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Das gute Beispiel 06-22

Immobiliendienstleisterin: Schaeppi Grundstücke

Interview mit Béatrice Schaeppi, CEO

Portrait von Moritz Furrer

Béatrice Schaeppi leitet in vierter Generation das renommierte Immobilienunternehmen Schaeppi Grundstücke. Seit der Gründung 1935 ist die Familienfirma auf 180 Mitarbeitende gewachsen und betreut heute unter anderem 37'000 Mietverhältnisse, Wohneigentum und Immobilien in unterschiedlichsten Regionen der Schweiz. Diese grosse Reichweite bietet dem Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, zur Energieeffizienz und Ressourcenschonung beizutragen. Um das Nachhaltigkeitspotenzial auszuschöpfen, beanspruchten Béatrice Schaeppi und ihr Team eine Öko-Kompass-Beratung.

Frau Schaeppi, auf Ihrer Website schreiben Sie, dass Ihr Unternehmen Nachhaltigkeit beim Planen und Bauen von Immobilien wichtig nimmt. Was bedeutet das konkret?

Wenn wir Immobilien bauen, beachten wir die CO2-Bilanz. Unser Ziel ist es, die Emissionen so tief wie möglich zu halten. Bei der Auswahl der Heizung achten wir zum Beispiel sehr darauf, dass wir weder Öl noch Gas wählen, sondern eine Wärmepumpe einsetzen. Auch versuchen wir, die Immobilien möglichst autark zu gestalten, sodass sie über Photovoltaik-Anlagen eigene Energie produzieren. Beim Bau verwenden wir zudem keine billigen Materialien und Teile, die nach kurzer Zeit verlottern. Unsere Gebäude sollen über Generationen bestehen.

Wie gehen Sie bei Renovationsarbeiten vor?

Bei Sanierungen und Renovationen prüfen wir, ob wir auch PV-Anlagen installieren, oder Fassaden und Fenster dämmen können. In diesem Punkt spielt allerdings das Empfinden der Mieterinnen und Mieter eine grosse Rolle. Ein altes Haus völlig dicht zu isolieren, kann das Komfortgefühl in den Innenräumen verändern.

Sie betreuen auch Eigentümerinnen und Eigentümer. Welche Möglichkeiten zur nachhaltigen Gebäudegestaltung sehen Sie dort?

Unser Handlungsspielraum ist hier eingeschränkt, weil uns die Immobilien nicht gehören. Wir beraten aber die Eigentümerinnen und Eigentümer und zeigen ihnen die Möglichkeiten auf. Nicht alle wissen, dass vor allem alte Gebäude grosse CO2-Schleudern sind.

Inwiefern beeinflussen die aktuell steigenden Energiepreise Ihr Unternehmen? Wie gehen Sie damit um?

Die steigenden Energiepreise treffen leider hauptsächlich unsere Mieterinnen und Mieter. Damit sie Ende Jahr keinen Schock erleben, wenn sie die Nebenkosten-Abrechnung erhalten, planen wir, die Akontozahlungen jetzt zu erhöhen.

Diese Preissituation wird meiner Meinung nach dazu führen, dass viele Eigentümerinnen und Eigentümer auf erneuerbare Energien umsteigen.

Beschleunigen Sie allenfalls die Umsetzung von Energiesparmassnahmen?

Es ist keine spezifische Massnahme im grossen Stil geplant, aber wir gehen weiter vor wie bisher. Bei allen Neubauten, Sanierungen und Renovationen prüfen wir, wie wir erneuerbare Energien ins Spiel bringen, und ob sich Solarstrom und E-Mobilität einsetzen lässt.

Nachhaltigkeit ist also bereits in Ihrer Unternehmenspraxis verankert – warum haben Sie eine ÖK-Beratung gebucht?

Wir waren bereits seit einiger Zeit auf Nachhaltigkeit sensibilisiert, aber uns fehlte ein Rundum-Blick. Seit Längerem gibt es bei uns eine Arbeitsgruppe zum Thema Nachhaltigkeit. Sie hat zum Beispiel angestossen, dass wir firmenintern Pappbecher durch Gläser aus Altglas ersetzen. Die Arbeitsgruppe hat die Beratung des Öko-Kompass entdeckt. Es ist ein tolles Angebot, um herauszufinden, wo man sich als Betrieb noch verbessern kann.  

Aus der Beratung kamen so viele Ideen, die wir zwar nicht alle gleich umsetzen können, aber wir werden sie weiterverfolgen. Ich empfehle die Beratung allen, die sich Gedanken um die Umwelt machen.

Wissen Sie schon, welche der von der Beratung empfohlenen Energiespar-Massnahmen Sie umsetzen werden?

Ja, Ende März haben wir E-Bikes angeschafft. Damit fahren unsere Mitarbeitenden heute beispielsweise zu Wohnungsbesichtigungen und -Abnahmen aber auch Baustellen im Raum Zürich. Das verbessert nicht nur die Umweltbilanz, sondern löst auch unser notorisches Parkplatzproblem.

Haben die Mitarbeitenden freiwillig auf E-Bikes umgesattelt?

(lacht) Nein. Mein Vater hat damals den Mitarbeitenden erlaubt, ihr eigenes Firmenauto zu wählen. Die persönliche Bindung an das Fahrzeug ist dementsprechend gross. Es gibt zwar Mitarbeitende, die freiwillig darauf bestanden, mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Sie sind mit dem GA im Raum Zürich unterwegs. Für die Zukunft müssen wir aber alle Firmenfahrzeuge überdenken. Die E-Bikes sind ein erster Schritt in diese Richtung, und sie sind mittlerweile gut aufgenommen worden. Es sind tolle, nachhaltige Fahrräder der Berner Marke Thömus.

Gibt es weitere Massnahmen, die Sie nach der Beratung umsetzen werden?

Wir überlegen, wie wir die Eigentümerinnen und Eigentümer noch besser beraten können. Aktuell denken wir über einen Ratgeber in Form eines Handbuchs nach. Im Rahmen meiner Tätigkeit als Präsidentin der Vereinigung Zürcher Immobilienunternehmen (VZI) habe ich zudem veranlasst, dass in mittelgrossen Bewirtschaftungsunternehmen ein bis zwei Mitarbeitende pro Betrieb eine Nachhaltigkeitsausbildung besuchen können.

Inwiefern spielen erneuerbare Energien für Ihre Büros eine Rolle? Können Sie sich einen Umstieg auf erneuerbare Energien vorstellen?

Natürlich. Das Gebäude, in dem die Basler Geschäftsstelle angesiedelt ist, gehört allerdings nur zum Teil uns, in St. Gallen können wir die Gebäudebewirtschaftung nicht beeinflussen. Am Standort in Zürich können wir jedoch selbst entscheiden. Bei der Heizung sind wir im Moment leider noch bei einer Gasheizung mit Biogasanteil, werden aber zu gegebener Zeit auf erneuerbare Energien umsteigen. Grundsätzlich verfolgen wir im Büro dieselbe Philosophie wie in unserem Portfolio.

Welche Umweltpotenziale sehen Sie in der Immobilienbranche?

Natürlich viele! Wir müssen lernen, Häuser so zu bauen, dass sie möglichst CO2-neutral sind. Es gibt bereits schöne Beispiele von Solarfassaden und viele unterschiedliche Möglichkeiten, die Emissionen in Griff zu bekommen. Zum Beispiel in dem man Erdsonden zum Heizen verwendet, die Innenbeleuchtung mit intelligenten Technologien steuert und so die optimale Energieeffizienz erzielt.

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