich klar seltener vor als egalitäre; dennoch finden vier von zehn Zürcherinnen und Zürchern, dass sich Frauen eher oder eindeutig besser um kleine Kinder kümmern können als Männer. Ein Drittel vertritt die Meinung, dass eher oder eindeutig Männer das Geld für den Unterhalt der Familie verdienen sollten. Fast ein Viertel teilt die Auffassung, dass es für Männer wichtiger sei als für Frauen eine Arbeit zu haben.
Schweiz traditioneller eingestellt als Zürich
Auch in der gesamten Schweiz gibt es viele Menschen mit egalitären Rollenbildern; ihr Anteil ist jedoch geringer als in der Stadt Zürich. So finden in der Schweiz 49 Prozent, dass Frauen und Männer sich gleich gut um kleine Kinder kümmern können. Dieser Anteil ist in der Stadt Zürich klar höher (58 %). Ähnlich sieht es beim Verdienst aus: In der gesamten Schweiz teilen 59 Prozent die Meinung, dass Frauen und Männer Geld für den Unterhalt der Familie verdienen sollen. In der Stadt Zürich ist dieser Anteil grösser (69 %); die Differenz beträgt zehn Prozentpunkte. In der Stadt Zürich kommen folglich egalitäre Rollenbilder, bei denen Frauen und Männer gleichgestellt sind, häufiger vor als in der gesamten Schweiz. Diese Ergebnisse erstaunen wenig, da Menschen im urbanen Umfeld in vielfältigen Lebensformen zusammenleben und im Mittel weniger oft traditionelle Einstellungen haben als Personen ländlicher Gebiete.
Einstellungen von konsistenten Rollenbildern geprägt
Wie ähnlich sind die Einstellungen der Befragten bei den verschiedenen Themen? Dazu werden die Bereiche «Kinder» und «Verdienst» verglichen. Fast die Hälfte der Zürcherinnen und Zürcher haben sowohl bezüglich Kinderbetreuung als auch beim Verdienst egalitäre Haltungen (Grafik 2). Etwa ein Fünftel findet, dass Frauen und Männer zwar gleichermassen Geld verdienen sollten, jedoch Frauen eher besser kleine Kinder betreuen können. Knapp ein Zehntel vertritt die Meinung, dass Frauen und Männer bei der Kinderbetreuung etwa gleich gut geeignet sind, jedoch eher die Männer Geld verdienen sollten. Fazit: Die meisten Zürcherinnen und Zürcher haben über verschiedene Themen hinweg ein konsistentes Rollenverständnis.
Lesebeispiel: 19 Prozent finden, dass Frauen und Männer Geld verdienen sollten, aber dass sich Frauen eher besser um kleine Kinder kümmern können. Die Summe der Prozentwerte der gesamten Kreuztabelle ergibt hundert Prozent.
Männer haben häufiger traditionelle Rollenbilder als Frauen
Bezüglich der Betreuung von kleinen Kindern unterscheiden sich die Rollenbilder nach Geschlecht: Männer sind häufiger als Frauen der Meinung, dass Frauen besser kleine Kinder betreuen können (Grafik 3). Bei beiden Geschlechtern findet ein Viertel, dass sich eher oder eindeutig Frauen um den Haushalt kümmern sollten. Sowohl Frauen wie Männer vertreten kaum die Ansicht, dass dies vor allem Sache der Männer sei.
Sowohl bei den Zürcherinnen als auch bei den Zürchern findet eine grosse Mehrheit, dass eine universitäre Ausbildung für Frauen und Männer etwa gleich wichtig sei. Von den Frauen, die diese Meinung nicht teilen, findet die eine Hälfte, dass ein Studium für Frauen von grösserer Wichtigkeit sei. Die andere Hälfte vertritt die Meinung, dass das eher für Männer zutrifft. Die Männer mit traditionellem Rollenbild sind überwiegend der Auffassung, dass eine universitäre Ausbildung für Männer wichtiger sei. Über alle sechs Themenbereiche (Kinder, Haushalt, Politik, Studium, Arbeit, Verdienst) haben Frauen häufiger egalitäre Rollenbilder als Männer.
Glossar
Thematische Erhebung Familien und Generationen
Das Bundesamt für Statistik hat im Jahr 2013 die thematische Erhebung Externer Link:Familien und Generationen (EFG) durchgeführt. Dabei wurden in der gesamten Schweiz knapp 18 000 Personen im Alter von 15 bis 79 Jahren zu Familien- und Generationenthemen befragt, davon fast 1000 Personen in der Stadt Zürich. Die Erhebung bestand aus einer telefonischen und anschliessend aus einer schriftlichen Befragung. Die Fragen zu Rollenbildern und Einstellungen wurden schriftlich befragt.
Jubiläum Fachstelle für Gleichstellung
Die Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Am 24. September 1989 stimmten zwei Drittel der Zürcher Stimmbevölkerung der Schaffung einer Amtsstelle für Gleichstellung zu, die am 1. Oktober 1990 ihre Arbeit aufnahm. Unter dem Motto «Umdenken öffnet Horizonte» finden im Jubiläumsjahr verschiedene Aktivitäten statt, die zum (Um-)Denken anregen: Im Januar die Podiumsdiskussion «Er beschützt sie, sie umsorgt ihn. Geht’s auch anders? Ein Gespräch über Geschlechtsrollen» sowie Tram- und Busplakate zur geschlechtsspezifischen Berufswahl. Am 1. Oktober 2015 findet im Stadthaus eine Podiumsdiskussion zur Vergangenheit und Zukunft der Gleichstellungsarbeit statt.
Fragestellungen: exakter Wortlaut
- «Wer kann sich besser um kleine Kinder kümmern, Männer oder Frauen?»
- «Wer sollte sich um den Haushalt und die Kinder kümmern, Männer oder Frauen?»
- «Alles in allem sind Männer oder Frauen bessere politische Führer?»
- «Für wen ist eine universitäre Ausbildung wichtiger, für Männer oder Frauen?»
- «Für wen ist es wichtiger, eine Arbeit zu haben, für Männer oder Frauen?»
- «Wer sollte das Geld für den Unterhalt der Familie verdienen, Männer oder Frauen?»
Egalitäres Rollenverständnis
Gemäss egalitärem Rollenverständnis, können Frauen und Männer grundsätzlich alle Aufgaben und Funktionen gleichermassen ausüben: Beispielsweise tragen beide Elternteile zum Familieneinkommen bei und kümmern sich um Haushalt und Kinder.
Unsicherheit, Konfidenzintervall
Die Unsicherheit der Ergebnisse wird in dieser Publikation mit dem 95 Prozent Konfidenzintervall abgeschätzt. Dieses bezeichnet den Bereich, der bei unendlicher Wiederholung eines Zufallsexperiments mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent den wahren Wert der Grundgesamtheit einschliesst. Das Konfidenzintervall wird auch Vertrauensintervall oder Erwartungsbereich genannt.
Daten
Thematische Erhebung Externer Link:Familien und Generationen (Bundesamt für Statistik, 2013)