
Die Stadt Zürich sieht Kunst im öffentlichen Raum als essenziell für das urbane Leben. Skulpturen, Installationen und temporäre Kunstprojekte prägen das Stadtbild, schaffen neue Perspektiven und Begegnungsorte. Sie fördern den Dialog, machen städtische Identität und Kultur erlebbar und regen zur Reflexion über gesellschaftliche Themen an.
2025 ist für die KiöR ein Jahr des Neustarts: Nach einer umfassenden Neuausrichtung, die unsere Arbeitsweise und langfristige Ausrichtung massgeblich verändert hat, kehren wir mit fünf spannenden Projekten zurück in den öffentlichen Raum. Diese wurden durch einen kürzlich genehmigten Rahmenkredit des Gemeinderats möglich, der uns in den kommenden acht Jahren vielfältige Möglichkeiten bietet, die Veränderung der Stadt mit Kunst zu begleiten. Drei unserer Projekte setzen sich intensiv mit der Verbindung von digitalem und öffentlichem Raum auseinander und greifen damit den Themenschwerpunkt «Infrastrukturen – hybride Öffentlichkeit als gesellschaftlicher Gestaltungsraum» auf, der in diesem Jahr im Fokus steht. Zwei andere Projekte beschäftigen sich mit weiteren zentralen Fragestellungen unserer Gesellschaft: Ein Vorhaben widmet sich – wie schon im vergangenen Jahr – der Erinnerungskultur und beleuchtet unter anderem die Ressourcenverteilung, während das zweite die Prozesse urbaner Transformation begleitet und die Bedeutung der Musik in städtischen Räumen thematisiert. Allen Projekten gemeinsam ist, dass sie neue Perspektiven darauf eröffnen, wie wir unsere Stadt erleben. Wir laden alle Interessierten ein, die Vielfalt dieser Projekte mit uns zu entdecken.
Das Künstler*innenkollektiv PARA geht mit der künstlerischen Intervention «Die Unmöglichkeit zu teilen» der Frage nach, wie zukünftige Generationen auf den Umgang mit Wasser als Allmende-Ressource blicken könnten. Im Rahmen der Erarbeitung einer gesamtstädtischen Strategie zur Erinnerungskultur hat die KiöR Kunstschaffende eingeladen, sich nicht nur mit der Frage auseinanderzusetzen, an was oder wen im öffentlichen Raum erinnert werden soll, sondern auch wie.
Im Jahr 2024 hat Olivia Wiederkehr die Verbindung von Schmerz und Erinnerung in Bezug auf Denkmäler thematisiert. Nun lädt PARA zu einer radikalen Geste der Umverteilung auf dem Münzplatz ein: Zürcher Brunnenwasser wird – unter Kompliz*innenschaft der Öffentlichkeit – dem Leitungsnetz entnommen und aus der Stadt gebracht. PARA versucht sich vorzustellen, wie zukünftige Generationen auf den Umgang mit Wasser als vermeintliche Allmende-Ressource blicken könnten. Die Allegorie der Mässigung, die über dem 1577 errichteten Augustinerbrunnen wacht, illustriert, dass man die Menschen damals schon zu einem bewussten Umgang mit dem Gut anhielt, zu gegenseitiger Rücksichtnahme und geteilter Verantwortung. Der Brunnen als historischer Ort wird zum Denkmal, das zur aktiven Auseinandersetzung mit drängenden Verteilungsfragen anregt. Im Anschluss an die Performance wird die Umverteilung im Rahmen der Ausstellung «Wasser und Zeit» im Zentrum für Architektur ZAZ Bellerive fortgeführt.
Im September lassen die Künstler Michael Meier & Christoph Franz Zürich erklingen. Im Rahmen ihrer Arbeit «The Rhythm of Design» stellen sie Recherchen über verschiedene «Orte der Musik» in der ganzen Stadt an. Sie zeigen auf, welche Bedeutung Musik für ein städtisches Gefüge hat. In welchen Räumen entsteht Musik? Wo gelangt sie an die Öffentlichkeit? Was passiert, wenn diese Räume für alternative Musik verschwinden? Die Künstler transformieren Abbruchmaterial von den «Orten der Musik» in Instrumente, mit denen Musiker*innen neue Kompositionen in den öffentlichen Raum bringen.

Im Herbst 2025 stehen die Kunstprojekte im Zeichen unseres Themenschwerpunkts «Infrastrukturen – hybride Öffentlichkeit als gesellschaftlicher Gestaltungsraum». Die Projekte der Künstlerin Lauren Lee McCarthy, des Kollektivs Clusterduck und der !Mediengruppe Bitnik thematisieren auf unterschiedliche Weise die Wechselwirkungen zwischen digitalen Technologien, öffentlichem Raum und menschlicher Identität in einer automatisierten und vernetzten Welt. Alle drei Arbeiten befragen die Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere sozialen Beziehungen sowie die Gestaltung und Nutzung öffentlicher Räume, die heute durch private digitale Infrastrukturen geprägt sind.
Im Oktober 2025 wird die amerikanische Künstlerin Lauren Lee McCarthy ein neues Werk für den Münsterhof realisieren, das sich dem Thema des autonomen Fahrens widmet. McCarthy, deren künstlerisches Schaffen soziale Beziehungen im Spannungsfeld von Automatisierung, Überwachung und einem algorithmisch geprägten Alltag erforscht, entwickelt mit «Auto Münsterhof» eine Arbeit, die sowohl installative als auch performative Elemente enthält und das Publikum aktiv in den künstlerischen Prozess einbindet – mit einem besonderen Fokus auf die Sensibilisierung digitaler Infrastrukturen im öffentlichen Raum.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Haus der Elektronischen Künste (HEK) in Basel entwickelt, unter der kuratorischen Leitung von Sabine Himmelsbach, Direktorin des HEK, die auf Einladung der KiöR das Projekt begleitet.

Das Künstler*innenkollektiv Clusterduck untersucht in seiner Arbeit für Zürich die Schnittstellen, an denen physische und digitale Infrastrukturen aufeinandertreffen. In ihrer Intervention werden städtische Kanaldeckel zu skulpturalen Artefakten, die mit der Hilfe von Gravuren die darunterliegenden digitalen Netzwerke sichtbar machen. Die Deckel fungieren als Tore zu den Anlagen des urbanen Tiefbaus und als Portale zu mystischen Augmented-Reality-Erfahrungen. Passant*innen werden so eingeladen, sich der verborgenen Architekturen unserer Gegenwart bewusst zu werden.
Der Trend zur Selbstoptimierung hat viele Lebensbereiche erfasst und die Arbeit am eigenen Selbst wird allgegenwärtig propagiert. Besonders in den sogenannt ‹sozialen Medien› findet ein regelrechter Hype um das ideale Ich statt. Da setzt die !Mediengruppe Bitnik an, indem sie eine überspitzte Frage stellt und diese in eine postdigitale Dimension überträgt: Welche Bereiche des bereits optimierten Selbst müssen verbessert werden, um in einer Welt zu glänzen, in der künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und datenverarbeitende Systeme viele unserer Lebensbereiche steuern?
«Die Unmöglichkeit zu teilen», Münzplatz
«The Rhythm of Design», div. Orte
«Auto Münsterhof», Münsterhof
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Die städtische Fachstelle Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) initiiert und realisiert gemeinsam mit der Kommission KiöR Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Neben temporären Formaten zur Umsetzung der Strategien begleitet KiöR Veränderungen im städtischen Raum mit grösseren und kleineren Projekten.

Falls Sie mehr zu den Verfahren für KiöR-Projekte erfahren möchten oder selbst eine temporäre Installation im öffentlichen Raum planen, finden Sie alle relevanten Informationen hier.
Aktuelle Ausschreibungen werden auf dieser Seite veröffentlicht.
KiöR ist für die Dokumentation, Pflege und den Erhalt von rund 400 Kunstwerken im öffentlichen Raum der Stadt Zürich verantwortlich. Durch ihre Arbeit bleibt das kulturelle Erbe Zürichs lebendig und verleiht dem urbanen Raum ein inspirierendes, dauerhaftes künstlerisches Gesicht. Besonderes Augenmerk liegt darauf, der Stadtbevölkerung und den Gästen Zürichs einen kontinuierlichen Zugang zu historischer und zeitgenössischer Kunst zu ermöglichen und den Stadtraum als offene Bühne für kulturelle Begegnungen zu gestalten.

Kunst ist ein prägender Bestandteil der Europaallee, wo permanente Kunstinstallationen die Öffentlichkeit zur Reflexion und Interaktion mit ihrer Umgebung einladen.
Seit September 2020 ist die Klanginstallation «Harmonic Gate» des Künstlerduos Bruce Odland (USA) und Sam Auinger (AT) am Europaplatz zu erleben. Das Kunstwerk lädt ein, die Stadt aus einer hörenden Perspektive wahrzunehmen: Drei Mikrofone fangen die vielfältigen Geräusche des Platzes ein – das Rauschen der Sihl, vorbeieilende Schritte, Zugansagen, Trams und Flugzeuge. Diese Klänge werden in einem virtuellen Resonanzrohr zu harmonischen Obertonreihen verarbeitet und direkt über Lautsprecher zurück in den Raum gespielt. So verändert sich das Klangbild dynamisch mit dem Trubel und der Ruhe des Platzes und lässt den Europaplatz zu einer ständig wandelnden Klanglandschaft werden, die das urbane Leben reflektiert und hörbar macht.

Seit 2021 ergänzt das Lichtkunstwerk «ALWAYS A WAY ALWAYS AWAY» von Brigitte Kowanz (AT) die Europaallee. Das Werk befindet sich auf dem Dach des Gebäudes am Europaplatz und sendet stündlich in Morsezeichen die Botschaft «ALWAYS A WAY ALWAYS AWAY». Diese leuchtende Nachricht, die über LED-Bänder in dreieckigen Formen übermittelt wird, spielt mit der Symbolik der Morsetelegrafie, die einst entlang von Bahnlinien verlegt wurde und so auch auf den Standort zwischen Bahngleisen und Sihlpost verweist. Die Installation spiegelt das Netz aus Stützen und Oberleitungen der Bahntrassen wider und thematisiert Kommunikation als Verbindung und Trennung zugleich. Die leuchtende Botschaft lädt Passanten dazu ein, innezuhalten und über die Art und Weise nachzudenken, wie wir uns durch digitale Technologien verbinden – gleichzeitig physisch hier und virtuell stets auch «woanders» zu sein.

Beide Werke sind zentrale Bestandteile des kuratorischen Gesamtkonzepts «Space» der Europaallee. Schon während der Bauzeit von 2011 bis 2019 brachte dieses Konzept Kunst in den öffentlichen Raum und rückte die Baustelle durch temporäre Interventionen von Künstler*innen wie Michael Günzburger, Grrrr & Big Zis und Heinrich Lüber in den Fokus.
Langfristig soll das Konzept Kunst im neuen Stadtteil verankern und die Europaallee als einen Ort der Begegnung und Reflexion gestalten.
In den letzten Jahren hat sich in der Öffentlichkeit ein starkes Interesse für einen neuen Umgang mit Denkmalkultur ausgebildet. Es wird vermehrt die Frage gestellt, ob die bestehenden Denkmäler den aktuellen Kriterien einer inklusiven Gesellschaft noch genügen. In Zürich wie auch in anderen schweizerischen Städten dominiert eine stark eurozentrische, hetero-normative Denkmal- und Erinnerungskultur. Themen abseits dieser bestimmenden Vorstellungen werden im öffentlichen Raum nicht oder kaum abgebildet. Sowohl mit der «MeToo»-Debatte als auch mit der in den USA entstandenen «Black Lives Matter»-Bewegung (BLM) wurden die Diskussionen um Repräsentation im öffentlichen Raum sowie um den Umgang mit Erinnerung beschleunigt. Parallel dazu gehen in Zürich immer wieder Anfragen seitens Politik und Bevölkerung für neue Denkmäler ein.
Die KiöR hat dieses Thema aufgenommen und vom Stadtrat den Auftrag erhalten, gemeinsam mit dem städtischen Koordinationsgremium Erinnerungskultur (KoGE) Strategien im Umgang mit bestehenden und künftigen Denkmälern zu entwickeln. Als erster Schritt und als Grundlage der bevorstehenden Reflexionen wurde eine Bestandsaufnahme veranlasst.
Ende 2020 wurde der Historiker Georg Kreis mit der Überprüfung von 38 Denkmalobjekten der Stadt Zürich beauftragt. Unter den zahlreichen Publikationen des emeritierten Professors für Geschichte an der Universität Basel findet sich mit der Publikation «Zeitzeichen für die Ewigkeit – 300 Jahre schweizerische Denkmaltopografie» ein Grundlagenwerk zur schweizerischen Denkmalkultur. Georg Kreis war u. a. Mitglied der Bergier-Kommission und Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus.
Die vorliegende historische Aufarbeitung der Denkmäler und die mit diesen Kunstwerken im öffentlichen Raum verbundenen biografischen Kurzbeschreibungen bieten eine gute Grundlage, um das kritische Bewusstsein für die Denkmäler zu wecken.

Die Website «Kunstbestand der Stadt Zürich» zeigt die Werke der «Kunst im öffentlichen Raum» ebenso wie jene der städtischen Kunstsammlung und des Bereichs «Kunst und Bau».
Auf ZüriPlan sind alle öffentlich zugänglichen Kunstwerke im Stadtraum verzeichnet. Unter dem Icon «K» auf der digitalen Stadtkarte finden Sie rund 400 Werke, die den öffentlichen Raum Zürichs bereichern.
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